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Kunstsprung

Kunstsprung
Foto: © Franziska Messner

Jetzt, wo die Sonne sich wieder aus den Wolken traut, ist es fast schon wieder vorbei:  Das Artspring Festival in Pankow war trotz Pandemie und Wetter ein voller Erfolg. Die außergewöhnlichen Umstände der Pandemie für Künstlerinnen und Künstler und für die Ausstellungsorte wurden in der Ausstellung sichtbar. Es entstand eine besondere Momentaufnahme abseits klassischer Ausstellungsformate. Hier die großen Themen zusammengefasst als Statements. 
 

Statements   vonJan Gottschalk     undJulia Brodauf

 

Kunst, Gesellschaft und Post-Corona

"Kunst kann immer neue Impulse setzen, sie ist allerdings kein Heilmittel für gesellschaftliche oder politische Turbulenzen. Bildende Kunst ist Teil dieser Gesellschaft, und reagiert auf gesellschaftliche Ereignisse und Umbrüche, ist nicht nur in der Lage sie zu spiegeln, sondern auch, sie zu interpretieren und zu kommentieren. Eine Funktion als Bindeglied zwischen Gesellschaft und Politik ist nicht ihre Aufgabe (wird sie doch in totalitären Systemen als Propagandamittel missbraucht). Für geschichtliche Betrachtungen hält Kunst in Wort und Bild Verhältnisse, Lebensumstände, Sehnsüchte und Zeitgeist fest und man kann sich sprichwörtlich ein Bild machen von vergangenen Zeiten."

"Vielleicht müssen wir noch warten, ehe wir anfangen, die Kunst zur Corona – Zeit zu befragen. Im Augenblick geht es eher darum, dass sich die Kunst abseits musealer Events und Galeriespektakel behaupten kann. Die Kultur und Kreativwirtschaft ist als Wirtschaftsfaktor in den Fokus gerückt, dabei kam es aber auch zu vielen Verwechslungen. Und fast reflexartig fangen die Künstler:innen an zu agieren, zu proben und planen und projektieren. Machen Unmögliches möglich. Stellen aus und produzieren, fast wie zum Trotz. Die Sorge, Stillstand könnte in Vergessen münden. Mal sehen, wie lange der Fokus auf den Kreativen ruht. Wenn all die Sondergelder und Neustartfinanzen zur Neige gehen, wird er sich bewegen."
 



Kunst und Digitalisierung

"Vor einem Jahr haben wir bei artspring schon darüber gesprochen, dass sich die Kunst in den digitalen Raum erweitert, aber dort nicht stattfinden kann. Zunächst ging es in der Pandemie darum, die digitalen Räume fast schon althergebracht als „Zeigeorte“ zu verwenden. Digitale Ausstellungen waren in der Regel Bilder von Ausstellungen, manchmal animiert. Konzerte aus Künstler:innenküchen, Sekundenausstellungen zwischen Bibliotheksregalen, alles ist möglich, alles war kreativer Ersatz. Nach mehr als einem Jahr sind wir doch eher ermüdet von all den Formaten und egalen Wichtigkeiten. Die Sehnsucht nach Analogem, Anfassbarem, Riechendem ist groß. Eine 3d-Animation kann das Umschreiten einer Plastik nicht ersetzen. In der Musik sehen wir Veränderungen in Liedaufbau und Länge, die auf die Streaminggewohnheiten angepasst werden."

"Das Positive am digitalen Raum ist die Reichweite und die Verfügbarkeit. Sicherlich werden wir auch in der kommenden Zeit selbstverständlicher an Inhalten teilhaben können, weil Sendende und Empfangende das nun gelernt haben. Dieses Jahr haben wir für artspring beides in Angriff genommen: Wir haben eine neue Webseite programmieren lassen für bessere Digitalpräsenz – und gleichzeitig mit dem artspring artwalk die Kunst auf die Straße und in die Gärten gebracht. Wir haben die Ausstellung artspring signale im Verwalterhaus auf dem Friedhof St. Marien / St. Nicolai per QR-Code und Installation im Außenraum verortet – aber als Fotoserie im Digitalen Raum inszeniert. Nun die Ausstellung „Bild einer Ausstellung“: Sie fällt in eine Zeit, in der die Öffnung unerwartet schnell vorangaloppiert und kann nun tatsächlich annähernd normal geöffnet werden. Da steht sie nun, als Reminiszenz an die Unplanbarkeit der letzten eineinhalb Jahre und als Zeitdokument dafür, dass Künstler:innen genauso hartnäckig sind, wie alle anderen - aber in der Frage nach dem, was uns von nun an erwartet, auch ebenso unwissend."

 


Kunst und Politik

"Politische Inhalte werden nicht so sehr über das Kunstwerk, sondern vielmehr über die Künstler:in transportiert. Wir haben uns ja angewöhnt Kunst und Künstler:in zu kontextualisieren, permanente Umfeldforschung zu betreiben. Was die Nachhaltigkeit angeht, so ist Kunst auch bisher nicht besonders ressourcenintensiv. Carraras Hügel schrumpfen nicht wegen zu viel Bildhauerei, sondern wegen der vielen Küchenplatten, Fensterbänke und Zahnpasta."



 

 

Rubrik: Specials

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