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Sauber!

Sauber!
Foto: © SOAPBOTTLE / J.Breitenhuber

Zwischen 4,8 – 12,7 Millionen Tonnen Plastik gelangen jedes Jahr in die Meere – an den Folgen verenden rund eine Million Seevögel jährlich. Um Plastikmüll zu vermeiden, hat Jonna Breitenhuber ein alternatives Hygieneprodukt entwickelt: die SOAPBOTTLE. Wie funktioniert das Konzept?
 

INTERVIEW  Jens Thomas

 

CCB Magazin: Jonna, du hast mit der SOAPBOTTLE ein alternatives Hygieneprodukt auf den Weg gebracht, das sich von selbst auflöst. Wie viele davon hast du mittlerweile schon aufgebraucht?

Jonna Breitenhuber:Noch gar keine! Die SOAPBOTTLE ist ja noch nicht auf dem Markt. Aber dass es funktionkiert, das weiß ich. 

CCB Magazin:Schön. Wie genau funktioniert dein Produkt? 

Jonna Breitenhuber:Ganz einfach. Die SOAPBOTTLE ist eine Verpackung für flüssige Körperpflegeprodukte, die aus Seife hergestellt wird. Nachdem der flüssige Inhalt aufgebraucht ist, kann die SOAPBOTTLE als Handseife verwendet oder unter Zugabe von Soda und Natron zum Beispiel zu Waschmittel weiterverarbeitet werden; die Seife besteht aus natürlichen Rohstoffen und ist biologisch abbaubar. Verpackungsmüll kann so komplett vermieden werden.

Wir brauchen alternative Verpackungsmöglichkeiten zur herkömmlichen Einweg-Plastikflasche. Die SOAPBOTTLE könnte hierfür eine Lösung sein. Sie ist als Handseife verwendbar und kann unter Zugabe von Soda und Natron zu Waschmittel weiterverarbeitet werden - alles ist biologisch abbaubar

Die Gründerin: Jonna Breitenhuber, hat die SOAPBOTTLE entwickelt. Foto © SOAPBOTTLE / J.Breitenhuber
 

CCB Magazin:Du hast das Produkt an der Universität der Künste während deines Studiums in deiner Masterarbeit entwickelt. Wie kam die Idee auf? 

Jonna Breitenhuber:Ich hatte damals einen Nebenjob als Verpackungsdesignerin für Kosmetikprodukte. Dadurch wurde mir bewusst, dass es kaum kunststofffreie Verpackungen für flüssige Körperpflegeprodukte gibt. Dieser Problematik wollte ich mich stellen. Aus der Lebensmittelbranche kennt man ja bereits Beispiele, bei denen das Produkt selbst zur Verpackung wird. Ich hatte mich damals gefragt, ob dieses Konzept nicht auch auf Körperpflegeprodukte übertragbar ist – so fing alles an. Ich begann, mit Seife zu experimentieren. 

CCB Magazin:Und dann? 

Jonna Breitenhuber:Nach meiner Masterarbeit habe ich das Konzept veröffentlicht. Das Echo war erstaunlich. Ich konnte die SOAPBOTTLE auf verschiedenen Messen und Ausstellungen präsentieren. Ich bekam unglaublich viel positives Feedback – auch von Unternehmen, die großes Interesse an einer Kooperation zeigten. Im letzten Sommer habe ich mich dann für die Zusammenarbeit mit einem niederländischen Unternehmen entschieden, um das Konzept zu einem marktreifen Produkt weiterzuentwickeln. 

CCB Magazin:Du hast dafür im letzten Jahr den Bundespreis Ecodesign im Bereich "Nachwuchs" gewonnen. In einem Interview sprichst du davon, dass du möchtest, dass man einfach unbedenklich weiterkonsumieren kann. Ein Großteil der Nachhaltigkeitsforscher würden dir da widersprechen. Zentrales Argument ist, dass Konsum radikal eingeschränkt werden müsse, um wirklich nachhaltig zu sein. Geht dein Produkt am eigentlichen Problem vorbei?

Jonna Breitenhuber:Natürlich möchte ich mit diesem Konzept nicht die Illusion verbreiten, dass man einfach unbedenklich weiterkonsumieren kann. Ich denke aber auch, dass es Alternativen braucht. Es ist nicht realistisch, dass alle Menschen von einem Tag auf den anderen radikal auf Produkte wie der Körperpflege verzichten, das geht auch gar nicht. Darum brauchen wir nicht nur eine Sensibilisierung für die durch Konsum verursachte Umweltverschmutzung. Wir brauchen auch alternative Verpackungsmöglichkeiten zur herkömmlichen Einweg-Plastikflasche. Hierzu ist die SOAPBOTTLE ein guter Weg. 

