Finanzierung
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Shai Hoffmann hat schon so einige Crowdfunding-Kampagnen auf den Weg gebracht. Zudem arbeitet er als Crowdfunding-Berater und betreibt seinen Blog #Crowdlove. Zeit für ein Gespräch. Wir trafen den umtriebigen Medienmacher und Campaigner auf ein kühles Getränk im Herzen Kreuzbergs, um über seine Kampagnen, Best Practice und Worst Cases des Crowdfundings und die Zukunft der Crowdfinanzierung zu sprechen.
CCB Magazin:Hallo Shai, du hast gerade die Karma Classics über Crowdfunding auf Startnext finanziert. Ein Schuh, der fair und nachhaltig produziert ist. Eure Fundingschwelle lag bei 34.500 Euro. Zum Schluss waren es 45.975 Euro. Wie überrascht bist du von diesem Ergebnis?
Shai:Sehr. Und vor allem sind wir dankbar dafür und glücklich darüber, dass sich so viele Menschen, zirka 700 Prosumer, für eine faire Alternative entschieden haben. Mit „Wir“ meine ich meine Kollegin Amira Jehia, die bei uns Innenministerin für Finanzen & Organisation ist sowie Jakob Listabarth, zuständig für die graphische Gestaltung.
CCB Magazin:45.975 Euro ist eine erstaunliche Summe. Der Durchschnittswert einer Kampagne liegt in Deutschland portalübergreifend bei rund 8.000 Euro. Ist euer Produkt so vielversprechend oder war die Kampagne so gut?
Shai:Zunächst einmal konnten wir mit unserem Pitchvideo für Aufsehen sorgen. Das Pitchvideo wurde von dem talentierten Regisseur Christian Fischer aus München mithilfe von circa 50 Karma-Helfern ehrenamtlich realisiert und hat zweieinhalb Jahre gedauert. Es ist ein Spot, der einem Werbeclip von Converse in nichts nachsteht. Das Pitchvideo war ein sehr wichtiger Erfolgsfaktor, der unsere Kampagne hat professionell aussehen lassen. Für eine Crowdfundingkampagne ist es auch eher ein untypisches Pitchvideo. Zudem haben wir parallel die Webseite www.karma-classics.de gelauncht, auf der wir neben "Making of"-Material auch darüber informieren, warum die Karma Classics für uns nur ein Vehikel der größeren Idee, nämlich des bewussteren Konsums von Konsumgütern, sind. Insgesamt hat das ganzheitliche Konzept überzeugt.
CCB Magazin:Du bist selbst Crowdfunding-Berater. Was rätst du Leuten, die eine Crowdfunding-Kampagne starten wollen?
Shai:Redet mit vielen Menschen über eure Idee! Holt euch möglichst viele Perspektiven, bevor ihr eine Kampagne startet. Der Erkenntnisgewinn ist meist größer als die Gefahr, dass eure Idee geklaut wird. Im nächsten Schritt ist ein stringentes Storytelling wichtig. Dann zählt die Überlegung, wie man sich präsentiert. Die sollte vor allem unter drei Gesichtspunkten geschehen: Sie sollte erstens transparent und ehrlich sein, zweitens authentisch und drittens mit einer pro-aktiven Kommunikationsstrategie: Die Crowd will Teil deiner Reise sein. Nimm sie auf das Abenteuer mit!
CCB Magazin:Von was rätst du Leuten ab, wenn du sie berätst? Was sollte man vermeiden?
Shai:Kampagnen zu schnell zu starten, so quasi übers Bein zu brechen. Ich rate auch tunlichst davon ab, sich gänzlich auf das Netzwerk der Crowdfundingplattform zu verlassen. Nix da! Du musst da raus, auf die Bühne, und mit Leidenschaft und Liebe die Crowd von deinem Projekt überzeugen. Ihnen zeigen, dass Du es ernst meinst und dafür brennst. Dafür bekommst Du dann viel #CrowdLove - versprochen!
CCB Magazin:Du hattest schon mehrere Crowdfunding-Kampagnen. Lernt man da eigentlich immer wieder was dazu?
Shai:Oh ja, jede Kampagne ist anders. Einmal haben wir - Van Bo Le-Mentzel und ein Menge engagierter Menschen - den Film namens #3min of Fame, Love & Peace crowdfunden wollen. Wir dachten, wir könnten uns auf unsere großen Crowds im Netz verlassen - Pustekuchen. Die Kampagne war sehr anstrengend. Wir mussten viel Fleißarbeit betreiben, in dem wir viele persönliche Kontakte angeschrieben haben und um Unterstützung baten. Letztlich war die Kampagne doch erfolgreich. Aber ein Spaziergang war es nicht. Aber auch das ist Crowdfunding, nach dem Motto: kommt die Crowd nicht zur Kampagne, kommt die Kampagne eben zur Crowd. :-)
CCB Magazin:Seit rund fünf Jahren hat sich das Crowdfunding in Deutschland etabliert. Ab wann würdest du einem Projekt abraten, eine Crowdfunding-Kampagne zu starten?
Shai:Ich rate von einem Crowdfunding ab, wenn ich merke, dass das Ziel des Fundings sehr egozentrisch motiviert ist und keinen gesellschaftlichen Mehrwert hat. Außerdem schaue ich auf die Unternehmerpersönlichkeiten, auf deren Drive, die Projekt-Story und das vorhandene Netzwerk der Starter und Starterinnen.
CCB Magazin:Shai, wie geht’s weiter? Was planst du in der Zukunft? Und wie sieht die Zukunft des Crowdfundings in Deutschland aus?
Shai:Ich sage dir: Wir erobern die Welt mit den Karma Classics. :) Nein, mal im Ernst. Unser Plan ist es, durch die Karma Classics viele weitere Projekte mit unserer Unternehmung, der Karma Ventures UG, zu realisieren. Für den 3. und 4.9. planen wir zum Beispiel im Holzmarkt die nächste Get Engaged Konferenz zum Thema "Scheitern". Und auch eine nächste Crowdfundingkampagne für die Sensibilisierung nachhaltigen Konsums ist angedacht. Was die Zukunft des Crowdfundings in Deutschland angeht: Das Crowdfunding wird sich in der Immobilienfinanzierungsbranche etablieren. Hier hoffe ich stark, dass sich diese Sparte zugunsten einer vielfältigen Gesellschaftsstruktur in Kiezen entwickelt und nicht, ganz im Gegenteil, die Gentrifizierung vorantreibt. Insgeheim hoffe ich sehr, dass noch viel mehr Menschen sich trauen, eine Crowdfundingkampagne zu starten. Mit guten Ideen kann man tatsächlich die Gesellschaft positiv beeinflussen. Und man bekommt so viel #CrowdLove zurück. Das verspreche ich dir. Denn wenn ich beziehungsweise wir es schaffen, dann schaffst du, du und du das auch. Versprochen. Einfach mal machen. So lautet das Erfolgsrezept!
CCB Magazin:Shai, danke für dieses Gespräch.
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Alle Infos zu Shai Hofmann gibt es hier: www.shaihoffmann.de
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