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Auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens Tegel soll die Urban Tech Republic entstehen: ein Forschungs- und Innovationszentrum für urbane Technologien. Marija Marchuk ist Projektleiterin für den konzeptionellen und betrieblichen Aufbau des Infocenters Berlin TXL, das über das Projekt informiert, und leitet das Team Innovationszentren und Community. Wir wollten von ihr wissen, was die Urban Tech Republic ausmacht und wie die Stadt von Morgen schon jetzt erforscht wird.
CCB Magazin: Hallo Marija, auf dem ehemaligen Flughafengelände soll mit der Urban Tech Republic ein Forschungs- und Innovationspark für urbane Technologien entstehen. Als Teamleiterin für Innovationszentren und Community bist du unter anderem für die Konzeption und Planung des Gründungs- und Innovationszentrums zuständig. Was genau verbirgt sich dahinter?
Marija Marchuk: Die Urban Tech Republic ist ein kuratierter Standort für Wissenschaft und Forschung, für Gewerbe und Industrie, für Existenzgründungen und etablierte Unternehmen, die gemeinsam an Lösungen für die Stadt der Zukunft arbeiten. Das Einzigartige an diesem Projekt ist es, dass wir Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft hier auf dem Areal zusammenbringen und damit einen erfolgreichen Wirtschaftsstandort für Berlin begründen wollen. Eine wichtige Rolle spielen dabei die geplanten Innovationszentren, die mitten im historischen Herzen der Urban Tech Republic – den denkmalgeschützten Terminalgebäuden – entstehen. Das ehemalige Terminal B erlebt dabei eine Renaissance als Hotspot für kreative Köpfe und aufstrebende Gründungsvorhaben im Feld urbaner Technologien. Ein neues Raumkonzept mit Coworking Spaces, Werkstätten und Eventflächen bietet ideale Bedingungen dafür. Das Gründungs- und Innovationszentrum schließt an das Hexagon, ehemals Terminal A, an, wo die Berliner Hochschule für Technik einziehen wird – eine hervorragende Symbiose für die Entwicklung des künftigen Campus TXL. Zudem ist ein Technologiezentrum im ehemaligen Terminal D in Planung. Außerdem verfügt das Areal über diverse Test- und Experimentierflächen, die Schlüsselfaktoren für Innovationstreibende sind, um ihre Prototypen hier direkt vor Ort zu erproben und für den Markeintritt vorzubereiten.
CCB Magazin:Welche urbanen Technologien sollen hier erforscht und entwickelt werden?
Marija Marchuk:Grundsätzlich sind für die Urban Tech Republic sechs Kernfelder relevant: Nachhaltige Wasser- und Energieversorgung, Recycling, Informations- und Kommunikationstechnologien, neue Bau- und Werkstoffe sowie neue Mobilität. Im Fokus stehen Zukunftstechnologien für die Städte von Morgen. Diese sechs Themenfelder werden von einzelnen Unternehmen, aber auch von Forschung und Wissenschaft bearbeitet. Wir entwickeln somit ein Innovationsökosystem mit besten Voraussetzungen für Kollaboration und interdisziplinären Fachaustausch.
Die Urban Tech Republic ist ein kuratierter Standort für Wissenschaft und Forschung, für Gewerbe und Industrie, für Existenzgründungen und etablierte Unternehmen, die gemeinsam an Lösungen für die Stadt der Zukunft arbeiten
CCB Magazin:Auf dem Gelände soll auch das sogenannte Schwammstadtkonzept erprobt werden, also urbane Flächen, die sehr gut Regenwasser aufnehmen können und so zur Kühlung in der Stadt beitragen oder auch Überschwemmungen vorbeugen.
Marija Marchuk:Genau. Wir haben aktuell eine Testfläche, wo unser zuständiger Fachbereich eine Versuchsanlage für Verdunstungs- und Versickerungsbeete aufgebaut hat in Zusammenarbeit mit der TU Berlin, der BHT und den Berliner Wasserbetrieben. Das illustriert ganz schön das Schwammstadtkonzept. In den nächsten drei Jahren wird mithilfe dieser Versuchsanlage die Effektivität solcher Verdunstungsanlagen untersucht, um sie dann im Schumacher Quartier zur Anwendung zu bringen. Das dort entstehende Schwammstadtquartier soll als Blaupause dienen, um Stadtquartiere künftig klimaresilient zu gestalten.
CCB Magazin:Wo du es gerade ansprichst. Mit dem Schumacher Quartier, dem anderen Großprojekt, soll am Rande des Flughafens ein Wohnquartier in Holzbauweise entstehen, insgesamt 5000 Wohneinheiten für mehr als 10.000 Menschen. Für wen sind diese Wohnungen gedacht?
Marija Marchuk:Das Schumacher Quartier ist ein Modellquartier für soziale und ökologische Nachhaltigkeit. Hier werden Wohnungen für Menschen aller Bevölkerungs- und Altersklassen mit unterschiedlichen Lebensmodellen angeboten. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf sozialem Wohnungsbau. Die Wohnungsbaugesellschaften bauen fünfzig Prozent der Wohnungen, die Genossenschaften vierzig Prozent und der Rest fällt auf Anbieter für Sonderwohnformen, wie Studierenden-Wohnungen.
CCB Magazin:Auf 200 Hektar sollen sich insgesamt über eintausend Startups und Unternehmen ansiedeln. Was davon ist schon Realität?
