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Konrad Lauten: „Das Crowdfunding aus den urbanen Zentren in die Fläche bringen“

Konrad Lauten: „Das Crowdfunding aus den urbanen Zentren in die Fläche bringen“
Foto: © Indiegogo

Bunter wirds nicht: Das Team von Indiegogo.

Von USA über Kanada, nach UK und Australien direkt nach Berlin: Indiegogo ist die erste große internationale Crowdfunding-Plattform, die nach Berlin kommt - mit Konrad Lauten als Ansprechpartner. Was bedeutet die Niederlassung von Indiegogo für die lokale Crowdfunding-Szene und den hiesigen Crowdfunding-Markt? Warum ist Indiegogo nach Berlin gegangen und was sind Vor- und Nachteile einer zunehmenden Internationalisierung im Bereich Crowdfunding? Konrad Lauten stand uns Rede und Antwort.
 

INTERVIEW  JENS THOMAS

 

CCB Magazin: Hallo Konrad, Indiegogo kommt mit 40 Millionen Dollar im Gepäck nach Berlin.  Du bist neuer Ansprechpartner für die Berliner Region. Was bedeutet dieser Umzug für die lokale Crowdfunding-Szene und den hiesigen Crowdfunding-Markt?

Konrad Lauten: Durch die Arbeit von Indiegogo in Deutschland wird das Bild von Crowdfunding um viele  Möglichkeiten erweitert. Neben dem eigentlichen Funding können die Marktvalidierung, die Rückmeldung vom zukünftigen Kunden und Fragen nach weiteren Ausstattungs- oder Gestaltungsideen die Motivation fürs Crowdfunding sein. Die Möglichkeiten von Crowdfunding im deutschsprachigen Raum und ausgehend von Mitteleuropa sind ja noch viel weitreichender, als das bisher erkannt und genutzt wurde. Dafür macht es Sinn, vor Ort Ansprechpartner für die verschiedenen Marktbeteiligten zu haben. Indiegogo hat durch den globalen, flexiblen und offenen Zugang viel weitreichendere Möglichkeiten als die Kollegen der Branche. Das wollen wir kommunizieren und entwickeln.

CCB Magazin:Warum ist Indiegogo gerade nach Berlin gegangen?

Konrad Lauten:Indiegogo hat in Deutschland zwei neue Positionen geschaffen. Mit Sven Hock in München haben wir die klassische Hauptstadt des Venture Capital und einen gut vernetzten Ansprechpartner für Projekte von dort und aus ganz Deutschland an Bord. In Berlin soll mit mir ein sowohl in der Kreativ- als auch Crowdfundingbranche vernetzter Berater am Start sein, der die Vorzüge der „Startup-Hauptstadt“ mit den sich oft neu erfindenden Gründern verbindet. 

Die internationale Sichtbarmachung macht für viele Projekte Sinn

CCB Magazin:Die Crowdfunding-Branche internationalisiert sich zusehends. Was sind Vor- und Nachteile dieser Entwicklung, sowohl für Indiegogo als auch für Crowdfunding-Projekte und andere Crowdfunding-Plattformen?

Konrad Lauten:Die Sichtbarmachung eines Projektes bei einer international wahrgenommenen Crowdfunding-Seite macht für viele Projekte Sinn. Das erhöht die Reichweite, wenn man als Projekt über das eigene Umfeld hinaus und die eigene Region Unterstützer sucht. Besonders das Feedback der zukünftigen Kunden und die Marktvalidierung eines Projektes sind neben der Finanzierung das Ergebnis, das durch eine global aufgestellte Plattform einfacher erreicht werden kann.
 

Konrad Lauten ist neuer Ansprechpartner für Indiegogo in Berlin.

CCB Magazin:Der deutsche Markt und insbesondere Berlin rücken immer mehr in den Fokus der US-Unternehmen. Wird diese zunehmende Internationalisierung des Crowdfunding-Marktes auch andere bereits bestehende Anbieter vor Ort verdrängen?

Konrad Lauten:Das glaube ich nicht. Der Markt ist so groß, dass es für viele Anbieter entweder Nischen oder Anteile am Wachstum geben wird. Ich denke eher, dass die wachsende Aufmerksamkeit und besonders eine Veränderung in der Wahrnehmung der Möglichkeiten des Crowdfundings für ein ausreichendes Wachstum der Branche insgesamt sorgen. 

