Karriere
NewStarters: "Wir nennen das gelenkte Integration"
Diar Khal (Foto) hatte mit seinen Brüdern Al und Joudi Khal …
In unserer neuen Reihe „Wie bist du in Form“ fragen wir, welche Rechtsformen für Kreativschaffende die richtigen sind: GbR, GmbH, gGmbH oder alles zusammen? Wie organisiert man sich? Welche Vorteile bringt die eine oder andere Rechtsform? - und wie ist die Wahrnehmung des Kunden? Heute im Gespräch: Christof Mayer, Architekt und Mitbegründer von raumlaborberlin.
CCB Magazin:Hallo Christof. Wer bist du und was ist raumlabor?
Christof Mayer:raumlabor besteht als Gruppe seit 1999 und ist aus einer gemeinsamen Praxis heraus entstanden. Das Arbeitsfeld von raumlabor ist sehr breit, von der Konzeption und Gestaltung von Ausstellungen über die Moderation und Begleitung von planerischen Prozessen bis zum Initiieren und Realisieren von Projekten wie beispielsweise der Floating University. Neben gemeinsamen inhaltlichen Interessen ist Vertrauen die wichtigste Grundlage unserer Zusammenarbeit.
CCB Magazin:Wie organisiert ihr euch als Gruppe?
Christof Mayer:Alle Partner haben einen Hintergrund in Architektur, aber im Laufe der Zeit unterschiedliche Interessen entwickelt. Organisatorisch heißt das, dass manche als Künstler Mitglied in der KSK (Künstlersozialkasse) sind, andere Mitglied in der Architektenkammer und bei dem dazugehörenden Versorgungswerk. Vor diesem Hintergrund schließt sich eine Partnerschaftsgesellschaft als Organisationsform aus. Möglich wäre eine GmbH, aber das kommt nicht in Frage, weil der bürokratische Aufwand ungleich größer wäre. Neben einer doppelten Buchführung müssten Gewinne bilanziert und Soll versteuert werden, was in der Arbeitssituation von raumlabor sehr schwierig ist. Darüber hinaus müssten alle Partner bei der GmbH angestellt sein, beispielsweise als Geschäftsführer*innen. Auch dies entspricht nicht den Anforderungen unserer flexiblen Arbeitsweise. Als Gruppe hat raumlabor keine Rechtsform, insofern sind alle Mitglieder Einzelunternehmer*innen, jeder hat eigene Mitarbeiter*innen oder Praktikant*innen, wir arbeiten trotzdem sehr eng zusammen, innerhalb der Gruppe, aber auch regelmäßig mit externen Partnern.
Als Einzelunternehmer*in ist jeder von uns für seinen oder ihren Lebensunterhalt verantwortlich, an Projekten wird aber meist in Teams gearbeitet. Wenn es sich um Projekte handelt, die über einen längeren Zeitraum gehen, gründen wir eine GbR
CCB Magazin:Wie viele Menschen gehören zu raumlabor?
Christof Mayer:Derzeit besteht die feste Gruppe aus neun Partner*innen. Die Gruppe hat nach und nach zusammengefunden. Anfangs hatten alle Erwerbsarbeit außerhalb von raumlabor. Ich selbst war beispielsweise lange Zeit Partner in einem Architekturbüro. Mit der Arbeit dort habe ich meinen Lebensunterhalt verdient. Mittlerweile ist raumlabor für alle die Existenzgrundlage.
CCB Magazin:Und wie arbeitet ihr zusammen?
