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lieber laut

lieber laut
Foto: © Ralph Bergel

„lieber laut“ ist das diesjährige Thema des Ortstermin-Kunstfestivals in Moabit. Am Wochenende vom 26. bis 28. August öffnen Künstler*innen und Kultureinrichtungen für alle Interessierte ihre Türen und präsentieren ihre Kunst. Was ist zu erwarten? Hier drei Eindrücke von Projekten in den Worten ihrer Macher*innen. 

 

Beatrix Pahl (Text-Installation „Wir weigern uns, Feinde zu sein“)

Widerständisch sein, sich weigern, das bedeutet nicht stumm und unberührt zu erdulden, was geschieht. Es ist das Gegenstück zu Unterwerfung und Akzeptanz. Es bedeutet aktiv zu werden - laut zu werden gegen Ungerechtigkeiten. Dabei muss Widerstand nicht gewaltvoll und zerstörerisch sein. Laut geht auch anders. Laut geht auch gewaltfrei. „Wir weigern uns, Feinde zu sein“ ist ein Motto des gewaltfreien Widerstands. Denn es gibt alternative Wege zu Feindschaft und Gewalt. Die Text-Installation, die beim Ortstermin Festival gezeigt wird, will diese Wege und Stimmen LAUT machen und so zur Deeskalation beitragen. Zu erwarten sind Texte und Grafiken verschiedener Menschen, die sich positionieren, Fragen aufwerfen und konkret werden: Laut. Widerständisch. Gewaltfrei.

Beatrix Pahl am Strand. Foto: Jakub Jabłoński

 

Adam Lupton

Meine Obsessionen und Zwänge gehen Hand in Hand mit unseren modernen Ängsten; sie sind nicht voneinander zu trennen. Ich bin ein Produkt meiner Zeit. Der Strom ständiger Informationen, ständiger Wahlmöglichkeiten, ständiger Optionen führt zu einem Paradoxon der Wahl, einem überwältigenden Gefühl, dass man alles haben kann, während man sich gleichzeitig durch Technologie und Kapitalismus voneinander und von sich selbst entfremdet. Das Ringen um Klarheit ist Teil der Zwangsstörung: Es gibt eine Menge Zweifel im Zusammenhang mit der Obsession, und die Handlungen oder grüblerischen Gedanken sind ein Versuch, Klarheit zu finden, um diese Zweifel aufzulösen. Aber es ist ein zyklischer Prozess, der nicht endet, weil der Zweifel immer wieder auftaucht. Man wird ihn nicht los, aber man akzeptiert ihn und kann die Lautstärke herunterdrehen. Die Verbindung zum Thema "lieber laut" ergibt sich aus dieser Spannung zwischen dem inneren Lärm und dem äußeren Lärm: dem ohrenbetäubenden Geplapper des Gehirns und seinen aufdringlichen Gedanken und der Stille der Bilder.

Adam Lupton vor einem seiner Bilder. Foto: Ralph Bergel

 

Marina Sorbello, Kuratorin (Ausstellung: „Praktiken der Aufmerksamkeit“)

Wir leben in einer Gesellschaft, wo es zunehmend schwierig ist, aufmerksam und präsent zu sein. Unsere Aufmerksamkeitsspanne hat sich drastisch gemindert, Denkprozesse sind zunehmend gestört, wir sind unkonzentriert und permanent abgelenkt: Wie Essayist Johann Hari in seinem Buch Stolen Focus schreibt, hat das mit der Art, wie wir heutzutage leben, zu tun, mit der Illusion von Multitasking und mit den verschiedenen Bildschirmen, die wir täglich, kontinuierlich, zwanghaft anschauen, die uns buchstäblich den Fokus stehlen.

Wie können wir den verlorenen Fokus zurückgewinnen? Aus der Kunst. Zum Beispiel aus den Beiträgen der fünf Künstlerinnen der Ausstellung Praktiken der Aufmerksamkeit. Von ihnen kommen Impulse, wie wir bewusst unsere Wahrnehmungskraft pflegen können. Aufmerksamkeit, Fokus, Präsenz sind Voraussetzungen für Kreativität und für das künstlerische Schaffen; es sind letztlich Grundvoraussetzungen für ein gutes Leben, egal in welchem Bereich man tätig ist, ob man jung oder alt ist.

Die Gruppenausstellung Praktiken der Aufmerksamkeit beinhaltet Arbeiten von fünf Künstlerinnen – Yvonne Andreini, Christine Bachmann, Alessandra Eramo, Diana Legel, Alexandra Wolfram – die sich auf verschiedene Weise und anhand unterschiedlicher Techniken mit Themen wie Aufmerksamkeit, Konzentration, Flow-Zustände künstlerischer Praktiken, Ritualen und der Deutung von Wirklichkeit auseinandersetzen.

Die Künstlerinnengruppe. Foto: Ralph Bergel

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