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Sie gehört zu den top-notch Unternehmerinnen in Deutschland und hat mit ihren 32 Jahren so viel Berufserfahrung wie andere am Ende ihrer Laufbahn. Mit der Gründung ihres Unternehmens „Plan A“ sagt Lubomila Jordanova dem Klimawandel den Kampf an. Sie will Unternehmen dabei helfen, ihre Betriebsabläufe zu dekarbonisieren – durch eine Software und ein digitales Experten-Netzwerk. Wer ist diese Frau?
CCB Magazin: Hallo Lubomila. Das Handelsblatt hat dich im vergangenen Jahr zu den Top 50 Frauen im Tech-Bereich gekürt, Forbes zu den 30 einflussreichsten Unternehmerinnen unter 30. Steigt dir so viel Lob nicht zu Kopf?
Lubomila Jordanova: Nein, nein, ganz und gar nicht. Ich sehe es als meine Mission an, den Klimawandel zu bekämpfen. Dabei geht es nicht um meine persönlichen Erfolge, sondern um die Erfolge meines Unternehmens Plan A und die Werte, die wir vermitteln. Ich freue mich natürlich über das viele Lob, es ist Teil der Reise, die wir unternommen haben, aber eben nicht das wichtigste. Und dann sind wir ja auch ein Team, allein schon deshalb sehe ich mich nicht im Fokus. Auf die Sache kommt es an.
CCB Magazin:Du hast mit deinen 32 Jahren ein erstaunlich vielseitiges Portfolio zu bieten. Aber bevor wir darauf zu sprechen kommen, erzähl doch bitte erst einmal, wo du eigentlich herkommst und was dich nach Berlin verschlagen hat.
Lubomila Jordanova:Ich habe bis jetzt in sieben verschiedenen Ländern gelebt, davon lange Zeit in England, wo ich mit 17 von Bulgarien für mein Studium hingezogen bin. In Berlin bin ich nun seit fünf Jahren, hier habe ich auch Plan A gegründet. Ich hatte Deutsch auf dem Gymnasium gelernt, von daher war es naheliegend, irgendwann einmal nach Deutschland zu kommen.
CCB Magazin:Studiert hast du unter anderem an der renommierten London School of Economics and Political Science. Daraufhin folgten diverse Praktika im Bereich Risikokapital, Telekommunikation und Finanzen. Wolltest du einfach mal überall reinschnuppern oder hast du dabei schon ein Ziel vor Augen gehabt?
Lubomila Jordanova:Ich hatte keine Idee, was ich machen wollte. Der Finanzbereich war interessant für mich, weshalb ich unter anderem auch im Investment Banking gearbeitet habe. Die meisten meiner Berufserfahrungen, die ich vor der Gründung von Plan A gemacht hatte, hatten etwas mit Finanzen zu tun. Die Idee eine Firma zu gründen, die etwas mit Nachhaltigkeit zu tun hat, kam mir allerdings erst 2016. In diesem Jahr bin ich durch Freunde auf das Thema des Klimawandels gestoßen und dachte, dass es mehr Business-Leute braucht, die sich dem Problem annehmen. Bis dahin hatten sich nur wenige Unternehmen für den Klimawandel und seine Folgen interessiert. Das wollte ich ändern.
Noch bis vor wenigen Jahren gab es keine gebündelte Zusammenarbeit zwischen den Regierungen, Unternehmen, NGOs und Wissenschaftlern. Das wollte ich mich mit Plan A ändern, indem ich alle Akteure auf einer Plattform zusammenbringen wollte
CCB Magazin:Wie bist du auf das Thema gestoßen? Gab es einen bestimmten Auslöser?
Lubomila Jordanova:Ja. Auslöser war eine Reise nach Marokko. Eigentlich wollte ich dort nur surfen lernen. Als ich dann aber in Taghazout ankam, fiel mir der ganze Müll auf. Das schockierte mich zutiefst. Statt zu surfen, sammelte ich dann die nächsten zehn Tage Müll vom Strand und in der Stadt auf. Das hat mir die Augen geöffnet und ich habe mich intensiver mit dem Problem des Klimawandels befasst. 2016 gab es im Übrigen noch keine Greta Thunberg, Fridays for Future oder Extinction Rebellion, es gab nur Wissenschaftler und Institute, die das Problem auf dem Radar hatten. Das Erlebnis in Marokko hat auch meinen eigenen Lebensstil verändert. Ich bin seit Jahren Vegetarierin und konsumiere nicht einfach unbedacht. Beispielsweise achte ich sehr darauf, wo meine Klamotten herkommen. Ich kaufe wenig, oft Second-Hand, und spende für jede neue Klamotte, die ich kaufe, ein anderes Kleidungsstück von mir über die GIFTD-App von Hannah Kromminga.
CCB Magazin:Mit der Gründung der PlanA.Earth GmbH, einem Unternehmen das Software für andere Unternehmen zur Kohlenstoffreduzierung anbietet, willst du dem Klimawandel den Kampf ansagen. Was ist die Idee dahinter?
