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Felix Gebauer: "Schön, dass ihr da seid!"

Felix Gebauer: "Schön, dass ihr da seid!"
Photo: © privat

Felix Gebauer arbeitet an der UdK und setzt sich für Geflüchtete ein. Zudem organisiert er Kulturveranstaltungen mit politischem Anspruch und hat zuvor Arabistik und Kommunikationswissenschaften in Leipzig und Syrien studiert. Zeit, sich mit diesem Mann einmal zu unterhalten: Im Profil der Woche spricht er über sich und seine Arbeit, seine Hoffnung an die Zukunft und darüber, wie Kulturveranstaltungen in einer Stadt wie Berlin Demokratie erzeugen können. 


CCB Magazin: Hallo Felix, leg mal los: Wer bist du und was machst du?

Felix Gebauer: Ich bin Felix und obwohl das gar nicht so einfach ist in diesen Tagen, habe ich die Hoffnung an die menschliche Zivilisation noch nicht ganz aufgegeben. Derzeit arbeite ich an der UdK Berlin und organisiere den Kurs OnStage – eine Art gemischte Projektklasse für Geflüchtete und schon länger hier lebende Musiker, Musikerinnen, Musikproduzenten und Musikproduzentinnen mit dem Ziel, ein gemeinsames Event auf die Beine zu stellen. Eigentlich habe ich Arabistik und Kommunikationswissenschaften in Leipzig und in Syrien studiert, der Kulturbereich hat mich aber nie losgelassen:  So habe ich ein Jahr lang das Projekt von Cinema Jenin in Palästina koordiniert, ein Open Air Kino und Kulturzentrum. Seit ich in Berlin bin habe ich dann an diversen Festivals und Raves mitgewirkt, Konzerte und Veranstaltungsreihen veranstaltet, zum Beispiel die Talkrunde „Übermorgenland“ im Radialsystem mit Lydia Ziemke. Letztes Jahr habe ich mit ein paar Freunden das Welcome Picnic auf dem Tempelhofer Feld umgesetzt, das war ein Riesenerfolg! Hin und wieder mache ich auch selbst besonders langsame Musik, zum Beispiel nächstes Wochenende auf dem Garbicz Festival. Und ja, derzeit konzentriere ich mich auf meine Arbeit an der UdK. 

CCB Magazin: Was genau verbirgt sich hinter OnStage an der UdK und wie bist du dazu gekommen, dich an der UdK für Geflüchtete zu engagieren?

Felix Gebauer:Ziel von OnStage ist es, dass Geflüchtete und schon länger hier lebende Musiker und Musikproduzenten ein außerordentliches Konzertereignis planen und im Anschluss auch gemeinsam umzusetzen – und dass alle Beteiligten zum Schluss selbst auf der Bühne stehen. Dabei treffen alle Teilnehmer alle wichtigen Entscheidungen selbst. Wir beraten sie und geben unser Wissen in Punkto Organisation und Öffentlichkeitsarbeit weiter. Organisation und Öffentlichkeitsarbeit werden für Künstler immer wichtiger, um überhaupt überleben zu können. Und ich selbst kann auch noch etwas im Kurs lernen, schließlich kommen die Dozenten aus den unterschiedlichsten Bereichen: aus dem Kater Holzig, von Meltbooking, dem Sisyphos oder von Mensch Meier. Für die Qualität des Kurses sorgt zudem eine Jury, dabei sind Katja Lucker vom Musicboard Berlin, Monolink und Philip Vingerhoets vom Klunkerkranich und Asja Tomasi vom Fusion Festival. 

Für mich sind Kulturveranstaltungen mehr als nur ein Beruf. Ich will darüber Begegnungen schaffen und es ermöglichen, dass sich Menschen gegenseitig inspirieren

CCB Magazin: Was willst du mit deiner Arbeit bewegen oder verändern?

