Im Profil Zurück

Partner in Design

Partner in Design
Foto: © Natalia Alicja Dziwisch

In unserer neuen Reihe „Wie bist du in Form“ fragen wir, welche Rechtsformen für Kreativschaffende die richtigen sind: GbR, GmbH, gGmbH oder alles zusammen? Wie organisiert man sich? Das Designduo um Studio Kern entschied sich für eine Partnergesellschaft. Welche Vorteile bringt ihnen das? Darüber sprachen wir mit den beiden. 
 

INTERVIEW  Boris Messing

 

CCB Magazin:Hallo Prak und Max. Zusammen habt ihr das Studio Kern gegründet, das sich auf soziale und nachhaltige Designkonzepte spezialisiert. Wie habt ihr zusammengefunden?

Max Nissen:Prak und ich haben uns vor über zehn Jahren kennengelernt, als wir z angefangen haben an der FH Potsdam Design zu studieren, und seitdem arbeiten wir zusammen. Studio Kern haben wir allerdings erst vor einem Jahr gegründet.

CCB Magazin:Welche Produkte stellt ihr her? Könnt ihr ein paar Beispiele geben? 

Prak Piakot:Wir achten bei unseren Designs und Konzeptionen generell auf kurze, lokale Lieferketten und faire Arbeitsbedingungen. Manchmal müssen wir da Kompromisse finden zwischen dem Kostenfaktor und unseren ökologischen und sozialen Ansprüchen. Neben Produktdesign konzipieren wir Events, machen Grafikdesign, kümmern uns um Videoschnitte oder machen Rauminstallationen. Ein buntes Potpourri also. Größtenteils, würde ich sagen, machen wir bis jetzt jedoch Visualisierungs- und Animationsprojekte.  

Max Nissen:Physische Objekte designen wir zumeist im Kontext von Messen. Ein konkretes Beispiel für eines unserer Produkte wäre der gusseiserne Kerzenständer - K1. Der wurde in der Lausitz hergestellt in lokaler Handarbeit und ist recycelbar bzw. unkaputtbar. Für uns spielt nicht nur der ökologische Aspekt eine Rolle, sondern auch die Frage, wer an der Herstellung verdient, da achten wir, wie Prak schon sagte, darauf, dass das möglichst in einem lokalen Kontext geschieht. 

CCB Magazin:Euer Studio ist als Partnergesellschaft organisiert, die sich an ausschließlich Angehörige freier Berufe richtet. Warum habt ihr euch dafür entschieden und nicht für eine GbR? Was bietet das für Vorteile?

Prak Piakot:Wir wurden zum Glück gut beraten, denn wir sind beides keine Experten in Sachen Rechtsformen. Für unsere Konstellation hat sich ergeben, dass eine Partnergesellschaft am günstigsten ist. Die Partnergesellschaft beruht ja im Wesentlichen auf den Grundlagen der Gesellschaft bürgerlichen Rechts. Im Unterschied zur GbR bietet sie aber die Möglichkeit einer Haftungsbeschränkung. Die Partnergesellschaft bringt uns darum viele Vorteile: Zum einen können wir die Bedingungen unserer Partnerschaft klar vertraglich regeln, auch im Falle, wenn noch jemand dazukommen sollte. Das betrifft Fragen wie: Wie wird der Gewinn aufgeteilt? Wir machen das fifty-fifty. Wer haftet für was? Bei uns ist das in der Regel derjenige, der maßgeblich an einem Projekt beteiligt ist. Bei der GbR würden wir beide gleichermaßen haften. Zudem ist unser Markenname geschützt und wir können Verträge abschließen. Ein Mindestkapital ist bei der Partnergesellschaft nicht erforderlich.  

Max Nissen:Die Partnergesellschaft bedeutet für uns, dass wir auch unabhängig voneinander arbeiten können, was uns mehr Spielraum gibt. Wenn einer von uns beispielsweise einen Auftrag alleine verwirklicht, behält er den Gewinn und zahlt einen gewissen Prozentsatz davon auf das gemeinsame Unternehmenskonto für Fixkosten usw. 

Prak Piakot: Die Partnergesellschaft beruht im Wesentlichen auf den Grundlagen der Gesellschaft bürgerlichen Rechts. Im Unterschied zur GbR bietet sie aber die Möglichkeit einer Haftungsbeschränkung. Und ein Mindestkapital ist nicht erforderlich

CCB Magazin:Wäre auch eine Partnergesellschaft mit beschränkter Berufshaftung denkbar gewesen? Hier ist das Privatvermögen eines Partners, der seinen Beruf fehlerhaft ausübt, genauso geschützt wie das seiner Partner. Die Haftung beschränkt sich auf die Versicherungssumme der Berufshaftpflichtversicherung.

