Beschreibung
Künstlergespräch mit Emanuel Raab und Sarah Straßmann
Ausstellung: Bereits zu Beginn der Fotografie wird diese begleitet von einer Diskussion um Wahrheit oder Fiktion, um Dokumentation und deren Interpretation. Eines der immer wiederkehrenden Bildmotive der Fotografie ist dabei die Architektur. An ihr können diese Begriffe eindrücklich dargestellt und zum Ausdruck gebracht werden. Zu fast allen Zeiten hatte die Architekturfotografie einen bedeutenden Anteil an der Entwicklung der Geschichte und Theorie des Mediums Fotografie. Die aff Galerie präsentiert zwei fotografische Positionen zeitgenössischer Künstler, die sich im Spannungsfeld der beiden genannten Bereiche bewegen – Sarah Strassmann und Emanuel Raab. Die Ausstellung „Über Bild und Raum“ zeigt fotografische Arbeiten, die sich auf die Wahrnehmung und Interpretation von Architektur und konstruiertem Raum konzentrieren. Es werden Thesen zur Architektur und zu Räumlichkeit formuliert, aber auch eine Ambivalenz des fotografischen Bildes und des Mediums Fotografie vor Augen geführt.
Emanuel Raab macht sich das Phänomen einer abstrakten Bildwirkung durch die Erzeugung extremer Perspektiven, die Drehung des Bildes und ungewohnte Bildanschnitte in seiner Serie BildRaum zunutze. Ganz im Sinne der mediengerechten Auffassung Moholy-Nagys „Fotografie ist Lichtgestaltung“ interessiert Raab, wie der Umgang mit Licht in der Fotografie die Architektur im Bild verändert. So wie der Blick wird auch die Architektur vom Statischen durch das Dynamische abgelöst und mit der Ambivalenz des Sujets eine Offenheit für den Betrachter ermöglicht. Die sich verdichtende Wechselbeziehung zwischen Architektur und Medium in Gestaltung und Wahrnehmung führt zu Kippbildern zwei-und dreidimensionaler Wirkung. Der Bildraum wird zum beständigen Erfahrungsraum des nach Orientierung suchenden Blicks. Die Abstraktion bleibt trotz architektonischer Konkretion erhalten und die ästhetische Wahrnehmung von Architektur fokussiert. Im Laufe der Serie nimmt der Grad der Reduktion und Abstraktion zu. Die nahezu monochrome Farbgestaltung einer blendenden Helle erinnert sowohl an transzendente als auch an virtuelle Räume. Wie bei den flirrenden Oberflächen von Screens scheint sich die taktile Grenze zu immaterialisieren.
Im Frühjahr 2015 begann Sarah Straßmann auf Einladung des Direktors des Museum Marta Herford eine Arbeit über die Räume hinter den Kulissen des Museumsbaus. Eine Fotoserie, die später im 10-jährigen Jubiläumsbuch des Museums erscheinen sollte. Die Fotografien dieser „Nichtorte“ versuchen den Raum zu erspüren, wiegen Licht und Schatten aus, zeigen Treppen, Dachboden und Keller, endlose Gänge, Türen, Aufzüge, Schächte, Rohre, Mauern und Abgründe. Während ihrer fotografischen Erkundungen wurde die Künstlerin im Zwischenboden der größten Museumsgalerie eingeschlossen. „Als Kind hatte ich immer diesen einen Traum der Verfolgung. Meist war es eine undefinierbare Gefahr, die mich quer durch ein Haus jagte, und ich wusste: Der Titel würde ‚The Chase’ sein!“, heißt es später bei Straßmann. Die Arbeit „The Chase“ untersucht die Darstellbarkeit von Abwesenheit, Unsichtbarem und Unterbewusstem. Licht, Schatten, Spiegelungen, Oberflächen und Materialitäten entwickeln ein Eigenleben und tragen zu einer Raumgestaltung bei, die weit über das Abgebildete hinaus weist. Neben persönlichen Assoziationen werden das Verhältnis von Raum und Repräsentation beziehungsweise die Bedeutung von Raum als Ort von Erinnerung befragt.