Eine Ausstellung über CELAN eine Oper
von Peter Ruzicka und Peter Mussbach
in der Inszenierung von Gottfried Pilz
am Staatstheater Mainz2003
Fotografiert von Karen Stuke
Mit einer Lesung des Schauspielers Burkhard Heyl!
“Der Dichter Paul Celan, 1920 in Czernowitz geboren, überlebte den Holocaust im Gegensatz zu seinen Eltern, zerbrach - wie viele seiner Generation - am Überleben und setzte 1970 seinem Leben ein freiwilliges Ende. Die Oper von Peter Ruzicka mit dem Libretto von Peter Mussbach zeigt uns in sieben Entwürfen die Gegenwärtigkeit der Vergangenheit und die zunehmende Verrückung durch die Überwältigung einer Vergangenheit, die unbewältigt bleiben wird. Die zunehmende Verletzlichkeit des Dichters Celan - er fühlt sich schuldig am Tode seiner Eltern - erfährt in diesem Plagiatsprozess, iniziiert von Claire Goll, der Witwe des Dichters Ivan Goll, einen Kulminationspunkt, an dem er zu zerbrechen beginnt. Die Dichtung als eine mögliche Bewältigung des Lebens nach 1945 wird dadurch empfindlich gestört. War es doch Celan, der durch seine „Todesfuge“ die Lyrik nach 1945 wieder möglich machte, eröffnete, nachdem ein Gedicht nach dem Holocaust nicht mehr möglich schien. Diese Türe galt es für ihn selbst wieder erneut zu öffnen: Was dem Dichter gelang, zerbrach den Menschen Celan. Die gespaltene Zeit und Kultur - wir können sie vielleicht auch zerstört nennen - nach 1945 manifestiert sich in „Celan“ in tragischster Weise und Konsequenz in seinem Freitod. Die Oper läßt uns teilnehmen an seinem Schicksal und bewußt werden, daß die Wunde des Holocaust nicht zu heilen (schließen?) ist. Sie wirft die Frage der Vergangenheit in die Gegenwart: Wie ist die Verwirrung zu erkennen, wie zu vermeiden in einer Zukunft, deren jüngere Vergangenheit für immer unbewältigt bleiben wird?” Gottfried Pilz
Kronenboden zeigt in Zusammenarbeit mit der Galerie Degenhartt
Dieter Heitkamp in Fotografien von Udo Hesse
Dieter Heitkamp, geboren 1957, studierte Sport und Biologie an der FU und Bildende Kunst an der HdK Berlin. Seit ihrer Gründung 1978 arbeitete er an der Tanzfabrik Berlin, einem der wichtigsten Zentren für die Entwicklung des zeitgenössischen Tanzes in Deutschland und war bis 1995 einer ihrer künstlerischen Leiter. Neben zahlreichen Choreographien, die zwischen 1981 und 1998 entstanden sind und in ganz Europa und weit darüber hinaus zu sehen waren, engagierte er sich auch für die Fort- und Weiterbildung von Tänzern, war an der Organisation von Festivals beteiligt und im Vorstand des Deutschen Forums für zeitgenössischen Tanz tätig. Seit 1998 lebt und arbeitet er hauptsächlich in Frankfurt am Main, erhielt 2001 den Ruf als Professor für zeitgenössischen Tanz an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst, ist Direktor des Ausbildungsbereiches Zeitgenössischer und Klassischer Tanz und war drei Jahre lang Dekan des Fachbereiches Darstellende Kunst. Seit 2006 gehört er zum Leitungsteam Tanzlabor_21 - Ein Projekt von Tanzplan Deutschland.
DieFotografien von Udo Hesse zeigen inszenierte Porträts, aber auch Performance- und Probenfotos sowie private Aufnahmen von Dieter Heitkamp. Die Ausstellung ist nicht im Sinne einer Dokumentation über die Arbeit und das Werk des Dieter Heitkamp zu lesen. Vielmehr ist es eine fotografische Recherche, in der es um Wandlung geht, um die Verbindung von Leben und Kunst, um Performance im Alltäglichen und nicht zuletzt um die Beziehung zwischen der Person, die auf den Fotos zu sehen ist und der, die nicht zu sehen ist, dem Fotografen. Die Fotos und das Buch sind das Ergebnis einer über 25jährigen Freundschaft und Zusammenarbeit. Eine fotografische Langzeitbetrachtung, in der auch die Entwicklung von Modell und Fotograf spürbar wird.