Der Markt ist so groß, dass es für viele Anbieter entweder Nischen oder Anteile am Wachstum geben wird

CCB Magazin:Zu erkennen ist aber, dass vor allem große US-Firmen nach Deutschland kommen und nicht umgekehrt.Sollten sich hier ansässige deutsche Plattformen stärker internationalisieren?

Konrad Lauten:Ja, das sollten sie. Indiegogo war bisher neben den USA in Kanada, UK und Australien vertreten. Die Niederlassung in Deutschland ist somit die erste Dependance in einem anderssprachigen Land. Das zeigt, wie viel Zugkraft die “Marke”  Deutschland in den USA mittlerweile hat. Das sollte auch andere Plattformen aus Deutschland anspornen, künftig international vertreten zu sein.

CCB Magazin:Aber können deutsche Plattformen mit den Plattformen aus den USA mithalten? Der Markt wird von wenigen Großen dominiert.

Konrad Lauten:Nischen und spezielle Funktionalitäten werden immer von kleineren Plattformen bearbeitet und angeboten werden können. Ob sich andere Plattformen international aufstellen sollten, ist wiederum von deren Strategie abhängig und außerhalb meiner Empfehlung.

CCB Magazin:Der deutsche Crowdfunding-Markt wächst. Vergleicht man die Wachstumsraten in Deutschland aber mit denen in den USA, ist der Zuwachs hierzulande noch immer eine Marginalie: Die Finanzierungssumme im Bereich reward based Crowdfunding kletterte zwar in Deutschland im letzten Jahr auf 9 Mio. Euro seit 2010 - eine Wachstumssteigerung im Jahr 2013 um 175 Prozent gegenüber 2012. Auch im Bereich Crowdinvesting liegt das Gesamtfinanzierungsvolumen seit 2011 bei über 22 Mio. Euro - eine Steigerung um 250 Prozent im Jahr 2013 gegenüber dem Vorjahr. In den USA sprechen wir aber über ganz andere Summen: Rund 1,6 Milliarden US-Dollar sind alleine im Jahr 2012 über das Crowdfunding in den USA geflossen. Wie wertest du die Entwicklung in Deutschland und wie wird sich der deutsche Crowdfunding-Markt weiter entwickeln?

Konrad Lauten:Da die Regulierung im Bereich reward based Crowdfunding nicht allzu stark werden wird, werden weitere Konzepte der Vermarktung und Präsentation mit mehr Playern aus der “alten” Wirtschaft entstehen und für eine weitere Verbreitung sorgen. Vergleicht man das reward based Crowdfunding mit dem equity based Crowdfunding, also Crowdfunding mit dem Crowdinvesting, wird der Bereich equity based Crowdfunding sicher den größten Anteil am Zuwachs des Crowdfunding-Finanzrahmens erhalten. Die Strahlkraft eines spannenden, interessanten oder wichtigen Projektes mit Gegenleistung kann aber ein auf Zahlen ausgerichtetes Investing-Projekt nicht bekommen. Im Moment mag im Bereich Crowdinvesting noch viel Phantasie sein, bald wird aber auch hier das Risikobewusstsein zunehmen und eine Tendenz zum genaueren Hinsehen und Evaluieren der Projekte Einzug halten. Insgesamt werden - besonders durch die neuen Wege zur Community, zum gemeinsamen Finanzieren und zum Kundenfeedback - mehr Konzepte entwickelt werden, die zum Beispiel auch das Crowdfunding mit dem Crowdinvesting verbinden. Dafür braucht es wiederum mehr Crowd Community-Manager, die sich mit den langfristigen Strategien der Community beschäftigen. Multiple Projekte mit reward oder equity based Crowdfunding werden dann einfacher zu stemmen sein.

CCB Magazin:Momentan beginnt sich auch die Politik mit dem Thema Crowdfunding zu beschäftigen. Was wünscht du dir von der Politik für den Crowdfunding-Markt?

Konrad Lauten:Ich wünsche mir eine Startup- und Crowdfunding-Initiative, die mit einem neuen Konzept, der Crowdfunding Road Show, durchs Land zieht und regional wirbt, Projekte besucht und das Crowdfunding aus den urbanen Zentren in die Fläche bringt. Vielleicht fangen wir mit Brandenburg an, das liegt vor der Tür und hat sehr viel Fläche! Mit Crowdfunding-Brandenburg.de  

CCB Magazin:Konrad, vielen Dank für dieses Gespräch.

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