Lubomila Jordanova:2016 habe ich mich entschieden meinen alten Job bei einem Fintech-Startup zu kündigen und mich auf die Gründung von Plan A zu konzentrieren. Auch London war für mich keine Option mehr, weshalb ich dann auch nach Berlin gezogen bin. In dieser Zeit habe ich zwei Untersuchungen durchgeführt. Die eine war eine Datenanalyse zum weltweiten Status Quo des Klimawandels, sozusagen eine Bestandsaufnahme der Sachlage. Die Frage, die mich interessierte, war: In welchen Ländern gibt es welche Probleme und was wird dagegen getan. Dazu habe ich Datenbanken der Weltbank, des World Ressource Instituts, der UN und anderen Organisationen ausgewertet. Vor allem habe ich geschaut, wo das Geld hinfließt, also, wie das Verhältnis ist zwischen vom Klimawandel bedrohten Länder und den Hilfen, die sie bekommen. Dabei ist mir aufgefallen, dass das Geld nicht dahinfloss, wo die Probleme lagen.
Die Idee von Plan A ist, wissenschaftliche Erkenntnisse und Expertise zu bündeln und sie Unternehmen, die ihren CO2-Fußabdruck senken wollen, bereitzustellen. Unsere Software fokussiert sich auf Emissionsbilanzierung und Dekarbonisierung
CCB Magazin:Kannst du ein Beispiel geben?
Lubomila Jordanova:Ein Beispiel ist die Wüstenbildung in Afghanistan. Durch den Klimawandel schwinden dort die Wasserressourcen, was die Biodiversität gefährdet. Das Land bekam aber kaum finanzielle Unterstützung, um gegensteuern zu können. Heute ist das anders, selbst die wenig prominenten Länder wie die Fidschi-Inseln bekommen mehr Geld und Aufmerksamkeit. Der zweite Teil meiner Untersuchung bestand aus 300 Interviews mit Leuten aus dem Business-Bereich – Finanzen, Management, Consulting usw. –, um zu erfahren, wie sie über den Klimawandel denken. Dabei fiel mir auf, dass viele einfach nur Meinungen hatten, statt sich an Fakten zu orientieren. Viele wussten einfach nichts über das Thema oder es war ihnen egal. Das war eine enttäuschende Erfahrung für mich. Die Regierungen, Unternehmen, NGOs, Wissenschaftler – alle machten irgendwie allein ihr Ding, es gab keine gebündelte Zusammenarbeit zwischen den Akteuren. Genau das wollte ich mich mit Plan A ändern, indem ich alle Akteure auf einer Plattform zusammenbringen wollte.
CCB Magazin:Was bietet Plan A seinen Kunden genau an?
Lubomila Jordanova:Die Idee von Plan A ist, wissenschaftliche Erkenntnisse und Expertise zu bündeln und sie Unternehmen, die ihren CO2-Fußabdruck senken wollen, bereitzustellen. Unsere Software fokussiert sich auf Emissionsbilanzierung und Dekarbonisierung. Wir haben verschiedene Module auf der Plattform, um Klimabilanzen für ganz unterschiedliche Industriebereiche zu berechnen, zum Beispiel für die Automobilindustrie. Hier ist BMW einer unserer Partner. Wir bei Plan A sind aber der festen Überzeugung, dass es nicht ausreicht, nur den aktuellen ökologischen Fußabdruck sichtbar zu machen. Stattdessen hilft unsere Software Unternehmen aktiv dabei, Paris-konforme Netto-Null-Ziele festzulegen und diese mit Hilfe von mehr als 1.000 Dekarbonisierungslösungen und -aktivitäten sowie durch ein Netzwerk von Dienstleistern und Nachhaltigkeitsexperten zu erreichen. Unser Tool funktioniert im Übrigen auch für Kulturinstitutionen. Wir arbeiten mit Universitäten, Stiftungen und Veranstaltern zusammen, auch in Berlin.
CCB Magazin:Seit euren Anfängen in Berlin 2017 habt ihr nach eigenen Angaben gemeinsam mit den Unternehmen 400.000 Tonnen Kohlenstoff bilanziert. Euer erklärtes Ziel ist, eine Gigatonne, was einer Milliarde entspricht. 2.500-Mal so viel wie aktuell. Das klingt nicht machbar, oder?
Lubomila Jordanova:Wir wachsen exponentiell, das heißt, dass wir mit unserem Produkt jeden Monat ein Vielfaches mehr an Kohlenstoffemissionen sichtbar, verwaltbar und reduzierbar machen. Alleine in den vergangenen zwei Monaten haben wir mehr als 300.000 Tonnen Kohlenstoff bilanziert, mehr als das Dreifache als in den drei Jahren zuvor. Wir gewinnen immer mehr internationale Kunden und machen zunehmend große Investoren auf uns aufmerksam – die Geschwindigkeit, mit der wir Unternehmen rund um den Globus unterstützen, nachhaltig zu wirtschaften, nimmt also rapide zu. In knapp vier Jahren werden wir auf 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in mehreren Ländern angewachsen sein, derzeit haben wir 500 Kunden. Wir sind kein Startup mehr.
CCB Magazin:Zum Schluss: Welche Stadt gefällt dir besser, London oder Berlin?
Lubomila Jordanova:Beides sind großartige Städte. Aber ich freue mich, dass ich jetzt in Berlin lebe. Die Stadt ist freundlicher als London. Auch ist der Lifestyle weniger stressig und die Life-Work-Balance viel besser. Das tut mir gut. Ich habe einen sehr arbeitsintensiven Job, deshalb kommt mir das außerhalb der Arbeit zugute. Berlin ist weltoffen und bunt. Hier gibt es kein Statusgehabe und keine „Hackordnung”. Vielmehr bietet die Stadt einem die Möglichkeit, zu sein, wer man will. Das imponiert mir sehr.
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