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Dirk Herzog: „Eine Crowdfunding-Kampagne ist in den seltensten Fällen ein Selbstläufer“

Dirk Herzog: „Eine Crowdfunding-Kampagne ist in den seltensten Fällen ein Selbstläufer“
Foto: © Looking Into Black Boxes

"Looking Into Black Boxes" ist eine neue Webvideo-Reportagereihe über die Computerisierung unseres Alltags. Wie verändert die Zunahme der Computerisierung unser Bewusstsein und unseren Umgang damit? Und wie setzt man ein solches Thema über eine Crowdfunding-Kampagne um? Wir sprachen mit Dirk Herzog, Leiter des Projekts.

 

INTERVIEW   JENS THOMAS 

 

CCB Magazin:Hallo Dirk, "Looking Into Black Boxes" ist eine neue Webvideo-Reportagereihe über die Computerisierung unseres Alltags. Wie viele Stunden bist Du eigentlich am Tag online?

Dirk:So genau kann ich das nicht sagen. Wenn ich schlafe, sind Rechner und Handy aus. Die Frage wäre vielleicht eher: Wann bin ich eigentlich offline? Denn mit der Computerisierung des Alltags, die wir in "Looking Into Black Boxes" thematisieren, ist nicht nur das Netz gemeint, sondern auch die Allgegenwart von Computern in allen Lebenszusammenhängen. Die Computerisierung des Alltags ist dann am offensichtlichsten, wenn wir Laptops und Handys einschalten, doch auch beim Einkauf im Supermarkt, einer Autofahrt oder beim Arztbesuch trifft man zunehmend auf rechnergestützte Gegenstände.

CCB Magazin:Wie verändert die Zunahme der Computerisierung unser Bewusstsein und unseren Umgang damit?

Dirk:Eine Antwort auf das „Wie“ wollen wir gemeinsam mit den Zuschauern herausfinden. Was man schon jetzt sagen kann, ist, dass Technologien den Menschen im Alltag heute vor allem dann auffallen, wenn sie fehlen oder nicht mehr funktionieren. Das heißt nicht, dass Rechner und ihre Daten per se böse oder gut sind, schließlich entscheiden immer noch die Menschen, wie und wo sie diese Technik nutzen. „Looking Into Black Boxes“ zielt genau darauf ab, sich die Veränderungen unseres Zusammenlebens durch Computer bewusster zu machen.

CCB Magazin:Wie soll das in eurer Webvideo-Reportagereihe gezeigt werden?

Dirk:In "Looking Into Black Boxes" wollen wir Orte zeigen, an denen Software eine Rolle spielt. Dazu wird Fiona von n00bcore.de pro Folge gemeinsam mit einem Kamerateam einen dieser Orte besuchen. Das kann die Notaufnahme im Krankenhaus sein, an der eine Software regelt, welche Verletzungen zuerst versorgt werden sollen. Oder wir sehen uns in einem Callcenter an, welche Aufgaben durch einen Sprachcomputer übernommen werden können und wann ein Mitarbeiter telefoniert, die Kommunikation dann aber doch wieder auf die Eingabemaske einer Software beschränkt wird. Vor Ort werden wir Experten oder Expertinnen treffen, die uns helfen zu verstehen: Wie funktionieren diese Programme und Maschinen? Wie helfen sie ihren Nutzern und wo tauchen Widerstände auf? Wo sind Grenzen und welche Entscheidungen werden durch Algorithmen getroffen? Anhand dieser konkreten Beispiele wollen wir gemeinsam mit unseren Zuschauern besser verstehen, wie zum Beispiel unser Gesundheitssystem oder unsere Kommunikationskultur durch Computer verändert werden.

Unser Interviewpartner, Dirk Herzog: "Ohne eine gehörige Portion Idealismus
und Selbstengagement kommt man beim Crowdfunding nicht weit". Foto © Looking Into Black Boxes

CCB Magazin:Zu "Looking Into Black Boxes" habt ihr eine Crowdfunding-Kampagne auf Krautreporter. Warum habt ihr euch für ein Crowdfunding entschieden?

Dirk:Durch das Crowdfunding konnten wir vor allem zwei Dinge tun: Zum einen konnten wir herausfinden, wie groß das Interesse an diesem Thema ist, inzwischen wissen wir: Es gibt ein großes Interesse. Zum anderen können wir eine Basisfinanzierung auf die Beine stellen, die uns bislang fehlt. Wir haben schon jetzt unsere Unterstützersumme von 3.000 erreicht - und wir sind zuversichtlich, dass es noch mehr wird. Im Anschluss haben wir dann die Möglichkeit, unser Equipment aufzustocken und etwas Geld für Recherche- und Fahrtkosten sowie ein kleines Budget für Aufwandsentschädigungen auszugeben.

CCB Magazin:Das durchschnittliche Finanzierungsvolumen pro Projekt im Bereich reward based Crowdfunding liegt derzeit bundesweit bei 6.117 Euro, mit Eurem Volumen liegt ihr deutlich darunter. Euer Budget reicht doch nicht für eine komplette Produktion.

Dirk:Das ist richtig. Der größere Teil ist finanziell noch nicht abgedeckt. Die anvisierte Summe von 3.000 reicht zunächst für drei Videos. Da unser Projekt schon jetzt überfinanziert ist, können wir zusätzlich englische Untertitel für drei Folgen beauftragen. Aber wir müssen nach weiteren Wegen und Möglichkeiten der Finanzierung suchen. Welche das sind, das werden wir noch sehen.

CCB Magazin:Warum habt ihr Krautreporter als Plattform gewählt?

Dirk:Krautreporter hat sich auf journalistische Formate spezialisiert. Dort ist „Looking Into Black Boxes" bestens aufgehoben.

Sieht so unsere Zukunft aus? Nein, so sieht unsere Realität aus
(Bildausschnitt aus "Looking Into Black Boxes"
). Foto © Looking Into Black Boxes

CCB Magazin:Wo siehst du insgesamt Vor- und Nachteile des Crowdfundings?

Dirk:Ein Vorteil ist, dass man bereits im Vorfeld mit einer Community zusammenarbeitet und so schnell Feedback bekommt, ob das Thema überhaupt auf Interesse stößt. Auch Themen, die sich über die üblichen Kanäle nur schwer realisieren lassen, haben eine Chance. Man muss dennoch abwägen, ob sich der Aufwand im Verhältnis zum Ergebnis lohnt. Wie viel investiere ich? Was bekomme ich zurück? Ein Crowdfunding kostet viel Zeit und Energie. Und ohne eine gehörige Portion Idealismus und Selbstengagement kommt man auch im Bereich des Crowdfundings nicht weit.

CCB Magazin:Was gibst du anderen Projekten mit auf den Weg, die auch eine Crowdfunding-Kampagne planen?

Dirk:Eine Crowdfunding-Kampagne ist in den seltensten Fällen ein Selbstläufer. Wenn es aber ein große Community oder Fangemeinde gibt, die Interesse an der Kampagne hat, ist die erste große Hürde schon genommen.

CCB Magazin:Wie geht es für euch nach der Kampagne weiter?

Dirk:Unsere Kampagne läuft noch bis zum 11. Mai. Und ich hoffe, dass wir noch viele Leute erreichen, die auch bereit sind, das Projekt weiterhin zu unterstützen. Danach geht es los: Filmen, Schneiden und Veröffentlichen.

CCB Magazin:Dirk, vielen Dank für dieses Gespräch.


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