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Auf der Sonnenseite des Lebens

Auf der Sonnenseite des Lebens
Foto: © Sonnenrepublik

Andreas Guba und Oliver Lang hatten eine Vision: Sie wollten weltweit die erste Plattform für solare Stromversorgung im Bereich mobiler Kleingeräte schaffen. Sie gründeten das Sonnenrepublik, ihr hauseigenes Startup. Ihr erstes Produkt, die ClicLite, ist gerade auf dem Markt - mit der ClicLite lässt sich das eigene Mobiltelefon per UV-Strahlung aufladen. Die erste Serie wurde über Crowdinvesting finanziert. Creative City Berlin sprach mit Andreas Guba über grüne Wege durch alternatives Produzieren, über Für und Wider des Crowdinvestings und warum die ClicLite wohl nicht ihr letztes Produkt sein wird.
 

Interview Jens Thomas

 

CCB Magazin: Hallo Andreas, ihr seid die Sonnenrepublik und habt die ClicLite entwickelt, ein Gerät, über das sich das eigene Handy mittels UV-Strahlung aufladen lässt. Bricht euch jetzt im Winter nicht die Kundschaft weg?

Andreas Guba: (Lacht) Nein, natürlich nicht, wenngleich wir im Sommer natürlich mehr verkaufen. Aber auch mit der Wintersonne lässt sich die ClicLite aufladen. Um die Weihnachtszeit ist unser Produkt auch ein gutes Geschenk, das  nicht sinnfrei ist.

CCB Magazin:Wie funktioniert eure ClicLite?

Andreas Guba:Die ClicLite ist ein 4×4 cm kleines hocheffizientes Solarmodul, welches man an allen 4 Seiten wie ein Puzzle zusammenstecken kann. Dazu gibt es das passende Ladegerät, die ClicLite. Die ClicLite ist weltweit der kleinste Solarlader, kombiniert mit einer ultrahellen Minileuchte. Die 30 Gramm leichte Energiereserve hat man immer dabei, da sie auch als Schlüsselanhänger dienen kann. Mit ihr kann man dann unterwegs z.B. ein i-Phone zu 20 Prozent vollladen und eine Stunde intensive Nutzungsdauer gewinnen.

CCB Magazin:Wie seid ihr auf die Sonnenrepublik gekommen, welche Idee steckt dahinter?

Andreas Guba:Oliver hatte schon zuvor Solarmodule entwickelt. Ich sprach ihn dann Anfang 2012 an, seine bereits entwickelten Solarmodule zu stückeln und mit einer Verbindung auszustatten sowie einen Baukasten zu entwickeln, der es dem Nutzer ermöglicht, individuell seinen Energiebedarf für unterwegs zusammenzustellen. Genau das hatte er vier Jahre vor meinem Vorschlag schon technisch skizziert und suchte seitdem latent nach einer Realisierung. So kam eins zum anderen. Sonnenrepublik nennen wir uns, weil das positiv klingt und man es sich leicht merken kann.

Und noch einer: Oliver Lang, ebenfalls von der Sonnenrepublik. Foto: Oliver Lang.

CCB Magazin:Ihr stellt eure Produkte individuell in Eigenregie her. Was ist das Besondere daran?

Andreas Guba:Das Schöne an unserer Arbeit ist, dass sie Sinn macht. Für uns und für andere. Wir haben sehr kurze Wege bei der Wertschöpfung, wir haben die Kontrolle über das was wir machen und auch machen wollen.  Wir sind unabhängig, können eigene Ideen umsetzen. Und wir bestimmen die Spielregeln. Wir nehmen Einfluss und gestalten. Und Made in Germany ist auch ein starkes Verkaufsargument. 

Das Schöne an unserer Arbeit ist, dass sie Sinn macht - für uns und für andere

CCB Magazin:Ihr seid in gewisser Weise ein grünes Startup. Warum alles im grünen Bereich?

Andreas Guba:Solar und Nachhaltigkeit hat mich schon immer interessiert, ich komme aber aus einer ganz anderen Branche. Irgendwann dachte ich mir, versuch doch mal etwas Eigenes. Doch wenn ich schon mal etwas Eigenes mache, sollte es sinnvoll sein. Und es muss sich rechnen. Ich wollte ein vernünftiges Unternehmen, das  gewinnbringend ist. Zunächst habe ich die Sonnenrepublik nebenbei gemacht, irgendwann habe ich dann meinen anderen Job dafür aufgegeben. Unsere Produkte sollen auch ein Beitrag zum „Clicc“ in den Köpfen leisten, jeder kann sofort Solarstrom nutzen und damit spielen.

CCB Magazin:Hast du keine Angst, dass dein Unternehmen scheitern könnte?

