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Claudia Hofmann: „Meine Stärke ist es Welten zu verstehen und zu vernetzen“

Claudia Hofmann: „Meine Stärke ist es Welten zu verstehen und zu vernetzen“
Foto: © Claudia Hofmann

Verändert das Metaverse die Modewelt? Davon ist Claudia Hofmann überzeugt. Sie ist seit vielen Jahren als etablierte Macherin und Modevisionärin in Berlin und in der internationalen Modeszene bekannt. Im Gespräch mit uns erklärt sie, wie digitale Möglichkeiten schon heute die Modewelt entscheidend prägen.  
 

INTERVIEW  Boris Messing

 

CCB Magazin:Hallo Claudia. Bitte erzähl doch kurz etwas über dich: Wie kamst du zur Modewelt? 

Claudia Hofmann:Für mich war schon mit 14 klar, dass ich entweder etwas mit Mode oder Photographie machen möchte. Ich habe mich dann für die Mode entschieden und Modedesign studiert. Heute arbeite ich als Visionärin, Fashion Stylist, Kuratorin und Konzeptentwicklerin mit den Schwerpunkten Content Creation, Imagekampagnen, Fashion Consultant und Modenschauen. Ich arbeite für Kunden und Magazine wie Adidas, Chanel, H&M, Karl Lagerfeld, Neonyt, Puma, Wolford, Harper`s Bazaar, Instyle, Süddeutsche Magazin, Vogue Arabia und viele mehr. Außerdem bin ich Mitbegründerin und Vorstandsmitglied des FASHION COUNCIL GERMANY.   

CCB Magazin: Wow. Und wie kamst du zum Metaverse?

Claudia Hofmann:Da ich immer auf der Suche nach neuen Wegen bin, all meine Erfahrungen aus der Modewelt zu etwas Neuem zu kombinieren, interessiere ich mich für viele verschiedene Dinge. Die Themen Metaverse, NFTs, Virtual Reality und Künstliche Intelligenz sind da nicht mehr wegzudenken. Ich arbeite in diesem Kontext eng mit vielen internationalen Spezialisten und Universitäten zusammen... mit der Generation von Morgen! Für Style Protocol bin ich zudem seit einem Jahr im Advisory Board im Bereich Metaverse, Blockchain, Games und virtuelle soziale Plätze. Meine Stärke ist es Welten zu verstehen und diese zu vernetzen.

CCB Magazin:Das Metaverse ist ein Sammelbegriff für eine erweiterte Form der Internetnutzung. Ein dreidimensionales oder mitunter auch begehbares Internet, wenn man so will. Auf welche Weise nutzt die Modebranche heute das Metaverse?

Claudia Hofmann:Aufgrund der Pandemie ist der E-Commerce-Sektor in einem unglaublichen Ausmaß gewachsen. Es wird angenommen, dass traditionelle E-Commerce-Einzelhandelsplattformen innerhalb der nächsten 5 bis 10 Jahre verschwinden werden, während immersive virtuelle Einkaufsräume und -erlebnisse immer beliebter werden. Viele der großen Brands wie Balenciaga, Gucci, Tommy Hilfiger, Diesel, Adidas, Alo Yoga etc. nutzen das Metaverse für ihre digitalen Kollektionen, die sie durch NFTs spielerisch präsentieren, und um neue Zielgruppen zu erreichen. 

Es wird angenommen, dass traditionelle E-Commerce-Einzelhandelsplattformen innerhalb der nächsten 5 bis 10 Jahre verschwinden werden, während immersive virtuelle Einkaufsräume und -erlebnisse immer beliebter werden

CCB Magazin:Kannst du mal ein, zwei konkrete Beispiele geben wie es im Einzelfall genutzt wird? 

Claudia Hofmann:Brands zeigen zum Beispiel bei der Metaverse Fashion Week ihre digitalen Kollektionen in eigenen Shops oder auf einer digitalen Fashion Show mit Avataren. Andere zeigen ihre Kollektionen bei Konzerten, welche im Metaverse stattfinden. Wieder andere Brands wie L`Oréal oder Selfridges kreieren Räume, in welchen man sich die neuen Produkte in 3D und interaktiv anschauen kann. Und wieder andere Brands generieren Gewinnspiele, um mehr Aufmerksamkeit zu bekommen. Es gibt praktisch keine Grenzen sich darzustellen, das macht das Metaverse aus. No Limits. 

CCB Magazin:Ist die Anwendung dieser neuen Technologien nur interessant für große Modeketten oder auch für kleinere, unabhängige Modelabels? 

