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Soulbottles: Geht auch ohne

Soulbottles: Geht auch ohne
Photo: © Soulbottles

35 Milliarden Plastikflaschen landen jährlich in den Ozeanen oder auf Mülldeponien dieser Erde. Die soulbottles aus Berlin-Lichtenberg wollen das ändern: Das 13-köpfige Team stellt hippe und robuste Glasflaschen mit individuellem Design her. Öko meets Lifestyle sozusagen. Wie baut man ein solches Unternehmen auf? Wir haben uns mit Paul Kupfer von den soulbottles über Unternehmenskonzept und eine plastikfreie Zukunft unterhalten.
 

Interview Jens Thomas

 

CCB Magazin: Hallo Paul, soulbottles sind 100 Prozent plastikfreie Trinkflaschen aus Glas mit vielen unterschiedlichen Motiven. Warum braucht man so etwas?

Paul: Na ganz einfach: weil das gut ist! Und wir wollen möglichst viele Menschen dabei unterstützen, nachhaltig zu leben und auf Plastik zu verzichten. Konkret heißt das: Leitungswasser statt abgefülltem Mineralwasser verwenden und plastikfreie und fair produzierte soulbottles anstelle von PET Müll und Einwegflaschen. Leitungswasser trinken ist im Übrigen viel ökologischer, denn: kein Transport, keine unnötiges Plastik und vor allem auch gesünder, weil: keine Weichmacher, Keime und so ein Blödsinn. Wir sind überzeugt, dass ein nachhaltiger Lifestyle leichter ist, wenn sich Dinge, die nachhaltig und fair produziert sind, einfach in den Alltag integrieren lassen. 

Wir sind überzeugt, dass ein nachhaltiger Lifestyle leichter ist, wenn sich nachhaltige Dinge einfach in den Alltag integrieren lassen

CCB Magazin:35 Milliarden Plastikflaschen landen pro Jahr in Ozeanen und auf Mülldeponien und nur eine von zehn Plastikflaschen wird weltweit recycelt. Kriegt man das überhaupt noch in den Griff?

Paul:Ich hoffe doch. Und darum ist ein Umdenken notwendig. Plastik wird hochaufwendig aus Erdöl gewonnen und die CO2-Bilanz ist miserabel. Zudem ist BPA, Bisphenol A, ein synthetischer Hart- beziehungsweise Weichmacher, der in Kunststoffen enthalten ist. Plastikflaschen stehen unter dem Verdacht, diese Giftstoffe an das Wasser abzugeben. So können sie unbemerkt in den menschlichen Organismus gelangen. BPAfree is not enough – viele Trinkflaschenhersteller produzieren BPA-frei, das wird weder kontrolliert, noch gibt es Informationen zu den Ersatzstoffen. Mittlerweile stehen diverse Ersatzstoffe in Verdacht, noch schädlicher als BPA zu sein. Grund genug, um auf natürliche Materialien umzusteigen und auf Plastik zu verzichten. Wir kommen mit den soulbottles gerade zur rechten Zeit.
 

Alles ziemlich coole Flaschen: Die soulbottles aus Berlin. Foto: © Soulbottles

CCB Magazin:Ihr habt die Produktion von Schutzhüllen, Keramik-Trinkbechern und einer neuen 1,0 Liter soulbottle erfolgreich über Crowdfunding finanziert. Knapp 52.000 Euro habt ihr auf Startnext eingenommen, das ist viel. War die Kampagne so gut oder ist euer Produkt so vielversprechend?

Paul:In den letzten Jahren haben unsere Kunden immer wieder den Wunsch geäußert, eine besonders große soulbottle mit 1,0 Liter Fassungsvermögen zu haben. Das Interesse war also schon im Vorfeld der Kampagne groß. Trotzdem mussten wir einiges geben, damit wir auf unsere anvisierte Zielsumme kamen: letztlich hatten wir über 770 Supporter*innen, die uns unterstützt haben und in die Produkte investierten. Die drei neuen soul-Produkte entsprechen ganz unserer Firmenphilosophie: Sie sind zu 100 Prozent plastikfrei, fair und klimaneutral produziert. Bis auf den soulsleeve stammen alle unsere Produkte auch aus deutscher Produktion und der Kork des soulsleeves kommt aus nachhaltigem Anbau aus Portugal. Zusätzlich unterstützen wir mit einem Euro pro verkauftes soul-Produkt Trinkwasserprojekte weltweit zur Unterstützung für Menschen mit erschwertem Zugang zu sauberem Trinkwasser und Sanitäranlagen.