CCB Magazin:Wie baut man ein Unternehmen wie SOAPBOTTLE auf? Auf was kommt es an? Und welche Fehler sollte man vermeiden?

Jonna Breitenhuber:Um ein Unternehmen wie SOAPBOTTLE aufzubauen, durchläuft man verschiedene Phasen. Von der Konzeption über die Entwicklung eines Prototypen bis hin zur Produktion, Markteinführung und schließlich dem Verkauf der Produkte. Wir arbeiten im Moment an der Produktentwicklung. Es ist wirklich wichtig, die richtigen Partner für die entsprechende Phase zu finden. Deshalb sollte man genau wissen, welche Anforderungen und Ziele man in jeder Phase hat und welches Budget oder Fachwissen man benötigt, um die Ziele zu erreichen. Bevor man mit Partnern oder Investoren einen Deal eingeht, sollte man sich ihrer Absichten im Klaren sein und sich überlegen, inwiefern sie einen Mehrwert für das Unternehmen schaffen können und ob man dieselben Ziele verfolgt.

© SOAPBOTTLE / J.Breitenhuber
 

CCB Magazin:Du hattest gerade eine Crowdfunding-Kampagne auf Kickstarter. Wen und was willst du erreichen? 
 
Jonna Breitenhuber:Ja, wir hatten im April eine Crowdfunding-Kampagne für die Entwicklung und Realisierung von SOAPBOTTLE gestartet. Wir waren wirklich überwältigt, wie viele Menschen mitgemacht haben. Man konnte uns finanziell unterstützen und SOAPBOTTLE vorbestellen, die im Mai 2022 ausgeliefert werden sollten. Doch dann kamen viele Dinge zusammen: Zum einen sind wir während unsere Materialforschung auf neue Erkenntnisse gestoßen, die klarmachten, dass die Entwicklung und Produktion von SOAPBOTTLE zeitintensiver und teurer als erwartet sein wird. Zum anderen kam es zu personellen und operativen Veränderungen; unser niederländischer Mutterkonzern ist selbst sehr schnell gewachsen und hatte nicht mehr genug Kapazität, unser Projekt SOAPBOTTLE ausreichend zu unterstützen. So ist das Projekt leider ins Stocken geraten.

CCB Magazin:Das heißt? 

Jonna Breitenhuber:Wir haben schließlich gemeinsam entschieden, dass es das Beste für das Projekt ist, wenn wir SOAPBOTTLE wieder von seinem niederländischen Mutterkonzern entkoppeln. Diese schwierige Entscheidung und der damit verbundene organisatorische Aufwand haben natürlich Kraft und Zeit gekostet. Schnell war klar, dass wir nicht mehr in der Lage sein werden, unser Kickstarter-Versprechen zu erfüllen und die SOAPBOTTLE rechtzeitig auszuliefern. Da wir nie eines dieser Crowdfunding-Projekte sein wollten, die den Liefertermin immer wieder verschieben oder am Ende unseren Unterstützern gar nichts mehr anbieten können, haben wir uns entschieden, uns von diesem Druck zu befreien und den gesamten Betrag unserer Unterstützer*innen zurückerstattet. 

CCB Magazin:Wie waren die Reaktionen? 

Jonna Breitenhuber:Die waren glücklicherweise sehr verständnisvoll – und haben uns motiviert, trotz des „Rückschlags“ weiterzumachen. Das ist natürlich ein großer Wendepunkt für uns, zugleich aber eine Chance, das Projekt noch einmal auf eine andere und unabhängigere Weise anzugehen.

CCB Magazin:Wie geht's mit den SOAPBOTTLEs weiter? Wo willst du hin und wann kann ich dein Produkt endlich in meiner Dusche begrüßen? 
 
Jonna Breitenhuber:Hoffentlich bald! Wir sind gerade dabei, uns neu zu organisieren. Wir wollen mit einem besser ausgearbeiteten Plan das Projekt weiter vorantreiben. Und wir wollen uns genug Zeit dafür nehmen, um mit SOAPBOTTLE ein gutes und wirklich nachhaltiges Produkt zu entwickeln, das Plastikmüll im Badezimmer überflüssig macht. 


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