Claudia Hofmann:Die neuen Technologien sind für große und kleine Labels interessant. Die Technologie wird immer besser und das Metaverse wird sich dadurch in den nächsten Jahren stark verändern. Im Moment ist das Entwickeln digitaler Kollektionen und die Nutzung der Technologie noch sehr zeitintensiv und für kleinere Labels sehr teuer. Wichtig ist, dass ein Label seine Kunden kennt, um diese auch im Metaverse zu erreichen. Eine bestehende Community im Metaverse ist von großem Vorteil. Diese sollte man zuerst aufbauen. Mein Rat für kleine Labels ist es, das Metaverse und die neuen Technologien kennenzulernen und wenn sie die Möglichkeiten dazu haben, diese auch auszuprobieren. Es ist noch Zeit für kleine Labels von den großen Brands zu lernen und sich an ihnen zu orientieren, um dann mit der richtigen Idee für sie selbst ins Metaverse zu starten. Da sich die Modewelt zunehmend darin verankert und die Kernkundschaft der Generation Z einen Großteil ihrer Zeit mit Spielen, sozialen Kontakten und Einkäufen dort verbringt, ist es von entscheidender Bedeutung, ihr volles Potenzial zu nutzen. 

CCB Magazin:Wie profitiert der Kunde oder die Kundin vom Metaverse? Kann ich virtuell schon Klamotten anprobieren? 

Claudia Hofmann:Ja, auf jeden Fall! Die Zukunft des E-Commerce wird es sein, dass wir mit unseren Freund*innen durch einen 3D-Online-Shop als Avatar laufen und gemeinsam einkaufen gehen, uns beraten lassen und die digitale Kleidung anprobieren. Deshalb ist es auch wichtig für uns, was wir im Metaverse tragen werden und wie wir uns darstellen, da dies der neue Ort wird, an dem man sich visuell individuell begegnet. Man wird gesehen! 

Der Einsatz von VR-Technologie zur Erstellung virtueller Online-Umkleideräume kann Einzelhändlern helfen, die Konversionsraten zu verbessern, den Bestellwert zu erhöhen, die Erfüllungskosten zu senken und die Retouren zu reduzieren

CCB Magazin:Hast du Zahlen zur Wertschöpfung der Modebranche durch das Metaverse? Oder anders formuliert: Sofern die Modebranche wirklich das Marktpotential des Metaverse ausschöpft – wie lässt sich das belegen? 

Claudia Hofmann:Ganz prinzipiell: Der Einsatz von VR-Technologie zur Erstellung virtueller Online-Umkleideräume kann Einzelhändlern helfen, die Konversionsraten zu verbessern, den Bestellwert zu erhöhen, die Erfüllungskosten zu senken und die Retouren zu reduzieren. Beispielsweise führten laut Retail Customer Experience Produktseiten, die AR- und 3D-Erlebnisse boten, zu einem Anstieg der durchschnittlichen Bestellmenge um 13 Prozent und zu einer Steigerung des Umsatzes pro Besuch um 21 Prozent. Das Marktforschungsunternehmen IDC geht davon aus, dass der Einzelhandel im Jahr 2024 mit 7,3 Milliarden Dollar die größten kommerziellen Investitionen in AR/VR-Technologie tätigen wird. Und hier noch ein paar Zahlen: Laut einer Big-Commerce-Studie von 2020 bevorzugen 61 Prozent der Kunden Online-Shops, die AR-Erlebnisse bieten. Und 40 Prozent der Verbraucher würden mehr für Produkte ausgeben, die in AR angepasst werden können. Reicht dir das?

CCB Magazin:Und wie wird sich deiner Meinung nach die Nutzung des Metaverse in der Modebranche weiterentwickeln? Hast du eine Vision, wo es hingehen soll? 

Claudia Hofmann:Ich bin der Überzeugung, dass sich der E-Commerce durch die neuen Technologien grundlegend verändern wird, was gut ist für einige Probleme, die die Modewelt heute zu bewältigen hat, die Überproduktion und die enorm hohen Retourenraten beispielsweise. Ich sehe die Nutzung des Metaverse und der neuen Technologien perfekt für Bildungsprogramme, diese können spielerisch dargestellt werden und viele User erreichen. Wir sollten aber unbedingt einen bewussten und reflektierten Umgang mit dem Metaverse haben. Die Nutzung birgt auch negative Seiten: gesundheitliche Probleme, Abhängigkeiten, rechtliche Probleme. Darauf müssen wir achten.

CB Magazin:Claudia, vielen Dank für das Gespräch. 

Rubrik: Innovation & Vision

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