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Martin Thim: „Die Städte der Zukunft müssen anspruchsvoller werden“

Martin Thim: „Die Städte der Zukunft müssen anspruchsvoller werden“
Foto: © CWF 2017

Organisiert das Creativity World Forum: Martin Thim

Am 1. November findet in Aarhus (Dänemark) das weltweite Creativity World Forum 2017 statt. Der Schwerpunkt liegt auf ‚Resilienz‘. Wir präsentieren das Creativity World Forum als Medienpartner und sprachen zuvor mit Organisator Martin Thim: Wie sieht resiliente Stadtentwicklung aus und was kann die Kreativwirtschaft dafür leisten?



INTERVIEW STEFAN  Schneider 

 

CCB Magazin: Hallo Martin, Du bist Co-Gründer von Worldperfect, einem Kreativbüro in Aarhus, das auf die Entwicklung von Nachhaltigkeitsstrategien spezialisiert ist und organisierst aktuell das Aarhus Creativity World Forums 2017. Das Hauptthema des Forums lautet „Creative Resilience: How to use creativity to develop cities on the rise”. Was verstehst du unter Creative Resilienz?

Martin Thim: Um es mit den Worten von Mitch Resnick des MIT zu sagen: Wir müssen einen „lebenslangen Kindergarten Spirit“ in uns tragen. Es geht vor allem darum, sich das ganze Leben lang die Neugier und einen Schaffenswillen aufrecht zu erhalten. Das gilt für Menschen ebenso wie für Unternehmen. Wir sollten kontinuierlich neue Dinge entwickeln und in unseren Alltag tragen, um relevant zu bleiben und nicht zu stagnieren. Mehr als jemals zuvor braucht die Welt unsere Intelligenz, Kreativität und Innovationskraft.

CCB Magazin: Was leistet die Konferenz dafür? Was ist das Ziel? Was wird dort alles passiert und warum?

Martin Thim: In erster Linie möchten wir Menschen dazu inspirieren, neue Erkenntnisse zu vermitteln und ihren Wissenshunger zu entfachen. Wir möchten ein Forum für Kreative aus der ganzen Welt schaffen, damit sie sich entfalten, austauschen und neuen Ideen folgen können. Ich hoffe, dass in Aarhus Brücken geschlagen werden, die Menschen auf der ganzen Welt verbinden und wir damit die Entwicklung nachhaltiger Lösungen für die Stadtentwicklung anstoßen. Zu den Highlights der Konferenz zählen für mich die Breakout Sessions, wo wir Teilnehmer in kleineren Gruppen vernetzen - ich denke das wird sehr interessant. Besonders freue ich mich natürlich auch auf die fantastischen Redner wie Tom Kelley, Sagmeister, Vivienne Ming, Snask und Lucy McRae.


CCB Magazin: Die Konferenz beschäftigt sich mit resilienter Stadtentwicklung. Wie sieht resiliente Stadtentwicklung aus, die sowohl Erneuerung als auch Tradition und kulturelles Erbe sichert, die aber auch einer gesellschaftlichen Spaltung entgegenwirkt und für Kreativschaffende Räume bereithält?

Martin Thim: Das ist eine gute Frage, auf die unsere zweitägige Konferenz hoffentlich eine Antwort findet. Ich bin überzeugt, dass wir hinsichtlich Stadtentwicklung neue Wege gehen müssen und ich bin stolz, dass hier in Aarhus derzeit verschiedene Modelle dafür entwickelt und getestet werden. Zum Beispiel am Südhafen, wo wir am Coal Bridge Projekt arbeiten. Dieses Projekt werden wir auch in den Breakout Sessions behandeln, da es eine interessante Diskussion ist, die zu lange nicht geführt wurde. In vielen Städten läuft die Stadtentwicklung derzeit falsch und wir müssen das Thema endlich ernst nehmen.

CCB Magazin: Anschlussfrage: Wie sollten die Städte von morgen aussehen und wie ermöglichen wir dies? Und wie können Kreativschaffende daran mitwirken?

Martin Thim: Mit dieser Frage beschäftige ich mich sehr intensiv, ich male mir ständig neue Möglichkeiten aus. Wir brauchen Natur, wir brauchen nachhaltige Materialien und Energie, wir müssen Benzin-Autos loswerden, die unsere Städte verschmutzen. Wir brauchen Platz für unsere Kinder zum Spielen und Lernen, wir brauchen Platz für Sport und Aktivitäten, wir brauchen attraktive Möglichkeiten für Unternehmer, wir brauchen wunderschöne Architektur, die uns inspiriert. Wir brauchen Qualität! Ich denke, Städte sollten grundsätzlich anspruchsvoller gedacht werden. Co-Kreationsprozesse etwa sollten Pflicht sein, um das lokale Kulturerbe zu schützen. Ich bin überzeugt, dass Projekte auf der ganzen Welt von gemischten Arbeitsgruppen in Stadtentwicklungs-Projekten profitieren könnten.

Co-Kreationsprozesse müssen Pflicht werden, um das lokale Kulturerbe zu schützen. Ich bin überzeugt, dass Projekte auf der ganzen Welt von gemischten Arbeitsgruppen in Stadtentwicklungs-Projekten profitieren könnten.

CCB Magazin: Ein Schwerpunkt beschäftigt sich auch mit Enterprise: Welche Modelle wollen sie dort diskutieren? Und welche Modelle sind im Sinne der Resilienz sinnvoll?

Martin Thim: Vor sieben Jahren habe ich die erste nachhaltige Agentur in Dänemark gegründet (Worldperfect). Und ich bin noch heute überzeugt, dass wir vor einem großen ungenutzten Innovationspotenzial stehen, da eigentlich alles, was wir heute produzieren, aus dem Industriellen Zeitalter entstanden ist. Das muss sich ändern! Wenn wir aufhören, Wachstum als einzigen Wert zu betrachten, ergeben sich zahlreiche neue Modelle. Ich denke Redner wie Tom Kelley oder Vivienne Ming werden dazu sicher Spannendes beitragen.

CCB Magazin: Wenn du Aarhus mit anderen Metropolen vergleichen: Was macht Aarhus für Kreativschaffende interessant? Was unterscheidet Aarhus auch von Städten wie Berlin?

Martin Thim: Im Vergleich zu Berlin ist Aarhus eine sehr kleine Stadt, das hat viele Vorteile. Ich denke die Intimität ist einer davon. Man kennt einander oder es ist zumindest sehr leicht, einander vorgestellt zu werden. Die Atmosphäre ist sehr kollegial. Mit der richtigen Idee ist es daher einfacher, ein Treffen mit dem Bürgermeister oder Chef eines großen Unternehmens zu bekommen. Derzeit setzen wir extrem viele Projekte um: in der Startup-Szene oder auch viele kulturelle Angebote, in der Gastronomie zum Beispiel. Es entwickelt sich viel, wie noch nie zuvor in der Geschichte der Stadt. Aarhaus blüht und man spürt den positiven Ansporn. Die Stadt ist außerdem sehr jung. Es gibt viele Studenten, was eine ganz besondere Atmosphäre schafft!


Infos zum Creativity World Forum: 

http://cwf2017.com/
http://kulbroen.com/
http://worldperfect.dk/

Rubrik: Specials

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