Christof Mayer:Als Einzelunternehmer*in ist jeder von uns für ihren bzw. seinen Lebensunterhalt verantwortlich. An Projekten wird aber meist in Teams, zu zweit oder in Gruppen, gearbeitet. Wenn es sich um Projekte handelt, die über einen längeren Zeitraum gehen, wird gegebenenfalls eine GbR gegründet. Das erfolgt meist sehr niedrigschwellig über mündliche Vereinbarung. Darum ist Vertrauen auch essentiell. Bei einer GbR liegt die Haftung bei den Gesellschafter*innen, gemeinsam und unbeschränkt mit ihrem Privatvermögen. Insgesamt versuchen wir aber die Anzahl projektbezogener GbRs gering zu halten und als Einzelunternehmer*in aufzutreten, weil das ab einem gewissen Punkt dann auch unübersichtlich wird. Gut, dass wir eine Steuerberaterin haben, die für uns alle die Steuererklärung macht.
Für die meisten Auftraggeber*innen ist wichtig zu wissen, wer Auftragnehmer*in und wer Ansprechpartner*in ist. Wie das intern geregelt wird, ist unerheblich. Um das Risiko zu beschränken, schließen wir entsprechend der Anforderungen der Projekte Haftpflichtversicherungen ab
CCB Magazin:Wie reagieren Auftraggeber auf eure Gruppe?
Christof Mayer:Interessante Frage. Gelegentlich kommt es zu Irritationen, da unsere Außenwirkung offensichtlich eine andere Struktur und Organisationsform erwarten lässt. Grundsätzlich hat das aber noch nie zu Problemen geführt. Für die meisten Auftraggeber*innen ist wichtig zu wissen, wer Auftragnehmer*in und wer Ansprechpartner*in ist. Wie das intern geregelt wird, ist da unerheblich. Um das Risiko zu beschränken, schließen wir entsprechend der Anforderungen der Projekte Haftpflichtversicherungen ab. Manche Auftraggeber*innen fordern das auch explizit.
CCB Magazin:Habt ihr eine gemeinsame Arbeitsstelle?
Christof Mayer:Es gibt ein gemeinsames Studio im Atelierhaus Am Flutgraben in Treptow. Neben der Miete werden Kosten für eine gemeinsame Büroinfrastruktur, sowie die Ausgaben für Öffentlichkeitsarbeit geteilt. Der Anteil dieser Kosten soll in Relation stehen zu den Umsätzen, die jede*r einzelne mit Projekten innerhalb der Gruppe erwirtschaftet. Dazu haben wir eine Gemeinkostenabgabe (raumlaborsteuer) auf die individuellen Umsätze vereinbart. Diese Abgabe liegt momentan bei vier Prozent. Die Idee dabei ist, dass nicht jeder zu jedem Zeitpunkt Umsätze mit seiner Arbeit bei raumlabor erzielt und daher gemeinschaftliche Ausgaben proportional zum Einkommen sein sollen. Ich war wie gesagt lange Zeit Partner in einem Architekturbüro. Gleichzeitig war ich Teil der Gruppe und habe mit raumlabor gearbeitet, aber eben in wesentlich geringerem Umfang als andere. Ich wollte mich aber auch an den Gemeinkosten beteiligen, aber in angemessener Weise. Mit der Abgabe auf die Umsätze haben wir eine gute Lösung gefunden.
Schon gelesen?
Abonniere unseren monatlichen Newsletter!
Wir verwenden Cookies, um dir ein optimales Website-Erlebnis zu bieten. Durch Klicken auf „Alle akzeptieren“ stimmst du dem zu. Unter „Ablehnen oder Einstellungen“ kannst du die Einstellungen ändern oder die Verarbeitungen ablehnen. Du kannst die Cookie-Einstellungen jederzeit im Footer erneut aufrufen.
Datenschutzerklärung | Impressum
Wir verwenden Cookies, um dir ein optimales Website-Erlebnis zu bieten. Durch Klicken auf „Alle akzeptieren“ stimmst du dem zu. Unter „Ablehnen oder Einstellungen“ kannst du die Einstellungen ändern oder die Verarbeitungen ablehnen. Du kannst die Cookie-Einstellungen jederzeit im Footer erneut aufrufen.
Datenschutzerklärung | Impressum