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Birk Schindler: "Wir wollen eine neue digitale Bühne entwerfen"

Birk Schindler: "Wir wollen eine neue digitale Bühne entwerfen"
Foto: © VOLL:MILCH

Wie verändert die Digitalisierung Kunst und Kultur, wie verändern Kulturakteure die Gesellschaft mit digitalen Mitteln? Der Kulturförderpunkt startet dazu die neue Reihe „Kunstproduktion goes digital“: Akteure aus der Freien Szene präsentieren eigene Praxismethoden, sie geben Tipps und Tricks für die digitale Zukunft. Am Donnerstag stellt Birk Schindler nota.space vor, eine Software zum digitalen Anordnen und Festhalten von Daten. Wir fragen: Wie funktioniert Nota?
 

INTERVIEW   KATJANA BERNDT   

 

CCB Magazin:Hallo Birk, du bist Theatermacher, Bühnenpyrotechniker und Mitgründer des Theaterkollektivs VOLL:MILCH. Am Donnerstag wirst du Nota.space vorstellen, eine von euch entwickelte Software. Was ist nota.space?

Birk Schindler:Nota ist eine Montagesoftware zum digitalen Anordnen und Festhalten von Daten. Die Software wurde von VOLL:MILCH zusammen mit dem Informatiker Nils Bultjer und der Restauratorin Melissa Köhler entwickelt. Nota eröffnet einen scheinbar unendlichen digitalen Raum zum Anordnen von Schrift-, Bild-, Ton- und Videodaten. Unser Ziel ist es, eine digitale Bühne zu entwerfen.

Mit Nota forschen wir nach dem scheinbar Unendlichen unseres ungewöhnlich dimensionierten digitalen Raums

CCB Magazin:Und wie genau funktioniert das?

Birk Schindler:Über Nota lassen sich Daten als Fragmente neben-, in- oder übereinander anordnen und zueinander in Beziehung setzen, dazu muss man nur auf unsere Webseite gehen, die Software ist frei verfügbar. Es gibt auch ein Tutorial dazu. Im ersten Schritt erscheint zunächst eine schwarze Fläche. Im zweiten Schritt kann man dann x-beliebige Montageteile hinzufügen – das können visuelle oder auch auditive Elemente sein, und das Ganze funktioniert ganz einfach per drag-and-drop. Erst durch die Montageteile zeigt sich letztlich aber die ungewöhnliche Dimension dieses neuen Raums, zuvor fehlt jede Orientierung. Damit stellt das Programm immer wieder die Frage nach Grenzen und danach, was im digitalen Zeitalter alles möglich ist.

CCB Magazin:Kannst du Praxisbeispiele bringen? Wie und wo wird Nota konkret eingesetzt?

Birk Schindler:Ich gebe dir zwei Beispiele: Nota kann erstens als Montage-Tool genutzt werden, und zwar von jedem, zweitens ist es ein kollaboratives Netzwerk für die digitale Welt – für alle. Nota dient also dazu, Ästhetik und Technik immer wieder aufs Neue zusammenzusetzen, zum Schluss kann es ein Zusammenarbeiten von Künstlern, Technikern und Leuten ermöglichen, die den Umgang mit dem Internet neu entwickeln wollen. Nota ist also nicht nur ein Werkzeug, das Ästhetik und Technik verbindet. Es ist auch eine Art der Kollaboration, die digital funktioniert. Das Digitale wird ins Soziale transferiert.

 

CCB Magazin:Und was heißt das jetzt speziell für Theaterschaffende und die Freie Szene? Welches Problem wird hier gelöst?

Birk Schindler:Ich würde nicht sagen, dass es primär ein Problem löst. Es geht eher um die Frage, wie halten wir unsere Arbeitsprozesse fest. Auch das freie Theater muss sich damit beschäftigen, wie es sich archivieren möchte. Nota funktioniert zwar nicht wie ein klassisches Archiv mit klaren Ordnerstrukturen. Es ist vielmehr das genaue Gegenteil durch das Zusammensetzen loser Fragmente. Es geht darum, eine neue interdisziplinäre digitale Bühne zu erfinden. Dabei ist Nota die Basis einer neuen kulturpolitischen Programmatik: Wir wollen der Freien Theaterszene das Modell eines gemeinsamen, solidarischen Archivraums geben. Für den wissenschaftlichen und künstlerischen Entwurf des Modells arbeiten wir mit Melissa Köhler zusammen, Restauratorin beim Archiv der Documenta, die an der Archivierung performativer Künste forscht.

Nota ist die Basis einer neuen kulturpolitischen Programmatik: Wir wollen der Freien Theaterszene das Modell eines gemeinsamen, solidarischen Archivraums geben

CCB Magazin:Aktuell hat die Corona-Krise über Wochen den kompletten Kulturbetrieb zum Erliegen gebracht. Wie sehr seid ihr davon betroffen gewesen? Und wie geht’s weiter mit euch?

Birk Schindler:Corona hat uns genauso getroffen wie alle anderen, auch wir mussten Veranstaltungen absagen, wobei Nota natürlich gerade jetzt genutzt werden kann. Und im September planen wir ein Zusammenkommen von Künstler*innen im Rahmen eines Bündnisses von internationalen Produktionshäusern, um für zwei Wochen Nota auszuprobieren. Und wann auch immer wieder soziale Treffen in Theatern möglich werden, werden wir unsere Veranstaltung „notanarchive – archive proben“ nachholen.

 

Rubrik: Specials

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