Finanzierung
Bianca Creutz: „Die wirtschaftliche Bedeutung der Kultur- und Kreativwirtschaft muss anerkannt werden“
Wie haben sich die Einkommen in den kreativen Berufen entwickelt? Wie …
Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz schickt zwei neue Nachhaltigkeitsbeauftragte ins Rennen. Die Nina Schallenberg, Kuratorin der Nationalgalerie am Hamburger Bahnhof, ist eine davon. Was sieht die Arbeit einer Nachhaltigkeitsbeauftragten aus? Vor welchen Herausforderungen steht die Stiftung Preußischer Kulturbesitz?
CCB Magazin: Hallo Frau Schallenberg. Sie sind promovierte Kuratorin von der Nationalgalerie am Hamburger Bahnhof. Wie sind Sie geworden, was Sie heute sind?
Nina Schallenberg: Ich habe Kunstgeschichte, Philosophie und Neuere Deutsche Literatur studiert. Es war von Anfang an klar, dass ich im Museumsbereich arbeiten möchte, und so habe ich nach der Promotion und einem Volontariat am Museum Ludwig in Köln eine Stelle als Sammlungsleiterin am Wilhelm-Hack-Museum in Ludwigshafen angenommen. Mich hat schon immer die museale Auseinandersetzung mit den Kunstobjekten gereizt. Von Ludwigshafen kam ich dann nach Berlin zur Nationalgalerie.
CCB Magazin:Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz hat Sie vor wenigen Monaten zusammen mit Daniel Naumann zur Nachhaltigkeitsbeauftragten benannt. Gemeinsam sollen Sie eine Nachhaltigkeitsstrategie für die Kultureinrichtungen der SPK entwerfen. Wie kam es dazu?
Nina Schallenberg:Ende 2020 haben sich einige Kolleginnen und Kollegen aus der SPK zusammengefunden, um über Nachhaltigkeit in der SPK nachzudenken und zu überlegen, was sich diesbezüglich auf den Weg bringen lässt. Daraus hat sich eine Taskforce gegründet, die eine Roadmap zu größerer Nachhaltigkeit in den Einrichtungen der SPK entwickelt hat. In der Taskforce sind Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus allen fünf Einrichtungen der SPK engagiert. Außerdem gibt es sechs Nachhaltigkeits-AGs, die sich ebenfalls stiftungsweit konkreten Projekten in den Bereichen Ressourcenschonung, Recycling, Mobilität, Biodiversität und Nahrungsmittel widmen. Seit letzten Oktober bieten wir Nachhaltigkeitsbeauftragte eine zentrale Anlaufstelle für all diese Aktivitäten der Stiftung. Bei uns kommen viele Fäden zusammen. Wir verknüpfen die Ideen und Initiativen und versuchen darüber hinaus das Thema Nachhaltigkeit in allen Prozessen der Stiftung zu verankern.
CCB Magazin:Sie sagen, alle fünf Einrichtungen der SPK sollen nachhaltiger werden. Um welche handelt es sich da?
Nina Schallenberg:Zur SPK gehören die Staatlichen Museen zu Berlin, die Staatsbibliothek zu Berlin, das Geheime Staatsarchiv, das Ibero-Amerikanische Institut und das Staatliche Institut für Musikforschung.
CCB Magazin:Das ist ja eine ganze Menge, allein fast zwei Dutzend Museen, wenn ich mich nicht irre.
Nina Schallenberg:Das stimmt. Es sind viele verschiedene Museen, die in sehr unterschiedlichen Gebäudetypen untergebracht sind und auch sehr unterschiedliche inhaltliche Programme fahren.
CCB Magazin:Die Impulse zu mehr Nachhaltigkeit kamen aus der Belegschaft der SPK, sagen Sie. Wie verhält sich die Direktion dazu?
