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Martin Fritz: „Wir haben noch viel vor“

Martin Fritz: „Wir haben noch viel vor“
Foto: © privat

Martin Fritz ist Visionär und Medienmacher. Seit drei Jahren arbeitet er als Herausgeber von „LUST AUF GUT“, ein Magazin zum „Loben und Ausloben“ von Für-Sprechern, Macher*innen und Unternehmen. Sein Konzept nennt er „unwerbliche Werbung“. Wie viel Werbung verträgt das Soziale? Ein Gespräch mit dem Macher. 
 

INTERVIEW   JENS THOMAS
 


CCB Magazin: Hallo Martin, du arbeitest für LUST AUF GUT. Euer Magazin gibt es mittlerweile in bald 21 Städten, aktuell publiziert ihr das 75. Magazin mit einer Auflage von jeweils 10.000 Exemplaren. Was ist für dich „gut“?

Martin Fritz: Gut ist für mich alles, was Qualität hat und einen Mehrwert für die Gesellschaft schafft. Darum steht das GUT bei LUST AUF GUT für gutes Design, gute Architektur, gutes Handwerk, gute Ideen – einfach GUTe Qualitäts-Kultur. In unserem Magazin und auf unserer Plattform präsentieren sich ein inspirierender Querschnitt aller Disziplinen und Branchen. LUST AUF GUT bietet denjenigen Marken und GUTmachern in Deutschland eine großzügige Plattform, die für das GUTe und GUTgemachte stehen.

CCB Magazin:Wie bist du auf die Idee gekommen?

Martin Fritz:Ich persönlich bin groß geworden in der Werbeagentur der Eltern. Nach dem BWL-Studium und meinen Wanderjahren in der Agenturenwelt und in der Industrie habe ich mich 1990 mit meiner Marketingagentur in Karlsruhe selbständig gemacht. Also vor 26 Jahren. Gute Gestaltung hat mich schon immer bewegt. So kam ich zu „LUST AUF GUT“. Thomas Feicht, der Gründer der ersten Republic of Culture (RoC), hatte uns eingeladen, mit ihm und anderen guten Gestaltern die Magazinidee weiter zu entwickeln und herauszubringen. Wir sind also eine Art Gestalter- und Presseleute-Kollektiv. Er selber publiziert das Magazin LUST AUF GUT in den Städten Freiburg und Frankfurt. Uns hat er gefragt, ob wir die Städte Karlsruhe/Baden-Baden aufbauen wollen. Und da wir auch gute Kontakte nach Berlin haben, war es für uns eine wunderbare weitere Herausforderung, ein Magazin LUST AUF GUT über Berlin und für die Berliner zu machen. Da gibt es ja auch viele sehr interessante Leute und gute Manufakturen.

CCB Magazin:Was ist dein Ziel mit „LUST AUF GUT“?

Martin Fritz:Mit „Lust auf Gut“ bauen wir ein Netzwerk voller Lob auf. Ein Stadtmagazin der ganz besonderen, anderen Art. Mit Für-Sprechern, Lobern pro Stadt und Region für Menschen, Macher, Läden, Galerien, Künstler, Soziales, Plätze, Köche, Fotografen, und was unsere Mitmacher so GUT finden. Mit Kooperationspartnern. Mit Neuem, Besonderem. Seit 2015 auch mit einem kleinen „Shöpple“ über alle Bereiche: Design, Fotografie, Genuss, Kunst, Mode und „schau mer mal“. Bestimmt geht es uns und allen Mit-Machern nicht um Hochkultur gegen Design gegen Schnick-Schnack. Uns geht es aber nicht um Abgrenzung, sondern um eine ganzheitliche An-Sicht der Kultur. Wir wollen loben, ausloben. Die, die einfach versuchen, die Dinge gut zu machen. Aber ehrlich – es geht schon etwas gegen die Billig-Billig- und die Geiz-Kultur. 

Wir wollen loben, ausloben. Wir stellen die voran, die Dinge gut machen

CCB Magazin:Euer Heft ist ein Werbeplatz für Unternehmen mit sozialem oder qualitativem Anspruch. Wird darüber Werbung sozialer oder das Soziale werbender? 

Martin Fritz:Ich würde unser Konzept einmal so beschreiben: Wir betreiben eine Art der „unwerblichen” Werbung. Das Konzept von LUST AUF GUT ist, durch den Verzicht auf Firmen-Logos und einer durchgängigen Gesamtgestaltung, die das Magazin als Ganzes im Auge hat, GUTes in den Vordergrund zu stellen. Und ich darf an dieser Stelle mal Oscar Wild zitieren: „Persönlichkeiten, nicht Prinzipien bringen die Zeit in Bewegung.“ Und eben solche Köpfe, die so denken, Macher und Manufakturen, wollen wir einladen dabei zu sein. LUST AUF GUT der Republic of Culture ist darum nicht einfach nur ein Magazin, es ist vor allem ein Netzwerk-Produkt, bei dem die Guten die Guten empfehlen, Veranstalter sich mit Markenmachern vernetzen und zum Dialog und freien Austausch über gute Produkte und das GUTgemachte angeregt werden. Damit ist LUST AUF GUT eine sehr gute Plattform, um die Marken, die Produkte oder Dienstleitung auch bundesweit bei der Zielgruppe mit Qualitätsanspruch bekannt zu machen.  

