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Er will Amazon und Konsorten eine gemeinwohlfähige Alternative entgegensetzen: Volker Oppmann, Jahrgang ’75, möchte mit seiner Plattform yourbook.shop den lokalen Buchhandel stärken und eine auf Fairness basierende Literaturcommunity aufbauen. Was hat er vor und wer ist dieser Mann?
CCB Magazin: Hallo Volker. Du bist seit 2007 mit dem Independent Verlag Onkel & Onkel verlegerisch tätig und hast seitdem diverse Online-Plattformen für Bücher aufgebaut. Nun bist du seit Juli 2021 mit yourbook.shop am Start. Führe uns doch mal durch deine Vita. Was hat dich überhaupt zur Literatur gebracht?
Volker Oppmann: Puh. Nicht einfach, darauf eine Antwort zu finden. Ich habe immer gern gelesen, bin aber relativ spät auf die Idee gekommen, beruflich etwas mit Büchern zu machen. Die Initialzündung war 2002 dann ein Verlagspraktikum bei Rogner & Bernhard sowie die Lektüre von Max Tau, dessen Lebenserinnerungen ich während eines Studienaufenthalts in einem Antiquariat in Bergen (Norwegen) entdeckt hatte.
CCB Magazin:Du hast unter anderem auch in Norwegen studiert. Woher kommt deine Liebe für skandinavische Kultur?
Volker Oppmann:Mein Interesse an skandinavischer Literatur und Kultur ist einem Zufall geschuldet. Kurz nach dem Abi ist ein guter Freund von mir nach Norwegen ausgewandert und bat mich, ihm beim Umzug zu helfen. Das war so Mitte oder Ende der 90er und meine erste Begegnung mit Norwegen. Damals hatte ich mich spontan in Land und Leute verliebt und bin dann später zum Studium der Skandinavistik nach Norwegen gezogen. Vorher studierte ich Germanistik und Philosophie in Würzburg und in Bonn.
CCB Magazin:Kommen wir mal auf deine Online-Plattformen zu sprechen. Die Idee zu textunes kam dir 2008, seitdem hast du noch drei weitere Plattformen für Bücher aufgebaut, log.os, mojoreads und ganz aktuell yourbook.shop. Wird dir schnell langweilig?
Volker Oppmann:Die Sache mit textunes war mehr oder weniger ein glücklicher Ausrutscher. Am Anfang war textunes nur das digitale Taschenbuchlabel meines Verlags Onkel & Onkel und hat sich anschließend zum Vorgänger von iBooks gewandelt. Dabei war das ursprünglich eigentlich nur als Marketinggag gedacht. Aber dann sind wir damit 2008 zur Frankfurter Buchmesse gefahren, noch bevor es Amazons Kindle-Reader in Deutschland gab. Wir waren damit der erste deutsche Publikumsverlag in Deutschland, der E-Books anbot. Das stieß dann nicht nur bei den Leser*innen, sondern auch bei den Verlagen, die gerade ins E-Book-Geschäft einsteigen wollten, auf großes Interesse. Wir haben die App dann stetig verbessert, bis wir 2011 schließlich ein Übernahmeangebot von Thalia bekamen.
Buchliebhaber bewegen sich im Netz zwischen drei verschiedenen Plattformen hin und her: den sozialen Netzwerken, den Reader-Plattformen und den Shops. Ich wollte eine Plattform schaffen, die das alles miteinander verbindet
CCB Magazin:Und wie ging es dann weiter mit log.os, mojoreads und yourbook.shop?
Volker Oppmann:Ich versuche immer ein paar Schritte weiterzudenken und zu überlegen, wo sich der Markt hin entwickelt. Wir hatten uns bei Thalia 2013 gerade mit unseren ehemaligen Konkurrenten Hugendubel und Weltbild zur Tolino-Allianz zusammengeschlossen. Das war als Gegengewicht zu Amazons Kindle-Plattform zwar folgerichtig, ging mir aber noch nicht weit genug. Ich dachte mir, Buchliebhaber bewegen sich im Netz zwischen drei verschiedenen Plattformen hin und her: den sozialen Netzwerken, wo sie auf Bücher aufmerksam werden und sich darüber austauschen; den Reader-Plattformen, wo sie in die Bücher reinschnuppern können; und zuletzt natürlich den Shops, wo sie die Bücher kaufen. Ich wollte eine Plattform schaffen, die das alles miteinander verbindet. So entstand die Idee zu log.os. log.os war aber nicht zuletzt auch der Versuch eine Plattform zu entwickeln, die sich nicht nur am Profit orientiert, sondern auch zum Gemeinwohl beiträgt. Mit mojoreads und nun zuletzt yourbook.shop haben wir diese Idee weiterentwickelt. Es ist eine Art von digitalem Ökosystem, wo jeder seinen Platz und sein Auskommen hat: die Verlage, die Autor*innen und die Buchhandlungen – die gesamte Vielfalt der Buchbranche eben.
CCB Magazin:Wie du schon eben sagtest soll yourbook.shop mehr als nur eine Plattform zum Verkauf von Büchern sein. Es soll zugleich Literatur-Community sein und den lokalen Buchhandel stärken. Was ist anders oder neu an yourbook.shop, sagen wir mal im Vergleich zu Amazon oder medimops?