Nina Schallenberg:Es ist hier klar ein Richtungswechsel zu spüren. Weder der Präsident noch die Direktionen mussten grundsätzlich überzeugt werden, dass das Thema Nachhaltigkeit systematischer anzugehen ist als es in der Vergangenheit der Fall war. Schließlich gibt es auch aus der Politik klare Forderungen nach einem Kurswechsel, es wird strengere Vorgaben geben. Inwieweit Äußerungen seitens der Leitungsebenen nicht nur Lippenbekenntnisse bleiben, sondern Personal und Ressourcen zur Verfügung und Programme in Frage gestellt werden, muss sich zeigen.
CCB Magazin:Was wird konkret gefordert von der Politik? Und was fordert umgekehrt die SPK?
Nina Schallenberg:Von der Politik wird beispielsweise gefordert, dass wir in absehbarer Zeit in der Lage sind, unseren Verbrauch darzustellen und auf dieser Basis eine Strategie entwickeln, um den Verbrauch zu reduzieren. Ziel ist am Ende eine verbesserte Klimabilanz. Umgekehrt fordern wir von der Politik, dass wir für diesen Prozess grundsätzlich mehr Unterstützung bekommen - für Personal, für Investitionen. Durch die Bereitstellung von BKM-Mitteln für unsere so genannte „Grüne Inventur“, eine erste Erfassung unserer umweltrelevanten Daten, kam man uns hierfür schon entgegen. Ich bin gespannt, welche spezifischen Fördermöglichkeiten in Zukunft für Nachhaltigkeitsvorhaben im Kulturbereich eingerichtet werden.
CCB Magazin:Der Fokus des Transformationsprozesses liegt stark auf dem Ökologischen. Inwiefern wird auch die soziale Nachhaltigkeit mitgedacht? Beispielsweise in Form gerechter Löhne.
Nina Schallenberg:Wir haben bei der SPK eine Vision von Nachhaltigkeit entwickelt, die die soziale Komponente einschließt. Diese Vision ist auch ganz offiziell nach außen kommuniziert worden. Gleichwohl muss ich sagen, dass wir als Nachhaltigkeitsbeauftragte den Fokus zunächst auf den ökologischen Bereich legen. Aber die ökonomische und soziale Säule sind nicht von der ökologischen zu trennen und wir versuchen entsprechend alle drei Säulen in unseren Entscheidungen mitzudenken. Es gibt bei der SPK eine AG, die sich mit dem Thema Diversität befasst, auch im Hinblick auf die Personalstruktur der SPK.
CCB Magazin:Stichwort Diversität und Inklusion – was fordern sie hier, was sich zukünftig ändern soll?
Nina Schallenberg:Grundsätzlich sollten alle die Möglichkeit eines Zugangs erhalten – zu allen Bereichen, zu allen Ebenen. Da sind wir längst nicht – weder mit Blick auf Besucher*innen und Nutzer*innen noch mit Blick auf unsere Teams. Wie gesagt liegt der Schwerpunkt von Daniel Naumann und mir derzeit auf den ökologischen Aspekten der Nachhaltigkeit, weshalb ich Ihre Frage jetzt nicht beantworten kann. In ein bis zwei Jahren sieht das hoffentlich anders aus.
CCB Magazin:Sehr gut. Dann kann ich Sie in zwei Jahren nochmal dazu befragen.
Nina Schallenberg:Momentan arbeiten wir daran, neue Strukturen und Prozesse zu entwickeln. Es geht darum, wie Ideen und Initiativen aus den Einrichtungen der SPK am besten umgesetzt werden können. Zugleich analysieren wir die politischen Beschlüsse, die wir – zum Beispiel im Bereich Bau oder in der Beschaffung – bereits jetzt schon umsetzen müssen. Um all diesen Vorgehensweisen einen Rahmen zu geben, hat die SPK entschieden, eine EMAS-Zertifizierung anzustreben. Die Aufsetzung und Durchführung dieses EMAS-Prozesses gehören zu unseren zentralen Aufgaben als Nachhaltigkeitsbeauftragte.
CCB Magazin:Für alle, die es nicht wissen: Was genau ist eine EMAS-Zertifizierung und was bringt sie?