CCB Magazin:Wie begegnet ihr der Gefahr des Social Washings? Einer Studie der Unternehmensberatung McKinsey zufolge spielt Nachhaltigkeit von Produkten und Unternehmen bei inzwischen fast 90 Prozent der Kaufentscheidungen von Kunden eine Rolle. Unternehmen wollen zunehmend grün und sozial erscheinen, selbst wenn sie es nicht sind. Greenpeace hat dafür die Seite stopgreenwash.org ins Leben gerufen. Werden die Unternehmen bei euch geprüft?

Martin Fritz:Moment, LUST AUF GUT ist nicht einfach so zu buchen! Wer dabei sein möchte, braucht eine Empfehlung oder wir suchen das Gespräch mit ihm. Und das Thema Social Washing ist uns durchaus bewusst. Auf der anderen Seite können wir aber auch nicht hinter alle Vorhänge schauen. Hier ist oft gesunder Menschenverstand hilfreich. Und, da wir mittlerweile aus vielen Branchen schon Mitmacher in unseren Reihen haben, ist das für uns eine gute Chance um Rücksprache zu halten, also Empfehlungen einzuholen oder zu hinterfragen: So führen wir zum Beispiel mit Michael Wimmer von der Fördergemeinschaft Ökologischer Landbau Berlin-Brandenburg FÖL Gespräche, um mit seinen Empfehlungen Bauern und handwerkliche Produzenten – aus Brandenburg und Berlin – aus dem Bereich Ackerbau, Viehzucht und Verarbeitung besser für unser Magazin auswählen und einladen zu können. Genauso sind wir im guten Gespräch mit Slow Food Berlin, mit Lars Jäger. Das Groß- und Hauptstadt-Convivium kennt die kulinarischen Einflüsse, die sich in Berlin zu einer einzigartigen Melange verbinden. So entsteht viel Hintergrundwissen, auf dem wir aufbauen, und mit dem wir unsere sinnliche Netzwerk-Plattform immer weiter erweitern.

Das Thema Social Washing ist uns durchaus bewusst. Wir können aber auch nicht hinter alle Vorhänge schauen

CCB Magazin:Du bist seit drei Jahren in Berlin. Was bedeutet Berlin für dich und deine Arbeit?

Martin Fritz:Berlin ist Kultur. Berlin ist das Zentrum. Berlin ist Bewegung und Wesenszug vieler Ideen und Lebenskonzepte, die morgen Deutschland weiter entwickeln. Also lag es für mich auf der Hand, dass wir auch hier das Magazin LUST AUF GUT als Verleger herausbringen wollten. Anfang April ist unsere dritte Ausgabe erschienen. Wir haben da noch viel vor. Denn von hier aus können wir die anderen RoC Republicen und deren Mitmacher unterstützen und ihnen gleichwohl auch Hauptstadt-Repräsentanz sein. Wer möchte, den vernetzen wir über die Stadtgrenzen hinaus. Ich sage: Berlin sollte wie unser LUST AUF GUT immer bezahlbar sein und bleiben. Auch für Einzelkämpfer, Künstler, kleine Läden und Manufakturen. Das ist die gute Chance für Berlin, gute Idee von guten und engagierten Mit-Machern guten Raum zu geben und dadurch der Stadt einen weiteren GUTen Mosaikstein der Kultur hinzuzufügen.

CCB Magazin:Martin, wie geht’s mit dir und dem Magazin weiter?

Martin Fritz:Gerade ist unser drittes Magazin LUST AUF GUT mit Schwerpunkt Berlin auf dem Markt. Im Sommer publizieren wir unser erstes LUST AUF GUT zum Thema der Kulinarik und eröffnen im Sommer unsere ersten beiden „LUST AUF GUT Quartiers-Magazine“, eins für den Bereich Prenzlauer Berg, Wedding, Mitte, Kreuzberg, Neukölln, Friedrichshain. Das andere für den Bereich Charlottenburg, Wilmersdorf und Schöneberg. Im Oktober/November 2016 kommt dann das vierte Stadt-Magazin LUST AUF GUT für Gesamt-Berlin heraus. Ich freue mich schon jetzt drauf! Du auch? Wir wollen gutes Handwerk und gute Produzenten, die sich um ein faires Miteinander bemühen, unterstützen. Das Wissen darüber hat jeder Bürger verdient, der sich dem Thema zuwendet und öffnet. Zum Schluss dient es dem Bürger und der Gesellschaft. Und das ist doch GUT so.

CCB Magazin:Martin, danke für das Gespräch, viel Erfolg. 


Profil von Martin Fritz und LUST AUF GUT auf Creative City Berlin

Rubrik: Innovation & Vision

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