Finanzierung
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Die Crowd als Kreditgeber: finmar ist eine Crowdfunding-Plattform, auf der die Crowd Kredite bis 25.000 Euro an mittelständische Unternehmer vergibt. Wir sprechen von Crowdlending. Und wir sprechen mit Clas Beese, Geschäftsführer von finmar: Für wen eignet sich Crowdlending als Finanzierungsform besonders gut? Ist die Crowd die bessere Bank?
CCB Magazin:Hallo Clas, ihr habt mit finmar vor drei Jahren angefangen, euer Konzept zu entwickeln, ein Jahr habt ihr am Konzept gearbeitet und euch ein Jahr um die Umsetzung gekümmert. Warum hat alles so lange gedauert?
Clas:Das hat damit zu tun, dass wir uns im Bereich Crowdlending oder Lending-based Crowdfunding bewegen und damit dem regulierten Finanzmarkt unterliegen. Hier gelten strikte Regeln. Bei finmar geht es ja darum, dass die Crowd nach dem Alles-oder-nichts-Prinzip Geld gibt, das Geld aber verzinst zurückbekommt. Das ist rechtlich gesehen ein Kredit. Und die Vergabe von Krediten darf gewerbsmäßig in Deutschland nur von einer Bank erfolgen, also von einem Bankinstitut mit einer Vollbank-Lizenz.
CCB Magazin:Wie genau funktioniert finmar?
Clas:Auf finmar vergibt die Crowd Kredite bis 25.000 Euro für Geschäftsprojekte mittelständischer Unternehmer. Im Gegenzug zahlen die Unternehmer ihren Anlegern den Kredit plus Zinsen über die vereinbarte Laufzeit zurück. Wir prüfen natürlich die Projekte, machen eine Schufaabfrage und lassen nur Projekte zu, die den Anlegern eine Entscheidung über die Investition ermöglichen. Die Anleger bestimmen dann selbst, in welche Projekte oder Unternehmer sie investieren wollen. Die Mindestinvestition liegt bei 250 Euro, die Höchstsumme bei 2.500 Euro pro Projekt. Für die Investition bekommt der Anleger zwischen 6 und 11 Prozent Zinsen pro Jahr. Die Höhe der Zinsen richtet sich immer nach der persönlichen Bonität des Unternehmers.
CCB Magazin:Das heißt, das Geld wird durch die Crowd über finmar eingesammelt und die Bank vergibt den Kredit im Anschluss, wenn die Zielsumme erreicht ist?
Clas:Ganz richtig. Für die Unternehmer bedeutet Crowdlending, jederzeit auf einen flexiblen Kredit für geschäftliche Schritte zugreifen zu können – ein Vorteil, den klassische Banken Selbstständigen immer seltener bieten. Darum ist finmar auch besonders interessant für Solo-Selbständige, Projekte oder kleine Unternehmen. Gerade für sie gestaltet sich die Kreditvergabe schwierig. Eine Künstlerin erhält zum Beispiel als Einzelperson oder zum konsumtiven Zwecke sehr leicht einen Kredit, um sich beispielsweise eine Küche zu kaufen. Möchte sie aber 10.000 Euro haben, um sich ihr Atelier als Künstlerin neu auszustatten, wird es schwierig. Genau diese Lücke versuchen wir zu schließen. Denn das Problem ist ja, dass Banken kleine Geschäftskredite so ungern vergeben, weil Kredite stark der Prüfung unterliegen. Die Vergangenheit des Unternehmens wird dabei bewertet, um daraus eine künftige Rückzahlungswahrscheinlichkeit abzuleiten. Dieses Prüfen kostet Geld und ist nur bei großen Unternehmenskrediten rentabel.
CCB Magazin:Was kostet eine solche Prüfung?
Clas:Wir gehen davon aus, dass ein Prüfungsantrag bei einer Bank zur unternehmerischen Kreditvergabe durchschnittlich 1.800 Euro kostet. Und diese Kosten trägt die Bank. Die Bank kann dieses Geld aber nur über Zinsen „zurückverdienen“. So hohe Zinsen kann sie aber gar nicht nehmen, sonst würde keiner mehr Kredite aufnehmen. Für Banken sind darum kleinere Kreditgeschäfte sehr unattraktiv. Hier kommen wir ins Spiel. Wir setzen die Bank lediglich als Zwischeninstanz ein.