Nina Schallenberg:Die Zertifizierung beinhaltet, dass man als Behörde oder Institution ein Umweltmanagementsystem implementiert. EMAS ist eine Abkürzung für Eco Management and Audit Scheme – es konzentriert sich namentlich auf ökologische Aspekte. Dafür muss an erster Stelle ein Nachhaltigkeitsteam aufgebaut werden, in dem Kolleg*innen aus allen Einrichtungen zusammenkommen. Sie unterstützen die Datenerfassung sowie die Entwicklung und Implementierung von Maßnahmen, die unseren Betrieb zu einem nachhaltigeren machen. Es ist ein Prozess der kontinuierlichen Verbesserung – ein Kreislauf aus Erfassen, Entwickeln, Implementieren, Kontrollieren, Weiterentwickeln und so fort.
CCB Magazin:Was zeichnet Sie persönlich als Nachhaltigkeitsexpertin aus – welche Expertise bringen Sie mit?
Nina Schallenberg:Als Kuratorin habe ich mich bereits mit dem Thema Nachhaltigkeit befasst, konsequent mit dem eigenen Bestand gearbeitet und beispielsweise versucht, den Materialverbrauch bei Ausstellungen gering zu halten. Das nun nötige Management- und Fachwissen eigne ich mir zum Teil über Fort- und Weiterbildungen an und selbstverständlich lese ich viel über das Thema. Da muss man sich halt reinfuchsen.
CCB Magazin:Kulturinstitutionen haben unterschiedliche Problemfelder, was ihre Klimabilanz betrifft. Bei der Schaubühne liegt das dringlichste Problem beispielsweise an den Gastspielen und dem damit verbundenen CO2-Verbrauch durch Reisen, Transporte usw. Wo ist die größte Baustelle bei der SPK?
Nina Schallenberg:Das kann ich Ihnen nicht mit vollkommener Sicherheit sagen, da wir den Ist-Zustand noch nicht erfasst haben. Stand heute gehen wir davon aus, dass der Betrieb unserer technisch – insbesondere klimatechnisch – hochgerüsteten Gebäude den größten Posten unseres CO2-Verbrauchs aufweist. Der Erhalt unseres Kulturerbes bringt uns in eine Zwickmühle: einerseits sind wir verpflichtet die Objekte für nachfolgende Generationen zu bewahren, andererseits müssen wir unseren CO2-Ausstoss deutlich senken, wenn wir kein Treiber der Klimakrise sein wollen. Der internationale Leihverkehr und die damit verbundenen Transporte und Dienstreisen tragen im Bereich der Museen sicherlich ebenfalls zu einem hohen CO2-Verbrauch bei, ähnlich wie bei der Schaubühne. Wir sind schon sehr gespannt, welche Erkenntnisse wir aus unserer anstehenden „Grünen Inventur“ gewinnen und zu welchen Lösungen wir dann gelangen werden.
CCB Magazin:Frau Schallenberg, vielen Dank für das Gespräch.
Kennst du schon? Unser neues Magazin zum Thema Nachhaltigkeit und Kultur
Du willst das neue CCB Magazin kostenlos bestellen? [Hier gehts lang]
Schon gelesen?
Abonniere unseren monatlichen Newsletter!
Wir verwenden Cookies, um dir ein optimales Website-Erlebnis zu bieten. Durch Klicken auf „Alle akzeptieren“ stimmst du dem zu. Unter „Ablehnen oder Einstellungen“ kannst du die Einstellungen ändern oder die Verarbeitungen ablehnen. Du kannst die Cookie-Einstellungen jederzeit im Footer erneut aufrufen.
Datenschutzerklärung | Impressum
Wir verwenden Cookies, um dir ein optimales Website-Erlebnis zu bieten. Durch Klicken auf „Alle akzeptieren“ stimmst du dem zu. Unter „Ablehnen oder Einstellungen“ kannst du die Einstellungen ändern oder die Verarbeitungen ablehnen. Du kannst die Cookie-Einstellungen jederzeit im Footer erneut aufrufen.
Datenschutzerklärung | Impressum