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Katrin Rönicke: "So einen Podcast kann man auch beim Putzen hören"

Katrin Rönicke: "So einen Podcast kann man auch beim Putzen hören"
Foto: Götz Gringmuth-Dallme
Der eine klein (Holger Klein), die andere Rönicke (Katrin Rönicke): Machen zusammen den Podcast "Die Wöchendämmerung".

Eine Podcast-Welle rollt durch das Land. Mittlerweile greift jeder dritte Deutsche regelmäßig auf kostenlose On-Demand-Sendungen zu – ganz vorne rangieren Nachrichten, gefolgt von Unterhaltungs- und Musikformaten. Aber kann man vom Podcasting leben? Katrin Rönicke kann das. Zusammen mit Susanne Klingner betreibt sie ihr eigenes Podcast-Label hauseins und produziert eigene Podcasts – einen davon, die Wochendämmerung, finanziert sie über ein sogenanntes Crowdfunding-Abo. Wie kann man vom Podcasting leben?

 

INTERVIEW    KORA ANNIKA BÖNDGEN UND JENS THOMAS

 

CCB Magazin: Hallo Katrin, du produzierst seit Jahren eigene Podcasts und bist ein Branchenprimus der Berliner Podcast-Szene. Was ist für dich ein guter Podcast?

Katrin Rönicke: Ein guter Podcast ist für mich, wenn ich etwas lernen kann und nachher etwas weiß, was ich vorher noch nicht wusste. Letztlich ist ein guter Podcast genauso bereichernd wie ein gutes Buch.

CCB Magazin:Du hast dein eigenes Podcast-Label hauseins. Mit deinem Podcast „die Wochendämmerung“, den du mit Holger Klein produzierst, gibst du einmal wöchentlich eine sehr subjektive Zusammenfassung der Ereignisse der letzten Woche. Auf was kommt es beim Podcast an? Und was hebt euch von den anderen Podcasts ab? 

Katrin Rönicke: Beim Podcasting zählt das Besondere, die Nische, das Storytelling. Und was uns ausmacht, ist unsere ganz eigene Note. Holger und ich sind sehr verschieden. Wir gehen darum auch beide sehr unterschiedlich an Dinge ran, manchmal streiten wir uns auch. Und wir reflektieren die Dinge, die wir bemerkenswert oder auch komisch fanden; Dinge, über die wir länger nachdenken mussten. Wir wollen unterhalten. 

CCB Magazin:Podcasts boomen. Seit 2016 nimmt die Nutzung kontinuierlich zu. Vor allem Wissens- und Nachrichtenformate erfreuen sich steigender Beliebtheit, das fand kürzlich eine Studie des Hamburger Marktforschungsinstituts SPLENDID RESEARCH heraus. Viele Hörer sind jung, die meisten bewegen sich jedoch im Altersspektrum von 30 bis 49 Jahren. Gegenüber den Öffentlich-Rechtlichen können sich Podcasts dennoch nur schwerlich durchsetzen. Was ist der 
Grund dafür?

Katrin Rönicke: Das Problem in Deutschland ist, dass es noch immer schwierig ist, Werbung zu schalten. Das ist in den USA als Mutterland des Podcasts ganz anders: Hier gibt es ein richtiges Podcast-Business. Podcasts können über Werbepartner finanziert werden, was hierzulande nur wenige schaffen. Und wenn wir als Podcast-Label Werbung schalten würden, käme Kritik, wenngleich eine Studie des Vermarktungsnetzwerks für Podcasts Podstars by OMR letztes Jahr ergab, dass über 80 Prozent der Podcast-Hörer Werbung akzeptieren würden – ich kann das für uns nicht bestätigen. Eigentlich geht es aber doch um die Frage, wie wir von guten Ideen in der Zukunft leben können. Und gerade Podcasts schaffen hier eine ganz neue und andere Art der Vermittlung. 

Beim Podcasting zählt das Besondere, die Nische, das Storytelling. Und vor allem steht die Persönlichkeit im Vordergrund, man hört Podcasts auch entweder nebenbei: beim Putzen, in der U-Bahn, oder ganz frei von Ablenkung

CCB Magazin:Die da wäre? 

Katrin Rönicke: Bei Podcasts steht die Persönlichkeit im Vordergrund, man hört sie entweder nebenbei und völlig unverkrampft: beim Putzen, in der U-Bahn, auf dem Fahrrad. Oder auch „frei von Ablenkung“ – das hat erst kürzlich die Studie SPOT ON PODCAST ermittelt. Mit unserem zweiten Podcast „Lila Podcast“ zum Beispiel, der auch über unser Label hauseins läuft, erreichen wir mittlerweile auch ein jüngeres Publikum. Hier kommt gerade ganz viel in Bewegung. 

CCB Magazin:Insgesamt laufen unter eurem Label hauseins noch acht weitere Podcasts. Kannst du von deinem Label und den Podcasts leben?

