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Deutsche Meister*in

Deutsche Meister*in
Foto: © Kater Grögor

FLINTA-Personen (Frauen, Lesben, Inter, Non-Binary, Trans und agender) sind in der Event-Technologie-Branche ein Novum, einen Meistertitel haben wenige. Katha Grögor nennt sich auch Kater, ist nonbinär und hat einen Meistertitel der Veranstaltungstechnik. In diesem Jahr spricht die Veranstaltungstechniker*in über den eigenen Karriereweg auf der Most Wanted Music.
 

INTERVIEW  Boris Messing

 

CCB Magazin:So. Zuerst einmal die Frage, wie soll ich dich nennen, Kater oder Katha?

Kater Grögor:Gerne Kater. Das macht's einfach lockerer und passt auch besser, da ich weder männlich noch weiblich zugeschriebene Pronomen nutze. Also einfach Kater.

CCB Magazin:Wenn ich es richtig nachgelesen habe, bist du Meister*in für Veranstaltungstechnik und als Projektleiter*in bei ICT tätig, einem Unternehmen, das Lösungen für Live-Kommunikation anbietet. Also für Messen, Retail Stores, Showrooms, Museen usw. Wo ist die Verbindung zur Musikindustrie?

Kater Grögor:Ja genau. Die ICT AG ist meine aktuelle Arbeitgeberin. Im Grunde ein technischer Dienstleister für Veranstaltungstechnik. Die Musikindustrie besteht zu einem großen Teil aus der LIVE-Erfahrung. Künstlerinnen brauchen für ihre Live-Auftritte Menschen aus der Veranstaltungstechnik sonst stehen sie im Dunkeln da und sind nicht zu hören. Ganz simpel gesprochen würden zum Beispiel Konzerte oder Konferenzen für die Musikindustrie gar nicht stattfinden können.

CCB Magazin:Die Session der Most Wanted, auf der du sprechen wirst, ist betitelt mit „The stories behind unusual career paths in the music business“. Was macht deinen Karriereweg so ungewöhnlich?

Kater Grögor:Ungewöhnlich eigentlich nur im Sinne der alten Betrachtungsmuster „männerdominierte Branche!“. Seit einigen Jahren sieht man aber endlich einen Wandel und das tut auch der Branche gut. Ursprünglich habe ich mal Technische Zeichner*in für Maschinenbau gelernt, bin dann mit Anfang 20 nach Berlin abgehauen und in die Ausbildung zur Fachkraft für Veranstaltungstechnik gerutscht. Ich habe damals schnell gemerkt, dass jeder Job und jede Crew zu 99 Prozent aus Männern bestehen. Klar ist der Ton ein anderer und ja natürlich unterhalten sich Männer untereinander ganz anders. Ich will hier aber auf keinen Fall eine sexistische Debatte lostreten, nur hat sich da für mich immer wieder bestätigt: Ich würde meine Crews anders zusammensetzen wollen. Nach meiner Ausbildung bin ich dann auch direkt in die Fachplanung und Projektleitung gegangen. Da ergaben sich natürlich ganz andere Möglichkeiten der Einflussnahme und Gestaltung von den eigenen Projektteams. Nach über zehn Jahren in der Projektleitung habe ich nun meinen Meistertitel in der Tasche. Diverse Führungskräfte sind eben spärlich gesät, aber so wichtig.

Die Förderung von Diversität in den Unternehmen ist immens wichtig. Je mehr Diversität in der Event-Branche präsent ist, desto besser können sich die Menschen damit identifizieren und haben den Mut, das zu machen, worauf sie Lust haben

CCB Magazin:Laut einer Studie des Deutschen Kulturrates studieren im Bereich Dirigieren, Jazz/Popmusik, Kirchenmusik, Komposition und Tonmeister noch immer mehrheitlich Männer. Im Studienfach Tonmeister ist das besonders auffallend. Hier liegt der Frauenanteil bei unter 15 Prozent. Das Fach Rhythmik wird dagegen zu 90 Prozent von Frauen studiert. Wie lässt sich die männlich dominierte Event-Technologie-Branche verändern?

Kater Grögor:Zunächst einmal müssen wir Sichtbarkeit schaffen. Genau das tue ich ja. Und je mehr Diversität in der Branche präsent ist, desto besser können sich all die verschiedenen Menschen damit identifizieren und haben den Mut, einfach das zu machen, worauf sie Lust haben. Die Förderung von Diversität in den Unternehmen ist dazu immens wichtig. Immer mehr Firmen haben das auch verstanden. Und ich hoffe, dass auch mein aktueller Arbeitgeber weitere Schritte geht.

CCB Magazin:Was ist die wichtigste Lehre, die du bisher auf deinem Karriereweg mitgenommen hast?

Kater Grögor:Dass ich mich nicht verstecken brauche für meine Fachkenntnis und ich mittlerweile in der Projektleitung sehr viel besser bin, als viele männliche Kollegen. Die Erkenntnis zum eigenen Wert ist sehr wichtig für ein selbstbewusstes Auftreten in dieser Branche.

Es gibt so viele grandiose Künstler*innen und Techniker*innen auf der Welt. Niemand braucht den hundertsten männlichen Künstler oder Techniker

CCB Magazin:Die Musikindustrie hat in der Corona-Krise besonders gelitten, ganze Jobzweige sind weggebrochen. Zugleich zeigt eine neue Studie zur Geschlechtervielfalt bei Musikangeboten, dass das jüngere Publikum auf Vielfalt in der Musikbranche achtet: Bei rund 40 Prozent der 16- bis 29-Jährigen spielt das ausgewogene Geschlechterverhältnis auf Festivals eine Rolle bei der Kaufentscheidung für ein Ticket. Wie wird sich deiner Meinung nach die Musikindustrie verändern? Welche neuen Jobs wird es geben?

Kater Grögor:Es ist an der Zeit, FLINTA-Personen mehr zu repräsentieren und ihnen eine Bühne zu geben. Es gibt so viele grandiose Künstler*innen und Techniker*innen auf der Welt. Niemand braucht den hundertsten männlichen Künstler oder Techniker. Awareness Teams sollten nicht nur auf reflektierten Festivals unterwegs sein, sondern in allen anderen Branchen.

CCB Magazin:Hast du ein Ziel, wo du dich beruflich noch hin entwickeln willst?

Kater Grögor:So viel mehr auf der Karriereleiter gibt es gar nicht mehr zu erreichen für mich. Ich bin aber immer offen für neue Projekte. Vor allem muss das Umfeld stimmen. Ich lege sehr viel Wert auf Gleichberechtigung und einen bewussten und respektvollen Umgang miteinander. Aus meiner Erfahrung heraus gibt es aber genau in den Bereichen noch sehr viel zu tun. Es findet in den Firmen zwar langsam ein Umbruch statt, aber die „alten klassischen Werte“ sind noch immer sehr präsent in den Firmenstrukturen. Hier setze ich an und versuche Strukturen aufzubrechen.

 


 

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