Am 24. 4. 2009 eröffnet Kronenboden im Rahmen eines Istanbul - Berlin Ausstausches die Ausstellung Roommmates der Künstler Selim Eyüboglu und Sevgi Ortaç.
Roommates is about the ordinary lives of two women, sharing the same apartment. The project renders a series of photographs that gather together the recollections of a personal experience, which is perpetually revised, and a cinematic re-imagination of life as two incongruous narratives. Cinematic re-imagination here implies the archetypal, thrilling and glamorized narration of mainstream cinema that appeals to our collective memory of outstanding scenes. Roommates, thereby draws upon cinematic icons of proximity, intimacy, desire, and hatred. Roommates intermingles the taken-for-granted realism of photography and the make-believe realism of cinema. The viewer enters the image, knowing the roommates are constructed through cinematic frames, which imply greater narratives, but draw upon “real” experiences of the tensions arising from those living in close quarters. To represent the continuation of such apprehension in photographs, each still is composed like a cinematic frame, emulating its partiality, its emphasis on the off-screen space and the impelling postures of the characters. Thus, for example, to lay emphasis on the roommates’ lives in flux, the photographs accentuate the prior or the succeeding instances of daily occurrences. However, the cinema’s capacity for dramatization is still needed to emotively express their inner violence underneath those inconsequential moments. In their ostensibly “real” world, the roommates are unable to express their conflict without the iconic makeup of narrative cinema, provided in the “imaginative” world of the screen.
Am 25.9.2009 eröffnet die Ausstellung Die tote Stadt der Künstlerin Sonja Blattner.
Im Moloch der Meditation . Stadt pulsiert, lebt, unaufhörlich, ununterbrochen. Wie kann ein solcher Ort zum Mittelpunkt der Meditation, des Innehaltens werden, eine „Kirche des Gewesenen“ gar? Im Kronenboden gibt die Künstlerin Sonja Blattner ab Ende September mit ihren Skulpturen und Gemälden in einer neuen Ausstellung Antworten darauf. Erinnerungen an Korngolds „Die tote Stadt“ sind erwünscht. „Die tote Stadt“, von Erich Wolfgang Korngold komponierte und 1920 in Hamburg und Köln uraufgeführte Oper erzählt die Geschichte eines Mannes, der sich nach dem Tod seiner Frau in ein Zimmer in Brügge – die „Kirche des Gewesenen“ – zurückzieht, um sich der Trauer hinzugeben. In seinem Rückzug, seiner Meditation, seinem Innehalten erscheint eine andere Frau, die ihm seine wahre Liebe abverlangt. Das endet mit dem Tod der Frau und dem Abschied des Protagonisten von der Stadt. Rückzug, Flucht aus dem Moloch als Lösung? Sonja Blattner bezieht einen anderen Standpunkt. Aus ihrer Sicht ist gerade die Stadt mit ihren dunklen Straßenzügen der Rückzugspunkt, um zur Ruhe zu kommen, einen Ru-hepunkt zu finden. In der ganzen Zerrissenheit, im Auseinanderfallen, ist nicht die Abkehr von der Stadt die rechte Lösung, sondern das sich Einlassen, die Hinwendung verspricht die wahre Meditation. Wie viel Farbe verträgt eine solche Betrachtungsweise? Auch darauf hat Blattner eine überraschende Antwort. Sie zitiert Matisse: „Schwarz ist die Farbe des Lichts.“ Schwarz saugt das Licht in sich auf und glänzt und leuchtet so viel mehr als alle anderen Farben. In dieser Welt scheinbarer Widersprüche präsentiert sich das Werk Blattners als Aufbruch in neue Denkweisen – und da findet sie wieder mit Korngold zusammen. Sonja Blattner, geboren 1955 in Konstanz, hat Philologie in Mainz studiert. Nach dem Studium der Malerei an der Hochschule der Künste Berlin wurde sie 1996 zur Meisterschülerin Karl-Heinz Herrfurths ernannt. Sie lebt und arbeitet in Berlin. Text: Michael S. Zerban