Volker Oppmann:Der Fokus liegt auf den unabhängigen Buchhandlungen, die wir mit unserer Plattform fördern und stärken wollen. Das ist schon einmal ein entscheidender Unterschied zu Amazon. Wenn du bei Amazon einkaufst, geht der Umsatz bei den Buchhandlungen komplett verloren. Bei uns ist das anders. Bei uns können User auf der Plattform ihre Stammbuchhandlung im System hinterlegen und diese durch ihre Käufe stärken. Und angenommen ein User, dem du auf yourbook.shop folgst, empfiehlt ein Buch, das du über diese Empfehlung hin kaufst, dann bekommt dieser User automatisch 10 Prozent vom Verkaufspreis gutgeschrieben.
yourbook.shop will den lokalen, unabhängigen Buchhandel stärken; das ist ein entscheidender Unterschied zu Amazon
CCB Magazin:Moment, Moment, langsam. Ein Praxisbeispiel bitte: Ich möchte die Philip Roth Biografie von Blake Bailey erwerben. Meine Stammbuchhandlung ist am Mehringdamm. Wie funktioniert der Handel? Wer bekommt was?
Volker Oppmann:Deine Stammbuchhandlung bekommt in jedem Fall 15 Prozent vom Verkaufspreis. Und falls du zusätzlich auf Empfehlung deiner Buchhandlung gekauft hast, bekommt sie sogar 25 Prozent des Verkaufspreises – 10 Prozent wegen der Empfehlung plus 15 Prozent, weil sie deine Stammbuchhandlung ist.
CCB Magazin:Und was passiert dann mit den restlichen 85 bzw. 75 Prozent des Verkaufspreises, wo fließen die hin?
Volker Oppmann:Durch die Buchpreisbindung ist festgelegt, dass jedes Buch, egal wo du es kaufst, immer gleich viel kostet. Das heißt die Verlage setzen die Preise für die Bücher fest und gewähren den Buchhandlungen einen gewissen Rabatt für den Ankauf der Bücher. Das sind zwischen 30 und 50 Prozent. Sprich: Kauft ein Buchhändler ein zehn Euro teures Buch von einem Verlag, gewährt ihm dieser einen Rabatt im Wert von drei bis fünf Euro. So kann der Buchhändler mit dem Buch Gewinne erzielen. Wir bei yourbook.shop arbeiten mit zwei Großhändlern zusammen, die ebenfalls den Versand für uns übernehmen. Diese Großhändler gewähren uns eine Rabattmarge von 30 Prozent, mit der wir sicher kalkulieren können. Und darum können wir auch bis zu 25 Prozent an die jeweiligen lokalen Buchhandlungen, die auf unserer Plattform sind, weitergeben. Wir als Plattform verdienen dann, wenn nur 15 Prozent des Verkaufspreises an die Buchhandlungen weitergegeben wird.
Wir geben bis zu 25 Prozent des Buchpreises an die lokale Buchhandlung ab, wo das Buch bestellt wurde. Wir als Plattform verdienen dann, wenn nur 15 Prozent des Verkaufspreises an die Buchhandlungen weitergegeben wird
CCB Magazin:Bis jetzt sind – laut Homepage – etwas über tausend Euro an Erlös über yourbook.shop an die jeweiligen Partnerbuchhandlungen geflossen. Das scheint mir ein bisschen zäh zu fließen.
Volker Oppmann:Das stimmt, das ist noch nicht viel. Aber wir sind ja auch noch ganz am Anfang. Wir haben unsere Plattform noch nicht beworben, sie befindet sich sozusagen noch in einer offenen Betaphase. Wir wissen aber bereits, dass dieses Modell funktioniert und werden in diesem Jahr forciert in die Vermarktung starten. Momentan sind nur knapp 15.000 User auf unserer Plattform angemeldet. Langfristig wollen wir aber die zentrale Anlaufstelle für Literatur werden.
CCB Magazin:Sind die Bücher bei yourbook.shop nur Neuware oder bekomme ich dort auch gebrauchte Bücher?
Volker Oppmann:Aktuell nur Neuware. Wir haben aber durchaus Ideen in der Schublade, später auch den Gebrauchtbuchmarkt anzuschließen. Das braucht aber sicher noch zwei, drei Jahre.
CCB Magazin:Um die Literatur-Community auf der Plattform zu stärken, gibt es auch Artikel und Rezensionen. Wer darf die schreiben? Und vor allem, wer überprüft die Qualität des Contents?
Volker Oppmann:Artikel und Rezensionen verfassen darf jeder, der Lust dazu hat. Und falls jemand an etwas Anstoß nimmt, gibt es eine Melde-Funktion, über die wir die jeweiligen Inhalte dann prüfen und gegebenenfalls auch löschen können.
CCB Magazin:Volker, was hast du als nächstes vor, bleibt’s erstmal bei yourbook.shop oder ist schon das nächste Ding in Planung?
Volker Oppmann:Ich bleibe erstmal bei yourbook.shop. Wenn dann auch die Nutzerzahlen stimmen, wird uns sicher nicht langweilig. Da ist noch viel Luft nach oben.
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