Katrin Rönicke: Ja, mittlerweile kann ich das. Ich lebe vom Podcasting aber auch von meinem Label hauseins. Insgesamt habe ich aber zwei weitere Standbeine: eines beim Deutschlandfunk Kultur, hier läuft der Podcast „Lakonisch Elegant“, eines als Schriftstellerin. Mein letztes Buch war eines über Emanzipation für den Reclam Verlag. Gerade schreibe ich an meinem vierten Werk – es wird eine Biografie über Beate Uhse, die dieses Jahr 100 Jahre alt geworden wäre.

CCB Magazin:Ihr finanziert „Die Wochendämmerung“ seit Oktober 2017 durch ein sogenanntes Crowdfunding-Abo über die Plattform Steady. Mittlerweile nimmst du darüber monatlich über 3.700 Euro ein – Tendenz steigend. Erklär uns mal: Wie funktioniert das? 

Katrin Rönicke: Steady ist eine Crowdfunding-Plattform, die das sogenannte Crowdfunding-Abo anbietet. Die Hörer bezahlen monatlich, sie können aber jederzeit kündigen. Auf Steady kann man verschiedene Pakete wählen: Bei uns kostet das erste nur einen Euro im Monat – dafür gibt’s werbefreien Content. Das zweite liegt bei 2,50 Euro, die Grenze liegt bei 20 Euro im Monat. Die Provision, die wir an Steady zahlen, beträgt zehn Prozent. Das Besondere am Crowdfunding-Abo ist ja: Man fängt nicht jedes Mal von vorne an. Das Abo ist vergleichbar mit einem bei einer Zeitung und es ermöglicht Bloggern und Podcastern, einen monatlichen Betrag zu sichern. Ursprünglich kommt das Modell aus den USA. Die US-amerikanische Plattform Patreon war die erste, die auf dem Markt war. 

CCB Magazin:Nach welchen Kriterien kann man auf Steady funden? Kann das jeder? Was sind die Konditionen und Bestimmungen?

Katrin Rönicke: Es gibt keine festen Kriterien, jede oder jeder, die oder der möchte, kann. Man meldet sich dazu einfach bei Steady an und schon geht’s los. Wichtig ist, wie beim Crowdfunding generell, die ansprechende Darstellung. Auch regelmäßige Updates sind sinnvoll. Und das Schöne zum Schluss ist: Man hat ein richtiges eigenes regelmäßiges Einkommen. Man erhält dazu jeden Monat eine fertige Rechnung von Steady. Wir haben mittlerweile fast 700 Unterstützer und sind ganz froh, dass wir als Unternehmen nicht jede einzelne Spende buchen müssen. Wir können das wie eine einzige Rechnung führen und steu-errechtlich problemlos abrechnen.

Wir bieten ein Crowdfunding-Abo über die Plattform Steady an. Das ist völlig unbürokratisch. Und darüber haben wir mittlerweile ein regelmäßiges Einkommen von über 3.700 Euro monatlich

CCB Magazin:Auffällig ist aber, dass ein ‚Crowdfunding-Abo‘ vor allem für die Sinn macht, die schon etabliert sind. Bislang galt das Crowdfunding eher als erster Markttest. Der Durchschnittswert einer erfolgreichen Kampagne liegt in Deutschland  auch bei ‚nur‘ 8.000 Euro. Siehst du in Crowdfunding-Abo-Modellen eine wirkliche Finanzierungsalternative für die Zukunft? 

Katrin Rönicke: Ich denke schon. Noch stehen wir am Anfang. Dass es aber funktioniert, sieht man ja an uns. Der ganze Internethype um Werbung kommt ohnehin an sein Ende. Das ist alles nicht mehr so lukrativ wie noch vor ein paar Jahren. Und 90 Prozent der Werbeeinnahmen der digitalen Welt gehen ohnehin an Google oder Facebook. Was haben aber die kleinen Produzenten davon? Nichts. Crowdfunding-Abo-Modelle sind hier eine echte Alternative. Das Geld geht, abzüglich der Provision, direkt an die Produzenten.

CCB Magazin:Katrin, letzte Frage: Was machst du eigentlich, wenn du nicht gerade Podcasts produzierst oder eine Biografie über Beate Uhse schreibst? 

Katrin Rönicke: Mit meinen Podcasts und dem Schreiben bin ich tatsächlich komplett ausgelastet. Und privat führe ich ein ganz normales Berliner Leben: Ich habe zwei Kinder, mit denen ich oft draußen bin oder ich mache mit ihnen Hausaufgaben. Und ich gehe gerne tanzen. Oh, ich muss jetzt los. Hast du noch eine Frage? 

CCB Magazin:Nein, du? 

Katrin Rönicke: Auch nicht. Tschüss. 

CCB Magazin:Tschüss. 

 

Rubrik: Im Profil

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