Andreas Guba:Ach, es gibt immer Wege zum Scheitern, aber die Resonanz auf unser Produkt ist bislang hervorragend. Wir hatten uns das zudem sehr gut überlegt und haben nicht ins Blaue irgendwas erfunden; wir haben unsere Produkt zunächst über das Crowdinvesting finanziert und vor dem Crowdinvesting schon den ersten Prototypen fertig. Für Angst besteht kein Anlass, ich bin sehr optimistisch.

Das ganze Team: alle ziemlich gelb, arbeiten aber im grünen Bereich. Foto: Sonnenrepublik.

CCB Magazin:Ihr habt eure Kampagne über die Plattform Innovestment gestartet. Warum das Crowdinvesting? Und warum über Innovestment?

Andreas Guba:Das Crowdinvesting ist die beste Möglichkeit, sein Produkt einmal zu testen. Unser Ansprechpartner von Innovestment hat das sehr schön auf den Punkt gebracht: „Crowdfunding ist die billigste Art zu scheitern“. Wäre das Investment schief gelaufen, hätten wir unser Geschäftsmodell nicht weiter verfolgt. Aber es hat funktioniert, unser Funding war veranschlagt auf fünf Wochen, nach einer Woche hatten wir unser Ziel erreicht - zum Schluss hatten wir 22 erfolgreiche Bieter und konnten unseren  Unternehmenswert um 16 Prozent steigern. Und bei Innovestment hat uns das auktionsbasierte Geschäftsmodell mit einem Mindesteinsatz von 1.000 Euro gefallen. Dadurch hatten wir eine überschaubare Anzahl an Investoren. Das ist auch ein Qualitätsmerkmal, wenn Leute in dieser Höhe Anteile kaufen. Auch haben die Leute von Innovestment unsere Geschäftsidee sofort verstanden und darauf sehr positiv und schnell reagiert. 

Ich wollte ein vernünftiges Unternehmen, das  gewinnbringend ist

CCB Magazin:Hattet ihr auch in Erwägung gezogen, Kredite aufzunehmen? Oder war das Crowdinvesting erste Wahl zur Startfinanzierung?

Andreas Guba:Wir hatten uns natürlich viele Wege überlegt. Wir hätten uns zum Beispiel auf diverse Förderprogramme bewerben können. Aber das Prinzip des Crowdinvestings hat uns gleich gefallen; man erhält Feedback von ersten potenziellen oder tatsächlichen Kunden, man führt einen ersten Markttest durch. Klassische Finanzierungen kamen nicht in Frage, VC-Gesellschaften oder Business Angel steigen in der Seed-Phase ungern oder für uns zu sehr ungünstigen Bedingungen ein. Ich denke, dass wir von unserer Hausbank nach den ersten größeren Umsätzen mit einer kleinen Kontokorrentzusage rechnen können, mehr ist von dieser Seite für ein Startup aber nicht zu erwarten.

Die ClicLite ganz in rot: das erste Produkt der Sonnenrepublik. Foto: Sonnenrepublik.

CCB Magazin:Die ClicLite ist eure erste Serie. Wie geht es mit der Sonnenrepublik weiter?

Andreas Guba:Für dieses Jahr 2013 erwarten wir knapp 80.000 Euro Umsatz. Für 2014 rechnen wir mit etwa 1,5 Mio. Euro Umsatz. Der Breakeven auf Monatsbasis soll bereits zum Jahresende 2014 erreicht werden. Die Nachfrage nach unseren Produkten steigt. Entstehen soll eine ganze Clicc-Welt aus Farben, Materialien, Ladegeräten und angrenzenden Produkten.

CCB Magazin:Wie schafft ihr es dann, eure Produktion noch manuell herzustellen und ‚grünen Prinzipien‘ treu zu bleiben? Kurze Handelswege und ressourcenschonendes Arbeiten sind euch wichtig. Lässt sich das noch alles unter einen Hut bringen, wenn man expandiert?

Andreas Guba:Unser Ziel ist es natürlich zu wachsen. Wir werden darum unser Portfolio in Zukunft stärker skalieren mit unterschiedlichsten Produkten in unterschiedlichsten Farben und Varianten. Das erwarten auch unsere Investoren, dass ein Unternehmen wächst, in das sie investiert haben. Die ClicLite soll ein Massenprodukt werden. Aber wir werden unsere Firmenprinzipien nicht einfach über Bord werfen, selbst wenn wir wachsen. Mittlerweile haben wir erste Anfragen aus Ländern wie China, doch die Vor-Ort-Produktion ist und bleibt uns wichtig. 2014 werden wir nach Europa expandieren und darüber hinaus. Bei aller Expansion muss die Einzigartigkeit unserer Produkte aber erkennbar bleiben. Sonst würden sie in der Masse untergehen.

CCB Magazin:Andreas, vielen Dank für dieses Gespräch und viel Erfolg.

Rubrik: Innovation & Vision

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