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Jennifer Hoyer: "Über die Fotografie kann ich den Wirrwarr in meinem Kopf ordnen"

Jennifer Hoyer: "Über die Fotografie kann ich den Wirrwarr in meinem Kopf ordnen"
Foto: © Jenny Hoyer

Heute im Profil der Woche (Teil 10): Die Modefotografin Jennifer Hoyer. Sie war in London, München, dann kam sie nach Berlin. Im Magazin spricht sie über ihren Weg als Fotografin und Berlin als Standort. 


CCB Magazin: Hallo Jennifer, leg mal los: Wer bist du und was machst du?

Jennifer Hoyer: Hallo, mein Name ist Jennifer Hoyer und ich bin Fotografin. Ich habe mich auf Beauty-, Fashion- und Produkt-Fotografie spezialisiert.

CCB Magazin:Wie kam es dazu, dass du Fotografin geworden bist?

Jennifer Hoyer: Das Ganze ist im Grunde über fünf Ecken passiert. Nach der mittleren Reife habe ich zunächst eine Ausbildung zur Kosmetikerin absolviert und auch eine Weile in dem Bereich gearbeitet. Dann bin ich nach London gegangen, dort habe ich in einem 5 Sterne Hotel gearbeitet und da ist mir bewusst geworden, dass es mich einfach in den kreativen Bereich zieht. Ich bin dann zurück nach Deutschland, habe Kommunikationsdesign in München studiert. An der Uni gab es einen tollen Fotokurs, das hat mich zur Fotografie gebracht.

CCB Magazin:Davor hattest du rein gar nichts mit Fotografie zu tun?

Jennifer HoyerÜberhaupt nicht, außer, dass ich selbst mal vor der Linse stand. Dann bin ich nach Berlin, und auch hier besuchte ich einen Fotokurs, der war aber nicht ansatzweise so gut und fordernd wie in München. Plötzlich stagnierte mein Leben, ich kam nicht voran, auch das Fotografieren habe ich erst mal für ein Jahr an den Nagel gehängt. Die Fotografie hat mich aber nie losgelassen. Ich habe dann viel in meiner Freizeit fotografiert und Zeit in freien Shootings verbracht, darunter litt auch mein Studium. Das Studium hab ich dann abgebrochen. Jetzt bin ich Fotografin.

CCB Magazin:Was bedeutet die Fotografie für dich? Was möchtest du mit deinen Fotos bewegen? 

Jennifer Hoyer: Mit dem, was ich mache, kann ich die Welt nicht verbessern, das wäre sicherlich vermessen zu behaupten, zumal ich mich mit meinem Beruf wirklich in einer sehr oberflächlichen Industrie bewege. Aber in keinem anderen Medium kann ich so sehr meine Ideen verwirklichen. Über die Fotografie kann ich den Wirrwarr in meinem Kopf ordnen und visualisieren. Ich denke, wenn ein Bild etwas in einem Menschen bewegt, egal ob positiv oder negativ, dann ist das schon ein gutes Zeichen. Der Betrachter wird zum Nachdenken angeregt. 

Fotograf zu sein bedeutet auch, zu basteln und unkonventionelle Wege zu gehen

CCB Magazin:Was ist das Besondere an deiner Arbeit? Auf was kommt es an?

Jennifer Hoyer: Ich arbeite viel mit den verschiedensten Menschen, ich bilde verschiedenste Gesichter ab, verschiedene Charaktere, verwirkliche unterschiedlichste Ideen. Man ist Entertainer auf der einen Seite, Fotograf und Art Director auf der anderen. Und man muss es schaffen, die unterschiedlichsten Ideen und kreativen Impulse aller Mitwirkenden vom Hair&Make-Up-Artist bis zum Stylist in einem Bild zu bündeln. Das Endergebnis ist dann der Verdienst aller Beteiligten. Für mich heißt das, dass ich ein gutes Auge und den Blick fürs Detail brauche, es geht um gute Lichtsetzung, viel Kreativität und auch um Improvisation. Denn ein Problem vieler Fotografen ist es, dass sie dazu neigen, alles möglichst perfekt auszuleuchten, alles nach Schema F zu machen und möglichst kein Risiko eingehen wollen. Die Bilder dürfen nicht unscharf sein, Blende 8 die Sonne lacht, und was es sonst noch so gibt. Es gibt aber in der Fotografie kein Richtig oder Falsch, es gibt nur ein absolut falsch. Ansonsten ist es wahnsinnig wichtig zu probieren, zu spielen, sich neu zu erfinden, um die Ecke zu denken. Fotograf zu sein bedeutet auch, zu basteln und unkonventionelle Wege zu gehen, um ans Ziel zu kommen.