Prak Piakot:Das wollten wir ursprünglich so machen. Aber dann hätten wir eben eine Berufshaftpflichtversicherung gebraucht, die unseren Berufsstand als Produktdesigner versichert. Wir haben tatsächlich nur einen Versicherer gefunden, der dafür infrage gekommen wäre, die Konditionen haben jedoch nicht gepasst. Darüber hinaus wäre es schwierig gewesen, einen Notar zu finden, der uns als Partnergesellschaft mit beschränkter Berufshaftung einträgt. Das ist gesetzlich nicht klar geregelt. Darum haben wir uns am Ende dagegen entschieden. 

CCB Magazin:Das bedeutet, dass ihr als Partnergesellschaft ohne die beschränkte Berufshaftung keine Berufshaftpflichtversicherung braucht?

Prak Piakot:Genau, das ist nicht notwendig. Bei uns haftet derjenige, der maßgeblich an einem Projekt beteiligt ist. Im Prinzip haften wir auch mit dem Unternehmensvermögen. Da wir aber selbst entscheiden können, wie und wann wir uns die Gewinne auszahlen, haben wir kein nennenswertes Unternehmensvermögen auf dem Konto. 

CCB Magazin:Wie kommt eure Partnergesellschaft bei euren Kunden an oder ist das überhaupt nicht von Belang? 

Prak Piakot:Das hat tatsächlich überhaupt keine Auswirkungen auf unsere Kunden. Wir schaffen Vertrauen durch unser Auftreten und unsere Erfahrung. Wir beraten unsere Kunden ausführlich, das ist am wichtigsten. Niemand hat sich bisher für die Haftung interessiert. 

Max Nissen:Dazu muss man festhalten, dass wir ja nur die Designer sind und nicht die Hersteller der Produkte. In den meisten Fällen verkaufen wir unseren Kunden nur ein ‚intellectual property‘, das bedeutet wir verkaufen einen Plan oder eine Idee. Zur Herstellung beraten wir natürlich auch, aber wir stellen nichts selbst her. 

Max Nissen: In den meisten Fällen verkaufen wir unseren Kunden nur ein ‚intellectual property‘, das bedeutet wir verkaufen einen Plan oder eine Idee

CCB Magazin:Wer hat euch bei der Rechtsorganisation eures Unternehmens beraten?

Max Nissen:Nach dem Studium habe ich von der FH Potsdam ein Gründungscoaching bereitgestellt bekommen. Und im Anschluss haben wir uns noch von der ZGS Consult GmbH beraten lassen, die zu hundert Prozent von der Berliner Senatsverwaltung gefördert wird. Dafür mussten wir uns allerdings bewerben. Daraus hat sich dann die Partnergesellschaft als geeignete Rechtsform für unser Studio ergeben. 

CCB Magazin:Wo soll es mit Studio Kern noch hingehen, seid ihr auf Wachstum aus? Und wenn ja, hätte das Auswirkungen auf eure Partnergesellschaft?

Prak Piakot:Natürlich wollen wir wachsen. Aber wichtiger ist für uns die kreative Freiheit und Flexibilität. Wir sehen uns nicht als Geschäftsführer einer Dreißig-Mann-Agentur, das wäre zu viel. Wir wollen auf einer gesunden Größe bleiben, wo wir noch selbst kreativ sein können. 

Max Nissen:Mit mehr Angestellten wäre die Partnergesellschaft nicht mehr die richtige Rechtsform, dafür müssten wir dann eine GmbH gründen. Das wollen wir nicht unbedingt. Es sei denn, wir haben einen Hit auf Tiktok! Dann überlegen wir uns das nochmal. 

Rubrik: Im Profil

rss

Schon gelesen?

schließen
schließen

Cookie-Richtlinie

Wir verwenden Cookies, um dir ein optimales Website-Erlebnis zu bieten. Durch Klicken auf „Alle akzeptieren“ stimmst du dem zu. Unter „Ablehnen oder Einstellungen“ kannst du die Einstellungen ändern oder die Verarbeitungen ablehnen. Du kannst die Cookie-Einstellungen jederzeit im Footer erneut aufrufen.
Datenschutzerklärung | Impressum

Cookie-Richtlinie

Wir verwenden Cookies, um dir ein optimales Website-Erlebnis zu bieten. Durch Klicken auf „Alle akzeptieren“ stimmst du dem zu. Unter „Ablehnen oder Einstellungen“ kannst du die Einstellungen ändern oder die Verarbeitungen ablehnen. Du kannst die Cookie-Einstellungen jederzeit im Footer erneut aufrufen.
Datenschutzerklärung | Impressum