CCB Magazin:Wie funktioniert das?
Clas:Wir nutzen das Mikropayment-System Fidor Smart. Die Bank reserviert die angebotenen Beträge auf den einzelnen Konten. Erst bei erfolgreichem Funding zieht die Bank das Geld der einzelnen Anleger auch tatsächlich ein. Daraufhin vergibt die Bank den Kredit an den Unternehmer und überschreibt die Kreditforderungen den einzelnen Anlegern. Der Rückzahlungsanspruch liegt also sofort wieder bei der Crowd. Die Rückzahlung erfolgt monatlich zu festgelegten gleichbleibenden Raten über die Bank.
CCB Magazin:Das Crowdlending ist im Vergleich zu den anderen Crowdfunding-Finanzierungsarten noch recht jung. Eine Frage zum Verständnis: Warum sollte man als Künstler oder Kulturschaffender überhaupt einen Kredit aufnehmen, den man bekanntlich zurückzahlen muss, wenn man Geld über andere Crowdfunding-Plattformen einsammeln kann, das nicht zurückgezahlt werden muss?
Clas:Wenn man kann, dann sollte jeder so viel Geld wie möglich über Reward-based Crowdfunding einsammeln. Es bietet den großen Vorteil, dass man damit Werke schon vor Produktion verkaufen kann. Dabei geht es aber tatsächlich ums ‚Verkaufen‘. Jeder muss sich also vorher fragen: Habe ich eine ausreichend große Fan-Gemeinde? Ist der Nutzen für meine Unterstützer groß genug, damit sie Geld ausgeben? Dagegen bietet das Crowdlending an sich schon einen starken Anreiz: Geld zurück plus Zinsen. Das erhöht die Erfolgswahrscheinlichkeit des Fundings immens und bietet damit einen deutlich verlässlicheren Zugang zu Geld. Auch der Aufwand für eine Kampagne ist beim Crowdlending deutlich geringer.
CCB Magazin:Neben finmar gibt es auch andere Crowdlending-Plattformen wie auxmoney oder smava. Was unterscheidet finmar von der Konkurrenz?
Clas:Auxmoney und smava sind überhaupt die Vorreiter im Bereich Crowdlending in Deutschland. Ihnen sind wir dankbar, dass sie Crowdlending eingeführt haben und die ersten informierten Menschen tatsächlich wissen, worüber wir sprechen. Was uns aber von allen anderen Lending-Plattformen in Deutschland unterscheidet ist die Transparenz. Bei finmar wissen Anleger, wem sie Geld leihen. Sie können sich über den Unternehmer und sein Unternehmen informieren und sich zusätzliche Informationen beschaffen. Das schafft ein Verbundenheitsgefühl. Das kommt letztlich auch dem Unternehmer zu Gute, in Form von Fürsprechern, Empfehlungen und neuen Kunden. Bei allen anderen Plattformen herrscht Anonymität. Dort bekommen anonyme Kreditnehmer Geld von anonymen Anlegern. Das hat uns nicht gereicht. Deswegen haben wir finmar gegründet.
CCB Magazin:Wie wird sich der Crowdlending-Markt in nächster Zeit weiter entwickeln?
Clas:Ich denke, der Lending-Bereich wird weiter wachsen. Der Bankbereich ist so stark reguliert, dass Banken vor echten Innovationen zurückschrecken. Bislang stehen sie sich im Bereich Crowdfunding einfach selbst im Wege. Vor allem seit Basel 3 müssen Banken vielen Auflagen folgen, um das Risiko von unternehmerischen Krediten einzuschätzen, das spielt uns in die Karten. Spannend ist schon jetzt die Entwicklung in den angloamerikanischen Märkten. Dort haben die Banken selbst erkannt, dass Kreditvergabe über die Crowd eigentlich der schlankere Kreditvergabeprozess ist. Ich denke, an diesen Punkt werden wir auch noch kommen.
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