Beautyserie "Gloomy Godess" in Zusammenarbeit mit Schmuckdesignerin Constance von A Mon Seul Desir, Model: Nhi Nguyen, Foto: © Jennifer Hoyer.
 

CCB Magazin:Was inspiriert Dich, was treibt Dich an?

Jennifer Hoyer: Meine Kreativität ziehe ich aus allem Möglichen. Ich speichere jedes gute Bild ab, ich notiere oder skizziere meine Ideen. Es ist immer etwas Besonderes, mit so unterschiedlichen Menschen zu arbeiten und immer wieder verrückte Ideen umzusetzen. Die besten Shootings sind meist auch die, wo nicht alles 100 Prozent durchgeplant ist. Für mich ist meine Arbeit sehr meditativ. Und es ist mir trotz eines strikten Zeitplans wichtig, dass alle Beteiligten Spaß haben, genug Nervennahrung am Set bekommen und bei mir das Gefühl haben, sich fallen lassen zu können und wohlfühlen. Leider ist der Job als Fotograf oft nicht einfach. Die Konkurrenz ist groß, der Verdienst oft schlecht. Oft bleibt die Fotografie brotlose Kunst, vor allem dann, wenn man Projekte machen möchte, in denen man ganz eigene Ideen umsetzen will.

CCB Magazin:In Berlin gibt es weit mehr als 100 Galerien, die sich jedes Jahr ganz oder partiell der Fotografie widmen. Was bedeutet Berlin für dich?

Jennifer Hoyer: Berlin ist für mich eine kreative Hochburg und ein Schlaraffenland, alles kann, nichts muss und man kann endlos Inspiration ziehen. Auf der anderen Seite ist gerade der Markt in Berlin hart umkämpft. Das Durchschnittsgehalt ist hier bundesweit auch mit am niedrigsten

Berlin ist für mich eine kreative Hochburg und ein Schlaraffenland, alles kann, nichts muss

CCB Magazin:Was wünscht du dir für Berlin? Wie sollte die Stadt in Zukunft gestaltet werden?

Jennifer Hoyer: Berlin soll vom Charakter so bleiben wie es ist. Die Gentrifizierung, das Aufschicksen und Hochschrauben der Mieten, sowie das Locken der Touristen ist oft sehr anstrengend. Trotzdem wäre es, zumindest für mich, schön, wenn sich mehr Beauty- und Modejobs in Berlin ergeben würden. Wie sich das wohl alles entwickelt, bleibt abzuwarten. Der Markt verändert sich ja auch gerade sehr. In diesem Sinne begrüße ich auch die Entwicklung im Bereich der Modefotografie, dass mittlerweile immer mehr ungewöhnliche Models gebucht werden, die nicht ins Schönheitsraster der Gesellschaft passen. Und ich finde es super, dass Plus-Size immer mehr im Kommen ist.

CCB Magazin:Was planst du in der Zukunft?

Jennifer Hoyer: Ich würde sehr gerne eine eigene Ausstellung machen, mit neuen Bildern, die nur für die Ausstellung gemacht wurden und dort ihre Premiere erleben dürfen. Ansonsten habe ich keinen genauen Plan, vielleicht werde ich mal wieder einen Abstecher in ein anderes Land machen, oder erst mal hier bleiben. Die Fotografie bleibt auf jeden Fall meins!

CCB Magazin:Jennifer, viel Erfolg!


Profil von Jennifer Hoyer auf Creative City Berlin

Portfolios von Jennifer Hoyer auf Creative City Berlin

 

Rubrik: Im Profil

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