CCB Magazin:Wie setzt man eine Crowdfunding-Kampagne erfolgreich um? Auf was kommt es an?

Paul:Die Kommunikation vor- und während der Kampagne ist absolut entscheidend. Dabei ist das Herzstück der Kampagne das Video. Hier haben wir besonders viel Herzblut reingesteckt. Wenn das Video nicht überzeugend ist, dann kann das Produkt noch so toll sein, die Chancen stehen schlecht. Und nicht vergessen: im Vorfeld und auch während des Crowdfundings das Netzwerk und Pressekontakte nutzen.

CCB Magazin:Wo setzt ihr das Geld wie ein?

Paul:Das Geld aus dem Crowdfunding verwenden wir, um zunächst die Werkzeugkosten und die Produktionskosten der ersten Produktionsserie zu bezahlen. Am stärksten fällt dabei die soulbottle 1,0 Liter mit insgesamt 30.000 Euro Kosten der ersten Serie ins Gewicht. Da wir das Fundingziel von 50.000 Euro erreicht haben, können wir aber alle drei neuen soul-Produkte realisieren.

CCB Magazin:Ihr wart mit soulbottles als Unternehmen auch schon vor dem Crowdfunding erfolgreich. War das Crowdfunding für euch nur eine Art Zusatzfinanzierung oder eine wirkliche Finanzierungshilfe für Euer Businessmodel?

Paul:Durch das Crowdfunding konnten wir sicher gehen, dass wir nur Produkte in Auftrag geben, die nachher auch wirklich Anklang finden, sodass wir nicht sinnlos Regale füllen und unnötig Mühe und Zeit in unsere Ideen reinstecken. Wir sind aber noch ein recht kleines Sozialunternehmen und das bedeutet, dass eine hohe Produktionssumme auch ein großes Risiko birgt. Mit Crowdfunding hatten wir bereits gute Erfahrungen gemacht. So wurde zum Beispiel unser aktuelles soulbottles Design auch auf startnext über Crowdfunding finanziert.

CCB Magazin:Unabhängig vom Crowdfunding: Wie baut man ein Unternehmen wie soulbottles auf? Auf was kommt es an?

Paul:Das Wichtigste ist aus unserer Sicht definitiv das Lean-Startup-Prinzip: Start small and iterate – es gilt einen Weg zu finden, um so schnell wie möglich Feedback für eine Idee zu bekommen. Zudem haben wir uns immer gefragt, ob das, was wir da tun, wirklich das ist, was wir machen möchten ­– und ob die Idee dahinter mit unserer Vision wirklich übereinstimmt. Ein Start-Up zu gründen, nur weil es irgendwie cool ist, da geht dir irgendwann die Energie aus. Einen langen Atem hast du nur, wenn die Unternehmensvision mit deiner Lebensvision kompatibel ist. Dazu hat uns am Anfang sehr geholfen, die ganz großen Fragen zu stellen: Ist das der Beitrag, den ich zur Gesellschaft leisten möchte? Sehe ich in dem Projekt eine Perspektive, damit ich das lerne, was ich lernen will? Habe ich damit überhaupt den Impact, den ich haben möchte und kann ich mein Leben so leben, wie ich es gerne will? Wer diesen Fragen stellt, kann weit kommen. 

Einen langen Atem hast du nur, wenn deine Unternehmensvision mit der Lebensvision übereinstimmt“

CCB Magazin:Wo wollt ihr mit soulbottles hin? Was sind Eure Ziele? Wo steht ihr in zehn Jahren?

Paul:Erstmal haben wir jetzt einen großen Meilenstein im Zuge der Einführung drei neuer Produkte vor uns. Nach drei Jahren soulbottles 0,6 Liter wächst unser Sortiment beachtlich und wir weiten uns mit dem soulcup auch thematisch aus. Mittel- und langfristig wollen wir uns dann auf dem internationalen Markt stärker positionieren und weitere plastikfreie soul-Produkte nach soulbottles Philosophie verbreiten. Das ist ein weiter Weg. Doch wir gehen ihn.

CCB Magazin:Paul, viel Erfolg dabei.

Category: Innovation & Vision

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