Am 29.10.2010 eröffnet die Ausstellung Libretto der Künstlerin Bettina Cohnen
“Und was sie ist, das wage sie zu scheinen!”-damit fordert Maria Stuart in Schillers Drama ihre Gegenspielerin Königin Elisabeth auf, alles “Gaukelspiel” zu beenden und endlich ihrem Volk ihre wahre Identität zu enthüllen. Das Streben nach dieser wahren Identität-oder besser: die Untersuchung, ob diese nicht doch nur Lug und Trug sein kann - steht im Mittelpunkt der fotografischen Arbeiten von Bettina Cohnen. Oft unter Einbeziehung der eigenen Person, die als Protagonistin und Modell in den Arbeiten auftritt, entwirft sie fotografische Szenenfolgen, in denen der Prozess der Ich-Werdung als fragile Konstruktion zwischen Fremdbestimmung und Erfindung kenntlich wird. So auch in der Fotoserie Nebenschauplätze, die die Künstlerin im Jahre 2006 begonnen hat und die nun im Mittelpunkt der Ausstellung LIBRETTO steht. In den Bildsequenzen dieser Arbeit spielt die Künstlerin mit verschiedenen weiblichen Maskeraden und Frauenbildern. Die Fotografien, die oftmals auch kunsthistorische Referenzen zitieren, wirken wie Stills aus filmischen Narrationen.
Bei diesen Inszenierungen schwingt dabei immer der Versuch mit, durch das empathische Begreifen Rollenbilder als konstruierte Identitätshauptung zu entlarven.
Karen Stukes Fotografien geben vielfachen Assoziationen Raum. Da ist zuerst das Licht. Es lässt Szenarien erkennen, die sich im Dunkeln ereignen. Fotografien sind Lichtbilder. Licht ist die Essenz der Fotografie, ihr eigentliches Medium. Für Stuke ist es aber nicht nur das, sondern auch ihr Gegenstand. Dann sind ihre Fotografien vom Raum bestimmt. Sie nehmen Räume auf und sie entstehen in ihnen. Ein dritter Faktor, durch den ihre Bilder geprägt sind, ist die Bewegung. Sie erscheint flüchtig und wird nicht wie in der Momentfotografie in einem „entscheidenden Augenblick“ erfasst, sondern ganzheitlich, mit zeitlicher Dauer. Es vergehen Stunden, während derer die Camera obscura die Eindrücke der Dunkelheit nach und nach sammelt und speichert. Erst gegen Morgen wird ihr intimer Blick beendet, der Tag beginnt. Zurück bleiben langsame, friedliche Bilder auf der Grenze zwischen Nähe und Distanz, zwischen Tag und Traum.(Gottfried Jäger aus dem Buch: “Die Trilogie der schönen Zeit, oder: Warten macht mir nichts aus!”)
Die zweite Ausstellung im Kronenboden: Radio Babylon
Eine Ausstellung über eine Uraufführung
In der Ausstattung von Karen H. Fries und in einer Inszenierung von Peter Hanslick im Theater Görlitz
Die erste Ausstellung im Kronenboden: “Vorhang auf!”
Bühnenbilder von Gottfried Pilz, Camera Obscura Aufnahmen von Karen Stuke
Karen Stuke will das ‚andere’, das absolute Theaterfoto machen. Das Bild, das alles in sich vereint, die ganze Szene, den ganzen Akt, das ganze Programm. So kam sie fast zwangsläufig zu dem anachronistisch langsamen Instrument, der Camera Obscura, das dies ermöglicht. Dass die daraus entstandenen Bilder ‚anders’ sind, ist unabweisbar. Ob sie angemessen und ‚richtig’ sind, ist unbeweisbar. Sie sind der sichtbare Ausdruck eines tiefen Wunsches, der fantastischen Welt des Theaters ein fantastisches Bild der Fotografie entgegenzusetzen. Ihre Inszenierung ist eine doppelt und dreifache. Auf die Inszenierung der Bühne reagiert sie mit der Inszenierung der Kamera, der die Inszenierung des Bildes in bühnenähnlichen Kästen folgt. Ein eigenes Bildsystem entsteht. (Gottfried Jäger aus dem Buch: “Die Trilogie der schönen Zeit, oder: Warten macht mir nichts aus!”)
Subscribe to our monthly newsletter!