Marija Marchuk:Die Bestandsgebäude, die nach der Flughafennutzung ein neues Leben bekommen haben, sind schon gut ausgelastet mit Startups und Unternehmen. Bei den noch zu bebauenden Grundstücksflächen besteht eine große Nachfrage. Alle Unternehmen, die sich hier ansiedeln, forschen, entwickeln und produzieren urbane Technologien. Welche Unternehmen – groß und klein – das am Ende sein werden, steht noch nicht fest, der Auswahlprozess läuft noch an. In diesem Zusammenhang der Ansiedlung sehen wir auch die Potenziale der Innovationszentren als wichtige Knotenpunkte und Inkubatoren für junges Entrepreneurship im organisch wachsenden Ökosystem der Urban Tech Republic.
CCB Magazin:Wann steht endgültig fest, welche Unternehmen Teil der Urban Tech Republic werden?
Marija Marchuk:Der Fokus für die Ansiedlung liegt entsprechend des Standortprofils auf Unternehmen und Forschungseinrichtungen, die sich mit technologischen Lösungen in den sechs definierten Themenfeldern urbaner Technologien engagieren und deren Ansiedlung positive Synergien für die Community vor Ort verspricht. Das ist ein organisch wachsender Prozess, der politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen unterliegt, wir können heute keinen endgültigen Zeitpunkt in der Zukunft benennen.
CCB Magazin:Wie wird das Projekt finanziert?
Marija Marchuk:Wir als Tegel Projekt GmbH agieren im öffentlichen Auftrag. Die Standortentwicklung wird derzeit vor allem aus Landes- sowie Bundes- und EU-Mitteln finanziert. Mit Start der Vermarktung wächst der Anteil privatwirtschaftlicher Investitionen, denn die Grundstücke in der Urban Tech Republic werden über Erbbaurecht für profilkonforme Unternehmensansiedlung zur Verfügung gestellt und verbleiben so im Eigentum des Landes Berlin.
CCB Magazin:Im Infocenter Berlin TXL kann man in der aktuellen Ausstellung sowohl einen Blick in die Vergangenheit als auch in die Zukunft des Ortes werfen. Du hast die Ausstellung kuratiert. Was sind deine Aufgaben dabei? Und was zeigt die Ausstellung genau?
Marija Marchuk:Das Infocenter Berlin TXL ist eine Innovations- und Netzwerkplattform für nachhaltige Stadtentwicklung und urbane Technologien. Die Ausstellung ist da, um das gesamte Projekt zu vermitteln. Wir empfangen hier viele internationale Delegationen, Fachpublikum, Studierendengruppen und natürlich auch die allgemeine Öffentlichkeit – alle, die mit großem Interesse zu uns kommen. Die Dauerausstellung „Past – Present – Future Berlin TXL“ ist ein Kaleidoskop für verschiedene Perspektiven auf die Transformation des ehemaligen Flughafens. Das Leitmotiv der Ausstellung ist die DNA von Berlin TXL: Das ist zum einen die Entwicklung des Areals in der Gegenwart, zudem die ursächliche Verbindung mit dem bau- und sozio-kulturellen Erbe der Vergangenheit und zugleich die programmatische Ausrichtung des Innovationsstandorts auf urbanes Leben der Zukunft.
Grundsätzlich sind für die Urban Tech Republic sechs Kernfelder relevant: Nachhaltige Wasser- und Energieversorgung, Recycling, Informations- und Kommunikationstechnologien, neue Bau- und Werkstoffe sowie neue Mobilität. Diese sechs Themenfelder werden von einzelnen Unternehmen, aber auch von Forschung und Wissenschaft bearbeitet
CCB Magazin:Wie kamst du zu dem Projekt und was hast du vorher gemacht?
Marija Marchuk:Ich habe Vergleichende Literaturwissenschaft und Kunstwissenschaft an der Universität Potsdam studiert und zunächst als Kuratorin für Kunstausstellungen mit Schwerpunkt auf der europäischen Moderne gearbeitet. Danach ging es für mich bei der Tegel Projekt GmbH weiter als Projektleiterin für den konzeptionellen und betrieblichen Aufbau des Infocenters Berlin TXL. Seit 2023 leite ich das Team Innovationszentren und Community.
CCB Magazin:Derzeit ist Tegel noch eine Brachlandschaft. Wie sieht der Zeitplan für die Neuausrichtung aus? Wann wird die Urban Tech Republic ausgerufen? Wann soll das gesamte Projekt Berlin TXL realisiert sein?
Marija Marchuk:Die Urban Tech Republic gibt es ja schon – und sie wächst, sie wird von der Gemeinschaft der Menschen getragen, die hier forschen, entwickeln und produzieren. Nach und nach kommen immer mehr Unternehmen dazu. Der letzte Bauabschnitt wird in den 2040ern finalisiert sein. Das hängt natürlich auch von der Politik und ihren Priorisierungen ab. So gesehen gibt es keine klare Antwort auf deine Frage. Einen so genannten „fertigen“ Zustand wird es aber auch nie geben, das ist gerade das Wesen von Innovation, also wird auch die Urban Tech Republic so kuratiert, dass sie ein dynamischer und zukunftsorientierter Ort bleibt, um eben ihr innovationsförderndes Ökosystem zu erhalten. Das ist unser Mindset und international finden wir durchweg positive Beachtung dafür, was Berlin mit der Urban Tech Republic vorhat.
Rubrik: Innovation & Vision
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