Felix Gebauer:Ich will Begegnungen schaffen. Ich will es Menschen ermöglichen, sich auf persönlicher Ebene zu begegnen, um sich gegenseitig zu inspirieren und durch den Austausch individuell weiter entwickeln zu können. Für mich sind Kulturveranstaltungen darum auch mehr als nur ein Beruf. Sie sind ein Mittel, um das in der Gesellschaft anzuregen, was mir wichtig ist. Da ich selbst aus dem Kulturbereich komme, kann ich mich besonders gut in die Zielgruppe hineinversetzen. Ziel meiner Arbeit ist es, dass wir uns zum Schluss mit dem, womit wir uns am besten auskennen, dafür einsetzen, dass alle Menschen respekt- und liebevoll miteinander umgehen können. Nur so können wir die Gesellschaft auch nachhaltig verändern. Ein ganz persönliches Anliegen ist es mir zudem, mich über meine Arbeit für geflüchtete Künstler einzusetzen und sie dabei zu unterstützen, hier ankommen zu können, zu starten und schnell Fuß zu fassen. Nebenbei hoffe ich natürlich, dass über meine Arbeit an der UdK richtig abgefahrene Musik entsteht, die es vorher so noch nicht gab! Hier ist Migration ein guter Impuls, um kulturelle Innovation voranzutreiben.

CCB Magazin: Was würdest du sagen: Was macht deine Arbeit besonders?

Felix Gebauer:Letzten Endes kommt es bei meiner Arbeit darauf an, sich die Zukunft vorstellen zu können: Es geht darum, einzelne Planungsschritte im Kopf zu verinnerlichen - und durchzurechnen, wie eigene Entscheidungen das Endresultat beeinflussen. Und mit jeder Veranstaltung wächst der Erfahrungsschatz. Das ist aber nicht nur ein Vorteil – wer weiß, was alles schieflaufen könnte, der probiert auch weniger aus. Mein persönlicher Anspruch ist es, über meine Arbeit alle Beteiligten sehr ernst zu nehmen. Von den KünstlerInnen über die Techniker bis zu den Gästen.

CCB Magazin: Du bist aus Berlin: Was bedeutet Berlin für dich als Lebens- und Standort?

Felix Gebauer:Das kann man jetzt so direkt nicht sagen, ich bin ja aus der Pampa zugezogen. Ursprünglich bin ich aus Göttingen und "erst" seit fünf Jahren in Berlin. Und Berlin bietet erst mal richtig viel Input und unendlich viele Möglichkeiten. Gleichzeitig ist die Stadt ganz schön kaputt. Auch ist die allgemeine Stimmung derzeit eher desolat. Die Menschen haben alle zu knabbern, weil die Mieten derart steigen und alle darum mehr schuften müssen, damit sie die Miete überhaupt bezahlen können. Da bleibt für die meisten weniger Zeit und Asche übrig, um sich kreativ auszuleben oder um sich überhaupt Studios oder Proberäume leisten zu können. Manchmal kommt mir die Stadt vor wie ein großer Druckkochtopf, mit verstopftem Ventil. Immerhin wird es nicht langweilig.

Die Mieten in der Stadt müssen runter, Freiräume müssen endlich geschützt werden! 

CCB Magazin: Wenn du einen Wunsch hättest: Wie sollte Berlin in Zukunft gestaltet werden?

Felix Gebauer:Die Mieten in der Stadt müssen runter! Es kann nicht sein, dass in Berlin zunehmend Flächen von Briefkastenfirmen und Hedgefonds gehalten werden, die keinerlei Bezug zu dieser Stadt haben. Da muss die Politik mutiger werden, das zu regeln. Freiräume müssen endlich geschützt werden, damit junge Leute sich künstlerisch ausprobieren können, ohne dass irgendwelche Booker darüber zu entscheiden haben, wer denn jetzt nun cool ist in Berlin und wer durchs Raster fällt. Dass zum Beispiel das Johnny Knüppel derzeit von der Schließung bedroht ist, wo junge Leute einfach mal machen können, sich ausprobieren, zugleich aber auch gestandene Jazzmusiker mit Weltklasse dort spielen, das ist eine amtliche Katastrophe.

CCB Magazin: Felix, was planst du in der Zukunft?

Felix Gebauer:Ich hab jetzt erst mal alle Hände voll zu tun mit OnStage. Am 3. September veranstalten wir dann auf dem Tempelhofer Feld zum zweiten Mal das „Schön, dass ihr da seid! - Welcome Picnic“. Das ist ein schöner Anlass, um mit unseren neuen Nachbarn gemeinsam zu feiern und zu unterstreichen, dass es bei allen schlechten Nachrichten auf dieser Welt noch immer eine geballte Ladung Menschlichkeit gibt!

CCB Magazin: Felix, viel Erfolg bei allem. 


Profil von Felix Gebauer auf Creative City Berlin

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